: Inge Seiffge-Krenke
: Therapieziel Identität Veränderte Beziehungen, Krankheitsbilder und Therapie
: Klett-Cotta
: 9783608102994
: 1
: CHF 31.60
:
: Angewandte Psychologie
: German
: 250
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Psychotherapeuten begegnen zunehmend Patienten mit Identitätsproblemen: - jüngeren, deren Identität noch nicht entwickelt ist oder - älteren, deren bislang stabile Identität durch den Verlust ihrer Arbeitsstelle oder durch die Trennung von ihrem Partner verloren gegangen ist, und die sich neue Identitätsentwürfe erarbeiten müssen. War früher die Wiederherstellung der Autonomie eines Patienten das vordringliche Therapieziel, so rückt heute verstärkt die Identitätsarbeit in den Vordergrund; dies bedeutet konkret, dass nicht (mehr) zusammenhängende Identitätsfragmente wieder zusammengefügt werden müssen. Die Zahl der Fälle dieser »Identitätsdiffusion« nimmt gegenwärtig zu, da sich Familie und Arbeitswelt - die eigentlichen Ankerpunkte für eine solide Identitätsausbildung - im Umbruch befinden und ihre althergebrachten Funktionen immer seltener erfüllen. Die Autorin analysiert diese Entwicklungen und ihre Ursachen und beschreibt, wie die therapeutischen Konsequenzen aussehen können. Aus dem Inhalt: - Lebensphasen und Identitätsentwicklung (Überblick über den gesamten Lebenslauf) - Entwicklung und Identität (besonders Kindes- und Jugendalter) - Identität und Beziehung (Beispiel: Frauen, die sich über die Beziehung zu ihrem Partner identifizieren) - Identität, Geschlecht, Migration (Warum beispielsweise viele Migranten Probleme haben, ihre ausländische Identität um deutsche Anteile zu erweitern; Geschlechtsidentitäten, z. B. Männer in Frauenkörpern und umgekehrt) - Identität und neue Medien (angenommene Identitäten in sozialen Netzwerken) - Konsequenzen für die Therapie - Erfahrene und renommierte Autorin - Neue therapeutische Antworten Dieses Buch richtet sich an: - Alle Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten, vor allem tiefenpsychologisch/ psychodynamisch orientierte - Kinder- und Jugendlichentherapeuten - EntwicklungspsychologInnen

Inge Seiffge-Krenke, Dr. phil., war Professorin für Entwicklungspsychologie und Gesundheitspsychologie an der Universität Mainz mit Schwerpunkt Jugendforschung. Sie ist Psychoanalytikerin und in der Lehre und Supervision von Ausbildungskandidaten für Kinder- und Jugendlichentherapeuten tätig.
1. Kapitel Einleitung Der Begriff der Identität bezieht sich auf die einzigartige Kombination von persönlichen unverwechselbaren Daten eines Individuums, ganz allgemein gesprochen nämlich der Name, das Geschlecht, Alter und Beruf, so wie es auch in der carte d'identité, dem Personalausweis, festgehalten ist. In einem engeren psychologischen und psychoanalytischen Sinn verstehen wir darunter die einzigartige Persönlichkeitsstruktur einer Person, die aus den Beziehungen zu wichtigen anderen im Laufe des Lebens entstanden ist. Dieses Empfinden der Kohärenz und Kontinuität im Kontext der sozialen Bezogenheit prägt das Leben und wird Identität genannt (Ermann, 2011). Die Identität enthält viele Komponenten, u. a. die Geschlechtsidentität, die ethnische Identität, die zeitliche Kontinuität des Selbsterlebens, die realistische Wahrnehmung des Selbst im Raum, über die Zeit und in unterschiedlichen sozialen Bezügen. Den meisten Menschen gelingt es trotz des Experimentierens mit verschiedenen Rollen, die Kontinuität des Selbst und die Wahrnehmung von anderen über die Zeit und in verschiedenen Situationen zu integrieren - eine bemerkenswerte Leistung. Schon in einem der ersten Bücher, die in der wissenschaftlichen Psychologie geschrieben wurden, in William James' 1890 publizierten Principles of Psychology, wird vermutet, dass der Mensch das einzige Tier ist, das sich mit sich selbst unterhält. Tagtäglich kommentiert das Me, unser Selbst, das I, unseren Bewusstseinsstrom, der wesentlicher Bestandteil unserer Identität ist - was wir fühlen, denken, schmecken. Freud (1923/2000) hat später das Ich in das Spannungsfeld zwischen triebhaften Bedürfnissen und gesellschaftlichen Normen und Erwartungen gestellt. Er hat auch die enorme Bedeutung des Eltern-Kind-Verhältnisses für die Entwicklung des Ichs betont. Die Selbstpsychologie und die Objektbeziehungstheorie haben dann unser Wissen über die Erschaffung des Selbst aus frühen sozialen Erfahrungen erweitert. Mit Selbst bezeichnet man die Vorstellung von der eigenen Person, also eine psychische Repräsentanz. Erikson (1959/1971, S. 123) führte dann den Begriff der Ich-Identität in die psychoanalytische und sozialwissenschaftliche Betrachtungsweise ein. Damit ist »ein spezifischer Zuwachs an Persönlichkeitsreife..., den das Individuum am Ende der Adoleszenz der Fülle seiner Kindheitserfahrungen entnommen haben muss, um für die Aufgaben des Erwachsenenlebens gerüstet zu sein«, gemeint. Identität nimmt nach alldem Bezug auf das Selbst in einem bestimmten Kontext. Identität und Selbst sind also miteinander verquickt, aber sie sind nicht dasselbe (Bohleber, 1992). Das Interesse an der Identitätstheorie von Erikson hält in der Psychoanalyse unvermindert an. 2010 hat Peter Conzen die psychoanalytische Identität für Forum Psychoanalyse aufbereitet. Rasch voranschreitende Prozesse der Individualisierung, Pluralisierung und Globalisierung eröffnen den Individuen heute neue Spielräume des Selbsterlebens und der Selbstdarstellung. Allerdings stellt die Veränderung bzw. der Ausfall nahezu aller haltgebenden Strukturen in der gegenwärtigen Gesellschaft für viele heute lebenden Menschen eine Überforderung dar. Immer häufiger haben es Psychotherapeuten mit verwirrten, isolierten und ausgebrannten Menschen zu tun, die sich nach festen Bindungen sehnen und gleichzeitig davor zurückschrecken, die sich von immer neuen Ersatzbefriedigungen treiben lassen und keinen Sinn in ihrem Dasein finden, die sich an so viele Rollen anpassen, dass sie kaum noch wissen, wer sie überhaupt sind. Es ist bedenkenswert, wie Conzen (2010) ausführt, dass die Psychoanalyse sich mit Identität zu beschäftigen begann, nämlich um 1950, als diese in besonderer Weise problematisch geworden war. Er zieht eine Parallele zu der Beschäftigung mit Sexualität, die zu Freuds Zeiten das vordringliche Thema war. Wir blicken mittlerweile auf 100Jahre Theorie und Forschung im Bereich der Identität zurück (Goldenberg& Shackelford, 2005), die viel Interessantes erbracht haben. Wir wissen inzwischen ziemlich genau, wie sich Identität entwickelt, welche Rolle der Körper dabei spielt, in welchem Umfang Identität aus sozialen Beziehungen zu wichtigen anderen stammt und wie sich die Identitätsentwürfe von Jungen und Mädchen, von Männern und Frauen unterscheiden. Während die Psychoanalyse vor allem die innere Sicht he raus gearbeitet hat, also die Phantasien und dieBildung innerer Objekte und Selbstrepräsentanzen, hat die Entwicklungspsychologie die spezifische Dynamik der frühen identitätsbezogenen Lernprozesse auf gezeigt, den Einfluss des Entwicklungskontexts auf die Möglichkeiten zur Selbstexploration nachgewiesen