: Laotse
: Tao te king Fischer Klassik PLUS
: S. Fischer Verlag GmbH
: 9783104019260
: Fischer Klassik Plus
: 1
: CHF 2.00
:
: Hauptwerk vor 1945
: German
: 140
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Mit dem Werkbeitrag aus Kindlers Literatur Lexikon. Mit Daten zu Leben und Werk, exklusiv verfasst von der Redaktion der Zeitschrift für Literatur TEXT + KRITIK. Die Welt können wir nicht ändern. Den Schlüssel zur Veränderung tragen wir in uns selbst. Das Buch des Weges und seiner Kraft, das ?Tao te king?, ist eine meditative Anleitung zur Selbsterkenntnis und zur Überschreitung der eigenen Grenzen. Der Sinn des Lebens offenbart sich dabei sprachlos und auf Umwegen: »Viele Worte erschöpfen sich daran. Besser ist es, das Innere zu bewahren.«

Der 'Alte Meister' Lao Tse gilt als Gründer der taoistischen Weltreligion. Der legendäre chinesische Denker war im 6. Jahrhundert v. Chr. Archivar am kaiserlichen Hof und in dem ihm zugeschriebenen Tao Te King, der Gründungsschrift des Taoismus, versammelte er seine unerschöpflichen Lebensweisheiten, die als Gedichte von berauschender Schönheit verfasst sind. Seine Botschaft vom Tao, dem allmächtigen Wirkprinzip, hat westliche wie östliche Menschen über die Jahrtausende hinweg fasziniert.

Zweiter TeilDas Leben


38. Über das LEBEN

Das hoheLEBEN sucht nicht seinLEBEN,

also hat esLEBEN.

Das niedereLEBEN sucht seinLEBEN nicht zu verlieren,

also hat es keinLEBEN.

Das hoheLEBEN ist ohne Handeln und ohne Absicht.

Das niedereLEBEN handelt und hat Absichten:

  Die Liebe handelt und hat nicht Absichten.

Die Gerechtigkeit handelt und hat Absichten.

Die Moral handelt, und wenn man ihr entgegenkommt –

so fuchtelt sie mit den Armen und zieht einen herbei.

  Darum: Ist derSINN abhanden, dann dasLEBEN.

Ist dasLEBEN abhanden, dann die Liebe.

Ist die Liebe abhanden, dann die Gerechtigkeit.

Ist die Gerechtigkeit abhanden, dann die Moral.

  Diese Moral ist Treu und Glaubens Dürftigkeit

und der Verwirrung Beginn.

Vorbedacht ist desSINNES Schein

und der Torheit Anfang.

  Also auch der rechte Mann:

Er weilt beim Völligen und nicht beim Dürftigen.

Er bleibt beim Sein und nicht beim Schein.

Darum tut er ab das Ferne und hält sich ans Nahe.

39. Die Wurzel des Gesetzes

Die im Anfang das Eine erlangten:

Der Himmel erlangte das Eine und ist rein.

Die Erde erlangte das Eine und ist fest.

Die Geister erlangten das Eine und sind wirkend.

Die Tiefe erlangte das Eine und erfüllt sich.

(Alle Geschöpfe erlangten das Eine und leben.)

Die Herrscher erlangten das Eine und sind das Richtmaß der Welt.

In diesen allen wirkt das Eine.

Wäre der Himmel nicht rein dadurch, so müßte er bersten.

Wäre die Erde nicht fest dadurch, so müßte sie wanken.

Wären die Geister nicht wirkend dadurch, so müßten sie erstarren.

Wäre die Tiefe nicht erfüllt dadurch, so müßte sie sich erschöpfen.

(Wären die Geschöpfe nicht lebendig dadurch, so müßten sie erlöschen.)

Wären die Herrscher nicht erhaben dadurch, so müßten sie stürzen.

  Darum: Das Edle hat das Geringe zur Wurzel.

Das Hohe hat das Niedrige zur Grundlage.

  Also auch die Fürsten und Könige:

Sie nennen sich: »Einsam«, »Verwaist«, »Wenigkeit«.

Dadurch bezeichnen sie das Geringe als ihre Wurzel.

Oder ist es nicht so?

  Denn: Ohne die einzelnen Bestandteile eines Wagens gibt es keinen Wagen.

Wünsche nicht das glänzende Gleißen des Juwels,

sondern die rohe Rauheit des Steins.

40. Wirkungsart des Zurückgehens

Rückkehr ist die Bewegung desSINNS.

Schwachheit ist die Äußerungsart desSINNS.

Alle Dinge in der Welt entste