: Christian Ditfurth
: Tod in Kreuzberg Krimi
: carl’s books
: 9783641090678
: Die Dornröschen-Reihe
: 1
: CHF 7.20
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: Spannung
: German
: 384
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Platten-Rosi ist tot. Ihre Leiche lag auf der Admiralbrücke. Dort, wo Kreuzberg überlaufen wird von Touristen. Wo Immobilienspekulanten die Mieter verdrängen, um Luxuswohnungen für die Reichen zu bauen. Rosi war eine Freundin der Okerstraßen-WG gewesen. Von Matti, dem abgebrochenen Studenten und Taxifahrer. Von Dornröschen, hinter dessen Dauergähnen sich ein hellwacher Verstand verbirgt. Von Twiggy, der fast alles beschaffen kann und geheimnisvollen Geschäften nachgeht.

Die Polizei behauptet, den Mord aufgeklärt zu haben, und erschießt den Tatverdächtigen auf der Flucht. Doch Dornröschen weiß, dass Rosi Machenschaften der Kolding AG aufgedeckt hat, jenes Immobilienhais, der den halben Gräfekiez aufgekauft hat. Rosi führte in einer Bürgerinitiative den verlorenen Kampf gegen die 'Aufwertung von Wohnraum'. Sie schreckte vor militanten Aktionen nicht zurück.

Die Okerstraßen-WG stößt auf einen Sumpf der Korruption. Spekulanten, Politiker und Bürokraten schieben sich die Beute zu. Als die WG dem Mörder nahekommt, schlägt er zurück. Brutal und gnadenlos.

Christian v. Ditfurth, geboren 1953, ist Historiker und lebt als freier Autor in Berlin und in der Bretagne. Neben Sachbüchern und Thrillern wie 'Der 21. Juli' und 'Das Moskau-Spiel' hat er die Krimiserie um den Historiker Josef Maria Stachelmann und die Eugen-de-Bodt-Serie veröffentlicht. 'Tanz mit dem Tod' ist der Auftakt einer historischen Krimiserie um den Polizeikommissar Karl Raben, die im Berlin der 1930er Jahre beginnt.

2: Speak To Me Someone

Ülcan saß hinter dem fleckigen Monsterschreibtisch in dem Kabuff, das er sein Büro nannte. Die Luft war voller Zigarettenqualm, vor sich hatte Mattis Chef die Sportseiten derMilliyet, und offenbar war der türkische Fußball in der Krise oder wenigstens Trabsonspor. Jedenfalls guckte Ülcan trübe aus seinen großen schwarzen Augen auf Matti, der pünktlich zur Tagesschicht erschienen war und das reinste aller Gewissen hatte. In den letzten Monaten hatte er funktioniert wie ein Uhrwerk, hatte tonnenweise Fahrgäste von hier nach dorthin gefahren, hatte sich das Gemecker über die Scheißregierung, HerthaBSC, die Kommunisten oder den Osten angehört, ohne ein einziges Mal deutlich zu werden, hatte es sogar hingenommen, dass ihm einer ins Auto kotzte, empfand sich auf der Straße als Ritter der Höflichkeit und lieferte das Geld rechtzeitig beim Taxibesitzer ab. Aber er hatte natürlich keine Sekunde erwartet, dass der es ihm dankte. Vielleicht sollte er es als Anerkennung betrachten, dass ihn Ülcan nicht mit einer Schimpfkanonade bombardierte, sondern ihm nur einen kurzen traurigen Blick zuwarf und irgendwas brummte, was Matti als Gutenmorgengruß verstand. Matti nahm den Schlüssel vom alten E-Klasse-Benz vom Brett und verließ das Büro. Er schloss die Tür, damit Ülcan seine Selbsträucherung fortsetzen konnte, und stieg ins Auto. 289 765 Kilometer stand auf dem Tacho. In der Ablage vor dem Automatikwahlhebel lag immer noch die gelbe Broschüre mit den Weisheiten des Konfuzius, aber Matti hatte schon ewig nicht mehr hineingeschaut. Vor einem Jahr hatte er täglich darin gelesen, aber es war eine Scheißzeit gewesen, und das Büchlein erinnerte ihn daran. Doch wegwerfen wollte er es auch nicht. Noch nicht. In der Ecke des Hinterhofs rostete immer noch das Kreidlermoped, dessen massenhafte Nutzung vor ein paar Jahrzehnten die demografischen Nöte Deutschlands um einige Promille vergrößert hatte, wobei der Schwund vor allem die Dorfjugend traf, was in Mattis Augen die Sache nicht unbedingt dramatisierte.

Er startete den Diesel und fuhr in Richtung Hermannplatz, als seinPDA piepte. Die Tour von der Lenaustraße 41 zur Oderstraße in Friedrichshain nahm er an, die alte Dame wartete schon vor der Tür. Sie trippelte mit Handtasche und Hut ins Taxi, überm Arm trug sie trotz der Augustwärme einen Mantel.

»Die Oderstraße kennen Sie doch wohl?«, fragte sie skeptisch, als sie auf der Rückbank saß.

»Ja«, sagte Matti trocken.

»Na, nicht jeder Taxifahrer im Westen kennt sich drüben aus«, sagte sie spitz.

»Am Traveplatz«, erwiderte Matti. Eine Tour, die sich nicht lohnte.

Die Dame schwieg.

Der Duft eines Parfüms zog unter Mattis Nase. Warum erinnerte er ihn an Lily? Sie hatte anders gerochen.

Sie fuhren über die Friedel-, Ohlauer und Wiener auf die Skalitzer Straße. Dann über die Oberbaumbrücke und die Gleise der S-Bahn in die Warschauer Straße, um rechts in die Boxhagener Straße hineinzufahren, und schon waren sie am Ziel. Auf dem Traveplatz spielten Kinder, auf Bänken saßen Mütter mit Kinderwagen und beobachteten das Treiben. Die Dame gab ihm sogar Trinkgeld und trippelte schweigend davon.

Der Tag blieb schön, und Matti fuhr viele Leute durch Be