MARIA
Von meinem Oheim!
Dem Kardinal von Lothringen aus Frankreich!
(Liest.)
»Traut dem Sir Mortimer, der Euch dies bringt,
Denn keinen treuern Freund habt Ihr in England.«
(Mortimern mit Erstaunen ansehend.)
Ist’s möglich? Ist’s kein Blendwerk, das mich täuscht?
So nahe find ich einen Freund und wähnte mich
Verlassen schon von aller Welt – find ihn
In Euch, dem Neffen meines Kerkermeisters,
In dem ich meinen schlimmsten Feind –
MORTIMER(sich ihr zu Füßen werfend)
Verzeihung
Für diese verhasste Larve, Königin,
Die mir zu tragen Kampf genug gekostet,
Doch der ich’s danke, dass ich mich Euch nahen,
Euch Hülfe und Errettung bringen kann.
MARIA
Steht auf – Ihr überrascht mich, Sir – Ich kann
So schnell nicht aus der Tiefe meines Elends
Zur Hoffnung übergehen – Redet, Sir –
Macht mir dies Glück begreiflich, daß ich’s glaube.
MORTIMER(steht auf)
Die Zeit verrinnt. Bald wird mein Oheim hier sein,
Und ein verhasster Mensch begleitet ihn.
Eh Euch ihr Schreckensauftrag überrascht,
Hört an, wie Euch der Himmel Rettung schickt.
MARIA
Er schickt sie durch ein Wunder seiner Allmacht!
MORTIMER
Erlaubt, dass ich von mir beginne.
MORTIMER
Ich zählte zwanzig Jahre, Königin,
In strengen Pflichten war ich aufgewachsen,
In finsterm Hass des Papsttums aufgesäugt,
Als mich die unbezwingliche Begierde
Hinaustrieb auf das feste Land. Ich ließ
Der Puritaner dumpfe Predigtstuben,
Die Heimat hinter mir, in schnellem Lauf
Durchzog ich Frankreich, das gepriesene
Italien mit heißem Wunsche suchend.
Es war die Zeit des großen Kirchenfests,
Von Pilgerscharen wimmelten die Wege,
Bekränzt war jedes Gottesbild, es war,
Als ob die Menschheit auf der Wandrung wäre,
W