2. Mobile Media: Wer nutzt sie und warum?
2.1 Online- und Offline-Mobile-Media
Interview: Heike Scholz1, Mobile Zeitgeist
»Mobile Web« ist angeblich einÜbergangsbegriff, schon in wenigen Jahren werden wir nahtloseÜberallnetze als Infrastruktur haben. Und ab dann sind wir auch einfach immer on?
Es wird so sein, dass wir jederzeit die Möglichkeit haben werden, immer on zu sein. Das ist ein elementarer Unterschied zu den bisherigen Voraussetzungen und erfordert ein Lernen bei jedem Einzelnen. Wir müssen entscheiden, ob wir online erreichbar und sichtbar sein wollen. Die durch fehlende Infrastruktur zwangsweise auftretenden»Ruhepausen« entfallen und unserer eigenen Verantwortung für unser Handeln kommt eine erhöhte Bedeutung zu.
Es gibt auch Mobile-Experten, die dringend empfehlen, den Begriff des Mobile Web beizubehalten, weil dessen Nutzung völlig anders erfolge als die Nutzung des»klassischen« Internets. Möchten Sie diese Differenzierung ebenfalls beibehalten, trotz»always on«?
Grundsätzlich gibt es natürlich nur ein Internet und wir greifen mit verschiedenen Endgeräten und mit sehr unterschiedlichen Möglichkeiten, aber auch Restriktionen darauf zu. Der Begriff des Mobile Web ist noch so lange hilfreich, wie der Irrtum besteht, bei einem mobilen Device handle es sich nur um das kleine Abbild des»stationären« Internets. Das ist so grundsätzlich falsch, dass die Differenzierung noch hilfreich ist. In der Zukunft wird sich die Sichtweise jedoch umkehren, und wenn wir dann vom Web sprechen, werden wir das mobile meinen.
Wie würden Sie den aktuellen Entwicklungsstand der Mobile-Web-Nutzung in Deutschland beschreiben, wie sieht der typische Nutzer aus?
Hierzu gibt es reichlich Untersuchungen, die zeigen, dass der Durchschnittsnutzerüberwiegend männlich und gut gebildet ist undüber ein mindestens durchschnittliches Einkommen verfügt. Das rasante Wachstum und der damit einhergehende Preisverfall bei den Smartphones werden dieses Bild jedoch sehr schnell wandeln und die mobile Webnutzung für den Massenmarkt erschließen. Und last but not least sind die Frauen stark im Kommen und werden die Männer sicherlich bald hinter sich lassen.
Viele Smartphone-Besitzer haben immer noch Angst vor versteckten Kosten und rühren deshalb ihren mobilen Browser lieber gar nicht an. Ist das einÜbergangsphänomen?
Hier müssen wir nur zurückschauen und uns erinnern, wie es im Festnetz gewesen ist. Erst analog, dann ISDN mit und ohne Kanalbündelung. Online zu sein bedeutete damals, dass die Geldscheine förmlich durch die Leitung abgesogen wurden. Heute sind wir auch zu Hause ständig online, laden Musik, Filme und großvolumige Dateien, was noch vor ein paar Jahren unbezahlbar gewesen wäre und wirklich niemand freiwillig getan hat. In Mobile wird sich dies ebenso entwickeln, das steht außer Frage.
Eine Alternative zum Mobile Web ist mobile Offline-Mediennutzung, zum Beispielüber integrierte Musicplayer, die der Nutzer aber zuvor am heimischen PC bestückt hat. Dieses Verhalten ist durch iPod und Co.»gelernt«. Sollten Anbieter diesen Nutzungskontext auch in Zukunft berücksichtigen und bedienen?
Hier sollten sich Anbieter auf einen gleitendenÜbergang einstellen. Solange dieses Verhalten noch vorhanden ist, sollten die Angebote dies natürlich auch berücksichtigen. Mittel- bis langfristig wird sich dasändern und solche Angebote können sukzessive aufgegeben werden.
Ein zweites spannendes Feld für Offline-Mediennutzung sind Löcher in der Netzversorgung. Sollte nicht jede lesestarke App, zum Beispiel ein iPad-Magazin, auch offline genutzt werden können?
Nicht nur im Hinblick auf fehlende Netzverfügbarkeit, auch solange noch Roamingkosten in dieser spürbaren Größenordnung entstehen, sollte jeder Content-Anbieter die Offline-Option seines Angebots sehr genau prüfen. Vor dem Hintergrund immer größerer Speicher auch in den kleinen Geräten sollte dies kein Problem sein, immer mehr auch frei verfügbare WLANs mindern das empfundene Problem der Kosten beim Datendownload. Also auch hier eineÜbergangsphase.
Ein Kapitel wie dieses mag auf den ersten Blicküberflüssig erscheinen. Sie als Leser hätten das Buch wohl kaum zur Hand genommen, wenn Sie nicht hinlänglich von der Dyn