: John Friedmann
: Villa Italia Roman
: Verlagsgruppe Droemer Knaur
: 9783426413784
: 1
: CHF 7.00
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: German
: 400
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Was passiert, wenn die Ferienvilla in Italien mehrfach vermietet wurde? Genau: Drei Paare und eine Singlefrau pochen auf ihre Verträge und bilden - aus Sturheit - eine Ferien-WG. Keiner kann den anderen ausstehen. Genießer Carlo, der es versteht, aus jeder Situation das Beste zu machen, zaubert eines Abends ein wunderbares Menü auf den Tisch. Der Wein fließt in Strömen, die Stimmung ist gut - bis jemand ein Spiel vorschlägt, bei dem eine unschöne Wahrheit nach der anderen ausgepackt wird. Und am nächsten Morgen ist nichts mehr, wie es war.

John Friedmann, 1971 in Frankfurt geboren, ist Comedian und Schauspieler. Bekannt wurde er als Teil des Comedyduo Erkan und Stefan. Seit einigen Jahren spielt Friedmann Theater und wirkt in diversen TV-Produktionen mit. Er lebt in München.

1. Kapitel


Schon am smaragdgrünen Chiemsee war der verlockend warme Duft des Südens zu spüren. Trocken, leicht süß und so verführerisch sinnlich.

Carlo jubelte innerlich, endlich! Selbst, wenn man aus dem in vielerlei Hinsicht so verwöhnten München kam, und dann noch dazu aus dem selbstverliebten Schwabing, wo es fast an jeder Ecke einen cremigen Cappuccino gibt, meinte er mit jedem Kilometer, den sie sich dem Brenner näherten, den dampfenden Kaffee in der Luft schon schmecken zu können.

Und dann dieses einzigartige Licht! Die heiße Luft vibrierte. Millionenfach brachen die von der sommerlichen Trockenheit aufgewirbelten Staubteilchen die Sonnenstrahlen in satte Lichtschwerter und färbten so die Strahlen noch rötlicher ein.

Schon am frühen Nachmittag legte sich über die gesamte Szenerie ein zarter, geradezu erotischer Lichtmantel, als würde die Sonne sanft durch einen dünnen orangefarbenen Vorhang scheinen. Nur ein nackter Frauenkörper ist noch schöner, dachte er kurz.

Die Felder, die neben der Autobahn an ihnen vorbeiflogen, Weizen, Mais und viele hohe Wiesen, fügten sich zu einem verspielten Muster, entlang einer Farbpalette von Dutzenden Rottönen.

Die Bäume links und rechts setzten wie genial geschwungene Taktstöcke zu einer Symphonie des Südens ein.

Und selbst all die banalen Autos vor wie neben ihnen verschmolzen in diesem Licht-und-Schatten-Spiel mit allem anderen zu einem rötlich schimmernden Landschaftsbild. Die Natur war mehr als gnädig und zeigte sich von ihrer großzügigen Seite.

Carlo blickte sehnsüchtig aus dem offenen Autofenster und schnaufte erleichtert durch. Er wollte diese befreiende Luft atmen, bis in die letzte Pore seiner Lunge aufsaugen und sie dort konservieren für all die anderen verflixten Tage, die ein Jahr sonst so zu bieten hatte.

»Carlo! Das Fenster! Anna und mir fliegen ja die Haare weg!« Von der Rückbank beschwerte sich seine geliebte Schwester.

»Bitte Carlo!« Anna war von dem Fahrtwind ebenso wenig begeistert.

»Das ist der Duft des Südens«, sagte Carlo.

»Sieht mir eher nach dem Auspuff von nem alten Volvo aus«, bereicherte Elli das Bild auf ihre Art.

Und sie hatte recht, denn vor ihnen dieselte ein Volvo aus den spätenAchtzigern mit seinem Anhänger ebenfalls dem Süden entgegen.

»Schon gut. Your wish is my command, die Damen.«

Der Föhn streifte alle Wolken vom Himmel ab und klatschte einem die mächtigen Alpen vor die staunende Nase, dass Carlo schlicht die Spucke wegblieb. Mächtig reihte sich ein stolzer Berggipfel neben den anderen, und zusammen rümpften sie ihre felsigen Nasen über die kleinen dummen Menschen in ihren Blechkisten.

Sie schienen zum Greifen nah, Carlo hatte gute Lust, sich in eine der sonnengesättigten Almwiesen zu legen oder sich kurz im Schatten einer silbergrünen Bergkiefer abzukühlen.

Wie konnte man nur woanders leben als in München, wo man schon nach einer halben Stunde dieses herrliche Gefühl von Reisen erleben konnte, fragte sich Carlo. Wo man schneller am Fuß der Alpen war als so manch anderer in seinem Büro. Gemütlich lie