Prolog
Im vergangenen Winter
Sie wartete, reglos.
Als ob sie seine Nähe spürte.
Er konnte es fühlen – dieses pulsierende Verlangen zwischen ihnen, als er über eine spärlich beleuchtete Fläche hinweg auf das Bett blickte, in dem sie im Halbdunkel lag. Jenna Hughes. Die Frau seiner Träume. Die eine Frau, für die er seit langem lebte. So nahe. Und in seinem Bett. Endlich in seinem Bett.
Und er war bereit. Weiß Gott, er war bereit. Schweißperlen traten ihm auf Oberlippe und Stirn. Sein Glied wurde steif, seine Nerven waren wie elektrisiert.
Die Lampen waren gedimmt; ein paar Nachtlichter verliehen dem großen Raum eine intime Atmosphäre voller Schatten und dämmeriger Winkel. Leise Musik, der romantische Soundtrack des FilmsBeneath the Shadows, wisperte durch den höhlenartigen Raum. Sein Atem bildete eine Wolke in der kalten Luft, während er sie in dem hauchdünnen schwarzen Body betrachtete, den er für sie gekauft hatte. Wie lieb, dass sie ihn zu diesem ganz besonderen Stelldichein angezogen hatte. Zu ihrem ersten.
Braves Mädchen.
Der Body aus Seide und Spitze schmiegte sich perfekt an ihre Figur. Genauso, wie er es sich vorgestellt hatte.
Durch den zarten Stoff hindurch konnte er ihre Brüste sehen. Die dunklen Brustwarzen, die durch die Spitzen lugten, sahen beinahe nass aus. Hatte sie sie für ihn befeuchtet? In freudiger Erwartung?
Wunderschön.
Er lächelte in sich hinein in der Gewissheit, dass sie genauso begierig war wie er.
Wie lange hatte er diesem Augenblick entgegengefiebert? Er wusste es nicht mehr. Egal. Jetzt war der Zeitpunkt gekommen. Die Pillen, die er zum Wodka geschluckt hatte, zeigten Wirkung; er näherte sich dem perfekten Rauschzustand – gerade genug Chemie, um den Genuss dieses Augenblicks zum Äußersten zu steigern.
»Ich bin hier«, ließ er sie leise wissen, in der Erwartung, dass sie den Kopf drehte, eine fein geschwungene schwarze Augenbraue hochzog und ihm einen verheißungsvollen Blick zuwarf. Oder vielleicht würde sie sich auf den Ellenbogen aufstützen und ihm langsam mit einem Finger winken, ihn schweigend zu sich heranziehen, den Blick ihrer silbergrünen Augen in den seinen gesenkt.
Doch sie rührte sich nicht. Kein Strähnchen ihres ebenholzschwarzen Haars bewegte sich. Sie lag einfach da auf dem Bett und starrte an die Decke.
Das war nicht richtig.
Er erstarrte.
Sie sollte ihn anblicken. So wollte er es.
»Jenna?«, rief er leise.
Nichts. Nicht einmal ein flüchtiger Blick aus den Augenwinkeln in seine Richtung.
Was war los mit ihr? Da lag sie nun, gekleidet wie eine verdammte Nutte, und tat, als sei es ihr völlig gleichgültig, dass er bei ihr war, dass diese Nacht eine ganz besondere für sie war. Für ihn. Fürsie beide.
Nicht schon wieder!
Er knirschte mit den Zähnen vor Enttäuschung über ihr kaltes Desinteresse. War das ein Spielchen? Wollte sie ihn reizen? Was zum Teufel ging hier vor?
»Jenna, sieh mich an«, befahl er in scharfem Flüsterton.
Doch als er sich ihr näherte, bemerkte er, dass sie nicht so perfekt war, wie er geglaubt hatte. Nein … Ihr Make-up stimmte nicht. Ihr Lippenstift war zu blass, ihr Lidschatten kaum sichtbar. Er hatte gewollt, dass sie mehr wie eine Hure aussah. So verlangte es sein Plan. Hatte er ihr nicht gesagt, sie solle eine Prostituierte darstellen?Ist sie nicht auch angezogen wie eine Prostituierte? Ist das nicht ein Teil deines Traums?
Verdammt, er konnte nicht mehr richtig denken. Sein Verstand war nicht so klar, wie er gehofft hatte. Das lag wahrscheinlich an den Drogen … Oder war etwas ander