DIE SCHWINGEN DER ZEIT
Caleb saß im Bagelshop unterhalb seiner Wohnung. Er leerte seine Kaffeetasse, dann bezahlte er zwei Cappuccinos, einen Orangensaft, Rühreier und zwei Kümmelbagels. Es war kurz nach elf Uhr vormittags. Er würde noch ein Geschenk für Carol besorgen, dann war es Zeit aufzubrechen.
Um halb fünf Uhr nachmittags checkte er im Abflugsterminal des Newark Liberty Airport für den Abendflug nach Oklahoma City ein. Er gab seine beiden großen Rollentaschen beim Gepäckschalter auf. Den Technikkoffer und eine kleine Notebooktasche behielt er als Handgepäck. Dann kaufte er sich einen Kaffee und suchte sich einen Platz, möglichst weit weg von anderen wartenden Gästen.
Ein paar Armlängen links neben Caleb kam ein Flughafenangestellter an und leerte den Inhalt des Mülleimers in einen gelben Plastiksack. In der Sitzreihe gegenüber tippte ein graumelierter Geschäftsmann in dunkelblauem Anzug und glanzpolierten Schuhen in sein Notebook. Wie um größtmöglichen Kontrast zu bieten, wickelte zwei Plätze daneben eine übergewichtige Frau mit fettigen roten Haaren ein Riesensandwich aus der Klarsichtfolie. Eine Reihe hinter den beiden wischte eine Mutter ihrem Jungen Schokoladenflecken aus dem Mundwinkel.
Gegenüber dem Wartebereich, hinter der Flughafenausführung einer mobilen Coffee-Fellows-Theke, sortierte ein junger Mann puertoricanischer Herkunft Pappbecher in einen Metallspender. Eine Gruppe Flugbegleiter, drei Frauen und ein Mann, zogen mit klappernden Rollenkoffern an ihm vorbei.
Es war eine Situation, wie man sie zu jeder Zeit überall auf der Welt erleben konnte. Dennoch hatte Caleb das Gefühl, als stimmte etwas nicht. Er spreizte die Finger und betrachtete seine Handrücken. Vielleicht war etwas mit seiner Wahrnehmung nicht in Ordnung? Alles wirkte surreal, grell und überzeichnet, fast so, als wäre er zum Teil einer Filmkulisse geworden. Caleb drehte die Handflächen nach oben, starrte sie an, als hoffte er, dass sich auf ihnen eine Antwort zeigte.
Eine junge Frau in grauem Kostüm, die ihn an Abigail erinnerte, betrat mit einem Coffee-Fellows-Becher in der einen und einem Rollenkoffer in der anderen Hand den Wartebereich. Caleb fiel auf, wie übermäßig sie geschminkt war. Wie eine Wachsmaske. Sie nahm sich eine der von der Fluggesellschaft bereitgestellten Zeitungen und setzte sich an einen Platz am Fenster.
Obwohl auf den ersten Blick so verschieden, wirkten diese Menschen auf Caleb wie leere Hüllen. Als hätte ein Filmteam Statisten und Flughafenkulissen so zusammengestellt, dass sie den Durchschnitt aller Flughäfen des Landes zur jeweils langweiligsten