: Lisa Jackson
: Wehe dem, der Böses tut
: Verlagsgruppe Droemer Knaur
: 9783426416389
: 1
: CHF 5.00
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 528
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Als Kind wurde London Danvers aus dem Haus ihrer Eltern entführt. Seither haben immer wieder Frauen vorgegeben, die verschwundene Erbin der Hotel-Dynastie Danvers zu sein. Auch Adria Nash behauptet dies und kennt sogar Details, von denen nur London selbst wissen kann. Adria ist wild entschlossen, ihre Identität zu beweisen ... Doch sie weiß nicht, dass es jemanden gibt, der ihr glaubt. Jemanden, der sie beobachtet. Jemanden, der nur darauf wartet, zu sehen, wie sie rennt ... wie sie schreit ... wie sie stirbt! Action und Thrill - Mörderische Spannung bei Knaur. 

Lisa Jackson ist eine Nr.1-New York Times- und eine Spiegel-Bestsellerautorin und hat bereits über 95 Romane geschrieben, unter anderem die Thriller-Reihen um Detectives Bentz& Montoya sowie Alvarez& Pescoli. Mit ihrer Schwester, New York Times- und USA Today-Bestsellerautorin Nancy Bush, hat sie mehrere Bücher gemeinsam verfasst, darunter Last Girl Standing und (zusammen mit Rosalind Noonan) die Thriller Greed - Tödliche Gier und Diabolic - Fatales Vergehen. Ihre weltweite Gesamtauflage beträgt über 30 Millionen, und ihre Werke wurden in zwanzig Sprachen übersetzt. Mit ihrer Familie und ihren geliebten Hunden lebt Lisa Jackson im Pazifischen Nordwesten der USA. Mehr Infos finden Leser*innen online auf lisajackson.com und auf Facebook.

1. Kapitel


Wenn sie sich doch nur erinnern könnte. Wenn sie doch die Wahrheit wüsste.

Wenn sie doch sicher wäre, dass ihre Mission nicht von vornherein zum Scheitern verurteilt war. Sie blickte zum dunklen Oktoberhimmel Oregons auf und spürte die sanfte Feuchtigkeit des Nebels auf dem Gesicht. Hatte sie schon jemals so den Kopf in den Nacken gelegt, bis sich der Nebel auf ihre Lippen und Wangen legte? Hatte sie an genau dieser Straßenecke gestanden, gegenüber dem alten Hotel Danvers, und an der Hand ihrer Mutter darauf gewartet, dass die Ampel auf Grün schaltete?

Der Verkehr strömte an ihr vorbei, unter den Rädern der Autos und Busse stoben Wasserfontänen auf. Obwohl sie sich fest in ihren Mantel hüllte, fröstelte sie, jedoch nicht wegen der kalten Herbstluft oder des Windes, der vom modrigen Willamette River ein paar Blocks weiter östlich herüberwehte. Nein, was sie frösteln ließ, waren die Gedanken an ihren Plan – ihr Schicksal, wie man ihr gesagt hatte. Sie wusste, dass ihr der Kampf ihres Lebens bevorstand.

Doch sie hatte sich nun einmal darauf eingelassen und konnte jetzt nicht aufgeben. Sie war hunderte Meilen gereist, war emotional durch die Hölle gegangen, während sie stundenlang, tagelang in mühseliger Kleinarbeit Bibliotheken und Zeitungsarchive überall im Nordwesten durchstöberte. Sie hatte jede Chronik, jeden Artikel, jede Schlagzeile über die Familie Danvers gelesen, die sie finden konnte.

Und nun sollte ihr Plan Früchte tragen. Oder sie ins Verderben stürzen. Sie blickte an dem Hotel hinauf: sieben Stockwerke viktorianischer Baukunst, um die Jahrhundertwende eines der größten Gebäude der Stadt, nun jedoch von neueren Bauwerken aus Beton und Stahl überragt, Wolkenkratzern, die sich majestätisch über den schmalen Straßen der Innenstadt erhoben. »Gott steh mir bei«, flüsterte sie. Trotz seiner Schönheit wirkte das Hotel Danvers doch irgendwie feindselig, als bewahrte es düstere Geheimnisse – Geheimnisse, die ihr Leben für immer verändern konnten.

Was für eine alberne Vorstellung.

Dennoch vermochte Adria die Kälte nicht abzuschütteln.

Ohne länger abzuwarten, lief sie bei Rot über die Ampel. Ein heftiger Windstoß riss ihr die Kapuze vom Kopf. Das Tageslicht wurde bereits schwächer, die wolkenverhangene Sonne senkte sich hinter die Berge im Westen, wo inmitten üppig grüner Waldlandschaft vereinzelt teure Landhäuser standen.

Das Hotel Danvers war bereits seit Monaten wegen Restaurierung für den Publikumsverkehr geschlossen. Nun waren die Arbeiten beinahe vollendet und bald würde das Hotel sich wieder in seiner früheren Großartigkeit präsentieren. In den vergangenen zwei Tagen hatte Adria beobachtet, wie Lieferwagen Tische, Stühle und andere Möbel zum Service-Eingang gebracht hatten. Heute waren für die große Neueröffnung am Wochenende Tischwäsche, Gläser und sogar Lebensmittel geliefert worden.

Gerüchten zufolge hielt sich der gesamte Danvers-Clan – Witt Danvers' erste Frau und seine vier noch lebenden Kinder – in der Stadt auf. Gut so.

Böse Vorahnungen krampften ihren Magen zusammen wie eine kalte Faust. Seit sie von der Schließung und der bevorstehenden Wiedereröffnung des Hotels gehört hatte, plante sie ihre Einführung in die Familie. Doch vorher musste sie, um das Terrain zu sondieren, mit dem Mann sprechen, der den Umbau des Hotels leitete: Zachary Danvers, der Rebell der Familie, Witts zweiter Sohn. Nach allem, was in der Presse berichtet worden war, hatte Zachary sich nie so recht eingefügt. Die Familienähnlichkeit der Danvers', die bei seinen Geschwistern so unübersehbar war, trat bei ihm nicht zuta