3. Fest- und Feiertage
Sage niemand, Christen verstünden nicht zu feiern. Eigentlich dürfte das auch kein Wunder sein, denn ihr Evangelium sehen sie schließlich als»Frohe Botschaft« oder»Gute Nachricht« und die Verheißungen ihres Messias bieten ebenfalls keinen Grund zur Traurigkeit. Wer schon auf der Erde zugesichert bekommt, er werde leben bis in alle Ewigkeit und dieses ewige Leben werde– im wahrsten Sinne des Wortes– so himmlisch sein, dass es jede menschliche Vorstellungübersteigt, der sollte in der Tat an seinen Alltag mit einer inneren Freude und Gelassenheit herangehen, die ihn von nichtgläubigen Menschen unterscheidet.
Je nach Konfession oder Zugehörigkeit zu einer Kirche feiern Christen mit einer Vielzahl von Festen so ziemlich alles, was zwischen Himmel und Erde auf einüberirdisches Eingreifen hindeutet. Katholiken kennen zudem für jeden Tag des Jahres einen besonderen Heiligen, der ihnen vor allem in romanischen Ländern zusätzlich oder an Stelle des gewöhnlichen Geburtstags den sogenannten Namenstag beschert. Darunter versteht man jenes Fest, an dem nach dem katholischen Heiligenkalender das Fest des Heiligen gefeiert wird, auf dessen Namen sie getauft sind.
Schmerzhafte Beschränkung ist also angesagt, wenn es darum geht zu erläutern, was Christen wann und warum in Festtagsstimmung versetzt. Mehr als ein kurzerÜberblick dürfte jedes Buch sprengen.
Der Sonntag
Jeder Sonntag ist auch ein christlicher Feiertag. Natürlich ist dies ein Tag, der in säkularen– also: weltlichen– Gesellschaften als weitgehend arbeitsfreier Tag für alle gilt, dennoch hat er christliche Wurzeln. Wenigstens einmal in jeder Woche sollen Christen schließlich die Gelegenheit haben, sich von ihrer Arbeit auszuruhen und ihren Gott zu preisen. Zu verdanken haben sie diese Möglichkeit zu Ruhe und Muße dem römischen Kaiser Konstantin, der im Jahr 321 einen allgemeinen wöchentlichen Ruhetag verfügte, an dem auch Sklaven und Soldaten zum Gottesdienst gehen und an christlichen Feiern teilnehmen konnten.
Ursprünglich hatten die Christen ihren arbeitsfreien Tag nach jüdischem Vorbild am Schabbat eingelegt; an diesem siebenten Tag ihrer Woche gedenken die Juden der Vollendung der Schöpfung. Auch Gott soll nach dem Zeugnis des biblischen Schöpfungsberichts an diesem Tag eine Pause eingelegt haben.
Schon bald kam in den christlichen Gemeinden allerdings der Wunsch auf, sich stärker von den jüdischen Brüdern und Schwestern abzugrenzen. Statt den letzten Tag der jüdischen Woche feierten die Christen nun deren ersten– und das ließ sich sogar theologisch begründen. War nicht Jesus an einem solchen Tag nach seiner Kreuzigung von den Toten auferstanden? Und war an diesem Tag der Erlösung nach christlichem Verständnis nicht eine neue Welt mit einem neuen, versöhnten Verhältnis zwischen Gott und den Menschen geschaffen worden? Grund genug zum Feiern war das doch allemal!
Die Tradition eines wöchentlichen Sonntags, eines Tages zu Ehren der Sonne, ist imÜbrigenälter als das Christentum. Sie geht bis in die Zeiten Babylons zurück, als, wie später bei den Griechen und Römern, ein Tag der Woche der Sonne gewidmet war. Im germanischen Sprachraum blieb dies als sprachlicher Verweis erhalten, nur dass unter einer zu feiernden Sonne jetzt Christus als das wahre Licht der Gläubigen verstanden wurde. Die romanischen Sprachen orientierten sich dagegen am Kirchenlatein: Aus»dies dominica«, dem Tag des Herrn, wurde dort Domenica oder Dimanche.
Advent und Weihnachten
Große Ereignisse werfen in der Weltgeschichte oft ihre Schatten voraus. Beim christlichen Weihnachtsfest besteht dieser Schatten alljährlich aus der rund vierwöchigen Adventszeit. Schon das aus dem Lateinischen abgeleitete Wort deutet ihren Sinn an: Es geht für Christen in diesen Tagen, an denen viele Kinder täglich ein Fenster ihres Adventskalendersöffnen, darum, sich auf die Ankunft Jesu vorzubereiten. Der Kommerz und die drohende Sorge, mit den Weihnachtsvorbereitungen wie in jedem Jahr nicht rechtzeitig fertig zu werden, konterkarieren es meist, aber theologisch gesehen ist der Advent eine stille Zeit. Im christlichen Idealfall dient sie mehr der Besinnung als dem Einkauf.
Das Fest Wei