und die kulturellen Determinanten von Identität dargelegt. Beide Perspektiven ergänzen einander gut und entsprechen unserer heutigen Sicht, wonach innere und äußere Bedingungen im therapeutischen Kontext gleichermaßen zu beachten sind. Wenn Identität das Empfinden von Kohärenz und Kontinuität im Kontext der sozialen Bezogenheit bedeutet, dann ist es plausibel, dass Brüche in der Beziehung zum sozialen Umfeld Labilisierungen des Identitätserlebens bewirken. Da Identitätsentwicklung ein lebenslanger Prozess ist und wir zunehmend zu einer multikulturellen Gesellschaft geworden sind, müssen auch diese Veränderungen ihren Niederschlag in der Behandlungstechnik finden. Im therapeutischen Kontext ist es darüber hinaus wichtig, Rahmendaten für die Identitätsentwicklung zu haben, um eine Entscheidung treffen zu können, ob eine Entwicklung als normal oder pathologisch gelten soll. Handelt es sich im Falle eines Patienten oder einer Patientin um eine krankheitswertige Störung oder vielmehr um eine allgemeine Gesetzmäßigkeit, von der viele Menschen in einem deutlich veränderten Lebenskontext betroffen sind? Die Beantwortung dieser Frage ist in den letzten zehn Jahren deutlich schwieriger geworden. Es gibt zwar schon seit einigen Jahrzehnten Beobachtungen über einen Krankheitswandel, aber erst in jüngster Zeit ist das ganze Ausmaß deutlich geworden, hat man den gesellschaftlichen Kontext als eine Ursache für veränderte psychische Befindlichkeit anerkannt. Die veränderten Lebensbedingungen und, damit im Zusammenhang stehend, die veränderte Identitätsentwicklung der heute lebenden Menschen in ihrem multikulturellen Kontext machen auch neue therapeutische Antworten notwendig. Dieses Buch basiert auf der in Lindau 2010 gehaltenen Vorlesung »Identität im Wandel - therapeutische Herausforderungen« und hat sich zum Ziel gesetzt, einen Beitrag zur Lösung der geschilderten Probleme zu leisten. Es arbeitet die Ursachen für die veränderte Identitätsentwicklung auf, die letztendlich auch zu veränderten Beziehungen geführt haben, und reflektiert die Konsequenzen für die therapeutische Arbeit. Die psychoanalytische Identität ist schon immer Gegenstand von Diskussionen gewesen, was zum einen Teil mit der Geschichte der Psychoanalyse und ihrer starken Anfeindung von außen, zum anderen Teil aber mit den Abgrenzungen innerhalb der psychoanalytischen Bewegung zu tun hat. Die Entwicklung der professionellen Identität erfolgt über einen langen Zeitraum, von frühen Identifizierungen und Rollenvorbildern über die langjährige therapeutische Ausbildung bis zur Zugehörigkeit zu einer bestimmten Schule oder Richtung. Hier müssen wir uns der Frage stellen, wie es um unsere analytische Identität heute bestellt ist. 2. Kapitel Lebensphasen in Bewegung: Identität früher und heute »Identität, das ist der Schnittpunkt zwischen dem, was eine Person sein will, und dem, was die Umwelt ihr gestattet.« (Erikson, Identität und Lebenszyklus, 1959/1971) Ich hatte vor einiger Zeit ein Zulassungsinterview für die Ausbildung zum Kinder- und Jugendlichentherapeuten mit einem älteren Iraner (46 Jahre), der mehrere Berufsausbildungen, Studiengänge und berufliche Tätigkeiten angefangen und nicht abgeschlossen hatte (u. a. Elektriker, Wirtschaftswissenschaften, Pflegehelfer für Behinderte, dann Studium der Pädagogik mit Abschluss Magister, Arbeit an der Tankstelle). Er bekannte, dass er schlecht unter Autoritäten arbeiten könne, an allem etwas zu kritisieren habe, sich leicht verfolgt fühle und deswegen am liebsten selbständig arbeiten würde. Das war vermutlich richtig. Auf meine Frage hin, was er sich denn - außer als Kinder- und Jugendlichentherapeut zu arbeiten - noch für eine selbständige Arbeit vorstellen könnte, schwebte ihm das Eröffnen eines Lebensmittelgeschäftes oder Ähnliches vor. Daraufhin konnte ich nur trocken konstatieren: »Und warum machen Sie das nicht?