: Friedrich Schiller
: Kabale und Liebe Ein bürgerliches Trauerspiel in fünf Aufzügen
: S. Fischer Verlag GmbH
: 9783104018140
: Fischer Klassik Plus
: 1
: CHF 2.00
:
: Hauptwerk vor 1945
: German
: 130
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Mit dem Werkbeitrag aus Kindlers Literatur Lexikon. Mit dem Autorenporträt aus dem Metzler Lexikon Weltliteratur. Mit Daten zu Leben und Werk, exklusiv verfasst von der Redaktion der Zeitschrift für Literatur TEXT + KRITIK. Die Wucht Schiller'scher Emotionen erschütterte und begeisterte schon das Theaterpublikum seiner Zeit. Ein junger Mann liebt eine junge Frau, und beide sind glücklich. Auch Luises Mutter ist, schon wegen der Geschenke, mit dem Adelsspross ganz zufrieden. Doch die Väter haben ihre eigenen Pläne. Die Einmischung hat fatale Folgen: Mord und Selbstmord.

Friedrich Schiller wurde 1759 in Marbach geboren. Auf Befehl des Herzogs Karl Eugen musste der junge Schiller 1773 in die 'Militär-Pflanzschule' eintreten, wo er ab 1775 Medizin studierte; später wurde er Regimentsmedicus in Stuttgart, das er 1782 nach Arrest und Schreibverbot wegen seines Stückes 'Die Räuber' jedoch fluchtartig verließ. 1789 wurde er zum Professor der Geschichte und Philosophie in Jena ernannt, 1799 ließ er sich endgültig in Weimar nieder. Schiller starb am 9.5.1805 in Weimar.

Siebente Szene


Ferdinand. Der Präsident. Wurm, welcher gleich abgeht.

FERDINAND

Sie haben befohlen, gnädiger Herr Vater –

PRÄSIDENT

Leider muss ich das, wenn ich meines Sohns einmal froh werden will – Lass Er uns allein, Wurm. – Ferdinand, ich beobachte dich schon eine Zeit lang und finde die offene rasche Jugend nicht mehr, die mich sonst so entzückt hat. Ein seltsamer Gram brütet auf deinem Gesicht – Du fliehst mich – Du fliehst deine Zirkel – Pfui! –Deinen Jahren verzeiht man zehn Ausschweifungen vor einer einzigen Grille. Überlass diese mir, lieber Sohn. Mich lass an deinem Glück arbeiten, und denke auf nichts, als in meine Entwürfe zu spielen. – Komm! Umarme mich, Ferdinand.

FERDINAND

Sie sind heute sehr gnädig, mein Vater.

PRÄSIDENT

Heute, du Schalk – und dieses Heute noch mit der herben Grimasse?(Ernsthaft.) Ferdinand! –Wem zulieb hab ich die gefährliche Bahn zum Herzen des Fürsten betreten?Wem zulieb bin ich auf ewig mit meinem Gewissen und dem Himmel zerfallen? – Höre, Ferdinand – (Ich spreche mit meinem Sohn) –Wem hab ich durch die Hinwegräumung meines Vorgängers Platz gemacht – eine Geschichte, die desto blutiger in mein Inwendiges schneidet, je sorgfältiger ich das Messer der Welt verberge. Höre. Sage mir, Ferdinand:Wem tat ich dies alles?

FERDINAND

(tritt mit Schrecken zurück) Dochmir nicht, mein Vater? Doch aufmich soll der blutige Widerschein dieses Frevels nicht fallen? Beim allmächtigen Gott! Es ist besser, gar nicht geboren sein, als dieser Missetat zur Ausrede dienen.

PRÄSIDENT

Was war das? Was? Doch! ich will es dem Romanenkopfe zugut halten – Ferdinand – ich will mich nicht erhitzen, vorlauter Knabe – Lohnst du miralso für meine schlaflosen Nächte? Also für meine rastlose Sorge?Also für den ewigen Skorpion meines Gewissens? – Auf mich fällt die Last der Verantwortung – auf mich der Fluch, der Donner des Richters – Du empfängst dein Glück von der zweiten Hand – das Verbrechen klebt nicht am Erbe.

FERDINAND

(streckt die rechte Hand gen Himmel) Feierlich entsag ich hier einem Erbe, das mich nur an einen abscheulichen Vater erinnert.

PRÄSIDENT

Höre, junger Mensch, bringe mich nicht auf. – Wenn es nach deinem Kopfe ginge, du kröchest dein Leben lang im Staube.

FERDINAND

O, immer noch besser, Vater, als ich kröch um den Thron herum.

PRÄSIDENT

(verbeißt seinen Zorn) Hum! – Zwingen muss man dich, dein Glück zu erkennen. Wo zehn andre mit aller Anstrengung nicht hinaufklimmen, wirst du spielend, im Schlafe gehoben. Du bist im zwölften Jahre Fähndrich. Im zwanzigsten Major. Ich hab es durchgesetzt beim Fürsten. Du wirst die Uniform ausziehen, und in das Ministerium eintreten. Der Fürst sprach vom Geheimenrat – Gesandtschaften