: Friedrich Schiller
: Maria Stuart Ein Trauerspiel
: S. Fischer Verlag GmbH
: 9783104018294
: Fischer Klassik Plus
: 1
: CHF 3.00
:
: Hauptwerk vor 1945
: German
: 155
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Mit dem Werkbeitrag aus Kindlers Literatur Lexikon. Mit dem Autorenporträt aus dem Metzler Lexikon Weltliteratur. Mit Daten zu Leben und Werk, exklusiv verfasst von der Redaktion der Zeitschrift für Literatur TEXT + KRITIK. Maria Stuart, Königin von Schottland, sucht Schutz in England. Doch Königin Elisabeth I. lässt die Rivalin einkerkern. Als sich der Liebhaber Elisabeths in die stolze Gefangene verguckt, spricht die vor Wut schäumende Königin das Todesurteil über Maria Stuart aus. Ein Drama der Intrigen und heimlichen Liebschaften. Die Bearbeitung der geschichtlichen Ereignisse im England des 16. Jahrhunderts zählt bis heute zu den meistgespielten Stücken Friedrich Schillers.

Friedrich Schiller wurde 1759 in Marbach geboren. Auf Befehl des Herzogs Karl Eugen musste der junge Schiller 1773 in die 'Militär-Pflanzschule' eintreten, wo er ab 1775 Medizin studierte; später wurde er Regimentsmedicus in Stuttgart, das er 1782 nach Arrest und Schreibverbot wegen seines Stückes 'Die Räuber' jedoch fluchtartig verließ. 1789 wurde er zum Professor der Geschichte und Philosophie in Jena ernannt, 1799 ließ er sich endgültig in Weimar nieder. Schiller starb am 9.5.1805 in Weimar.

Sechster Auftritt


MORTIMER. MARIA.

MARIA

            Von meinem Oheim!

Dem Kardinal von Lothringen aus Frankreich!

(Liest.)

»Traut dem Sir Mortimer, der Euch dies bringt,

Denn keinen treuern Freund habt Ihr in England.«

(Mortimern mit Erstaunen ansehend.)

Ist’s möglich? Ist’s kein Blendwerk, das mich täuscht?

So nahe find ich einen Freund und wähnte mich

Verlassen schon von aller Welt – find ihn

In Euch, dem Neffen meines Kerkermeisters,

In dem ich meinen schlimmsten Feind –

MORTIMER(sich ihr zu Füßen werfend)

 Verzeihung

Für diese verhasste Larve, Königin,

Die mir zu tragen Kampf genug gekostet,

Doch der ich’s danke, dass ich mich Euch nahen,

Euch Hülfe und Errettung bringen kann.

MARIA

Steht auf – Ihr überrascht mich, Sir – Ich kann

So schnell nicht aus der Tiefe meines Elends

Zur Hoffnung übergehen – Redet, Sir –

Macht mir dies Glück begreiflich, daß ich’s glaube.

MORTIMER(steht auf)

Die Zeit verrinnt. Bald wird mein Oheim hier sein,

Und ein verhasster Mensch begleitet ihn.

Eh Euch ihr Schreckensauftrag überrascht,

Hört an, wie Euch der Himmel Rettung schickt.

MARIA

Er schickt sie durch ein Wunder seiner Allmacht!

MORTIMER

Erlaubt, dass ich von mir beginne.

MARIA

                 Redet, Sir!

MORTIMER

Ich zählte zwanzig Jahre, Königin,

In strengen Pflichten war ich aufgewachsen,

In finsterm Hass des Papsttums aufgesäugt,

Als mich die unbezwingliche Begierde

Hinaustrieb auf das feste Land. Ich ließ

Der Puritaner dumpfe Predigtstuben,

Die Heimat hinter mir, in schnellem Lauf

Durchzog ich Frankreich, das gepriesene

Italien mit heißem Wunsche suchend.

 Es war die Zeit des großen Kirchenfests,

Von Pilgerscharen wimmelten die Wege,

Bekränzt war jedes Gottesbild, es war,

Als ob die Menschheit auf der Wandrung wäre,

W