« Dieser Mann ist ein Extrembeispiel von, wie er sich charmant ausdrückte, »sehr breiten Interessen«. Es fällt schwer, eine kohärente berufliche Identität und stabile, emotional verbindliche Beziehungen in seinem Lebenslauf zu erkennen, in dem er, in der zweiten Generation in Deutschland aufgewachsen, möglicherweise noch durch Kriegserfahrungen seiner Eltern geprägt war. Aber wir finden auch bei jungen Erwachsenen mit weniger belasteten Biographien ähnliche Verläufe: Sie arbeiten in ganz unterschiedlichen Bereichen, und das zum Teil mit großer Flexibilität; dabei ist es schwierig, eine kohärente, sich auf ein bestimmtes Interesse verpflichtende Identität auszumachen, und häufig existieren keine verbindlichen langfristigen Beziehungen. Die Frage, was Identität eigentlich ist, wird uns im Laufe dieses Kapitels im Detail beschäftigen. Nun geht es zunächst um die Fragen, wie typisch dieses Verhalten ist und welche Hinweise wir für unsere heutige Zeit auf gravierende Veränderungen in der Identitätsentwicklung haben. Nie erwachsen: Was sind die Indikatoren? Klare Strukturen und Altersmarkierungen für die kindliche Entwicklung sind im therapeutischen Kontext hilfreich, jedoch ist der Verlauf der kindlichen Entwicklung, der Anfang und das Ende bestimmter Entwicklungsphasen, die für frühere Generationen so vertraut waren, inzwischen alles andere als klar zu bestimmen. Mehr noch, die gesamten Lebensphasen haben sich ineinander verschoben und die Generationsgrenzen sind stark verwischt. Diese Entwicklung betrifft alle Altersphasen, aber besonders die jüngeren Altersgruppen. Geschichtlich gesehen ist es schon immer so gewesen, dass die starken gesellschaftlichen Veränderungen bei Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen am ehesten zu beobachten waren bzw. von diesen auch verstärkt aufgegriffen und zu Anstößen für weitere gesellschaftliche Umwälzungen wurden. Das sieht die Psychoanalyse positiv: »Unreife ist eine Kostbarkeit des Jugendalters. Sie bringt die aufregendsten Formen geistiger Kreativität, neue und unverbrauchte Gefühle und Lebenspläne mit sich. Die Gesellschaft muss von den Wünschen und Hoffnungen der Nicht-Verantwortlichen aufgerüttelt werden« (Winnicott, 1971/2010, S. 165). Es bleibt allerdings die Frage, ab wann das Erwachsenenalter mit Selbstverantwortlichkeit zeitlich zu verorten ist. Entdecken einer neuen Lebensphase Vor einigen Jahren wurde eine neue Entwicklungsphase entdeckt, die zwischen Jugendalter und Erwachsenenalter steht: das sogenannte »emerging adulthood«, die Periode zwischen 18 und 25 bzw., bei akademischer Ausbildung, 30 Jahren (Arnett, 2004). Der Ansatz schließt an ältere Konzepte wie Postadoleszenz oder pathologisch prolongierte Adoleszenz (Blos, 1954) an. Charakteristisch ist, dass es zum einen Verschiebungen in objektiven Markern des Erwachsenenalters wie Heirat, Berufseintritt und Familiengründung gibt, aber auch die psychologischen Kriterien des Übergangs zeigen, dass sich junge Menschen heute oftmals noch nicht wirklich erwachsen fühlen. Besonders deutlich ist seit etwa zehn Jahren, dass junge Menschen länger zu Hause wohnen, seltener und später heiraten und vor dem 30.Lebensjahr oftmals noch keinen festen Vollzeitjob haben. Diese Veränderungen sind auf der Folie von gesellschaftlichen Veränderungen wie verlängerte Schul- und Ausbildungszeiten und höherer Arbeitslosigkeit zu sehen, jedoch gibt es auch Hinweise darauf, dass unsichere Bindungsmuster und eine zu lange elterliche Unterstützung Kinder zu Nesthockern oder Spätausziehern machen (von Irmer& Seiffge-Krenke, 2008). Für diese Entwicklungsphase, das »emerging adulthood«, ist eine große Lernfähigkeit und ein sehr starker Selbstbezug charakteristisch. Diejenigen, die sich eher als Erwachsene fühlen, sind weniger selbstfokussiert und in ihren Partnerbeziehungen schon fester gebunden (McNamara Barry et al., 2009). Zugleich kann man eine große Diversität bemerken: Ein sehr breites Spektrum gilt als »normal«- von der berufstätigen Mutter zweier Kinder bis zum »ewigen Studenten«. Diese Diversität und das Ausprobieren neuer Identitätsentwürfe in Bezug auf Beruf und Partnerschaft werden auch gesellschaftlich anerkannt. »Generation vielleicht«: Lieber Kind bleiben als Kinder kriegen Auffällig ist, dass nur etwa 25 % der jungen Leute zwischen 18 und Ende 20 sich als erwachsen betrachten (Papastefanou et al., 2004; Arnett, 2004). Ihre Eltern sind übrigens derselben Meinung (Seiffge-Krenke, 2010a). Arnett (2006) fand heraus, dass die Identitätskrise, die für Erikson noch zentral für die Adoleszenz war, sich in den letzten Jahren zeitlich nach hinten verlagert hat und in der neuen Entwicklungsphase des »emerging adulthood« stattfindet. Wer sie sind und wer sie sein wollen, ist also vielen jungen Leuten noch sehr unklar, und das sehen ihre Eltern genauso. Vor einigen Jahrzehnten wurden von Havighurst (1953) drei wichtige Entwicklungsaufgaben als für das junge Erwachsenenalter relevant erachtet, nämlich die Etablierung eines eigenen Haushalts, die Entwicklung fester Partnerschaften und der Einstieg in den Beruf. Das streben junge Leute auch heute noch an (SeiffgeKrenke& Gelhaar, 2006), aber die Zeiten bis zur Erreichung dieser Ziele haben sich stark ausgedehnt. In unserer eigenen Längsschnittstudie, in der wir Familien jährlich untersuchten, und zwar vom 14. bis zum 30. Lebensjahr der Kinder, wurde sehr deutlich, dass die Zahl der Kinder, die aus dem Elternhaus ausziehen, in der Altersstufe 21 bis 25 Jahre stark ansteigt (von 54 auf 81 %), aber auch, dass ein relativ großer Prozentsatz spät oder gar nicht auszieht. Während des gleichen Zeitraums waren die jungen Leute sehr engagiert in Partnerschaften. Zwischen 54 % und 62 % waren im Alter von 20 bis 25Jahren in Partnerschaften. Im Alter von 25 Jahren haben erst 17 % gearbeitet, 40 % waren noch in der Lehre und 43 % studierten. Diese Ergebnisse entsprechen recht gut dem Mikrozensus, beispielsweise von 2009, dem zufolge noch jeder dritte Deutsche nach dem 25.Lebensjahr bei den Eltern wohnt. Eindrucksvoll ist auch die Ausdehnung der Ausbildungs- und Studienzeiten. Das durchschnittliche Alter eines Auszubildenden liegt heute bei 20 Jahren, im Jahr 1970 lag es bei 16,5 Jahren. Die durchschnittliche Semesterzahl beträgt gegenwärtig 14 Semester, 1993 betrug sie 12 Semester, 1960 nur 10 Semester. Im Alter zwischen 21 und 27 Jahren sind - auf der Basis von Mikrozensusdaten- jeweils etwa 40 % der Alterskohorte berufstätig. Auch das Heiratsalter hat sich deutlich nach oben verlagert. Während in der Kohorte von 1950 noch 50 % mit 24 Jahren verheiratet waren, waren im Jahre 2009 in diesem Alter erst 8 % verheiratet. Die Elternschaft, wenn überhaupt, findet um das 30.Lebensjahr statt. Chisholm