: Daniel Defoe
: Das Leben und die seltsamen Abenteuer des Robinson Crusoe Roman
: S. Fischer Verlag GmbH
: 9783104017853
: Fischer Klassik Plus
: 1
: CHF 4.00
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: Hauptwerk vor 1945
: German
: 355
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Mit dem Werkbeitrag aus Kindlers Literatur Lexikon. Mit dem Autorenporträt aus dem Metzler Lexikon Weltliteratur. Mit Daten zu Leben und Werk, exklusiv verfasst von der Redaktion der Zeitschrift für Literatur TEXT + KRITIK. Eine einsame Insel in der Südsee, Kannibalen und ein Freund namens Freitag: ?Robinson Crusoe? ist die Geschichte eines »Gentleman-Seefahrers« und Sklavenhändlers, dessen Abenteuerlust ihn auf eine abgelegene Insel verschlägt, von der er erst nach über 28 Jahren wieder gerettet wird. Die sprichwörtlich gewordene Robinsonade ist ein von Rückschlägen gezeichneter Kampf des Kulturmenschen gegen die unbeugsame Natur. Doch noch mehr leidet Robinson an seiner Einsamkeit. Bis er eines Morgens eine Fußspur im Sand findet...

Vorrede


Wenn es jemals eine Geschichte von den Abenteuern eines Menschen verdient hat, veröffentlicht zu werden, und wenn diese bei ihrer Veröffentlichung der wohlwollenden Aufnahme durch die Allgemeinheit sicher sein durfte, so trifft dies nach Meinung des Herausgebers auf diesen Bericht zu.

Die wundersamen Ereignisse im Leben dieses Mannes übertreffen alles bisher Dagewesene, ja das Leben eines einzigen Menschen allein scheint gar nicht auszureichen, um diese Vielfalt an Erfahrungen zu gewinnen.

Die Begebenheiten werden mit Zurückhaltung und Bedacht erzählt und dienen dem Zweck, der weisen Menschen stets am wichtigsten ist, nämlich andere durch die Kraft des eigenen Beispiels zu belehren und die Weisheit der Vorsehung in allen Wechselfällen unseres Lebens zu rechtfertigen und zu rühmen.

Der Herausgeber ist überzeugt, daß es sich bei der Geschichte um die tatsachengetreue Wiedergabe wirklicher Begebenheiten handelt, und vermag keine Anzeichen von Dichtung darin zu finden. Aber wie immer man die Darstellung der Dinge auch einordnen mag, jedenfalls ist er der festen Überzeugung, daß der Leser aus dieser Geschichte, was ihren Unterhaltungs- und Lehrwert betrifft, jeden erdenklichen Nutzen ziehen wird. Und somit glaubt er, ohne weitere Empfehlungen an die Leser aussprechen zu müssen, diesen mit der Veröffentlichung einen großen Dienst zu erweisen.

 

Ich bin1632 in York zur Welt gekommen als Kind einer respektablen Familie, die aber nicht aus diesem Land stammt. Mein Vater war nämlich ein Ausländer aus Bremen, der sich zuerst in Hull niederließ und dort als Kaufmann ein stattliches Vermögen erwarb. Nachdem er sein Gewerbe aufgegeben hatte, zog er nach York und heiratete dort meine Mutter, eine Einheimische, deren Familie Robinson hieß. Es handelte sich um eine höchst achtbare, in der Gegend sehr angesehene Familie, und nach ihr erhielt ich den Namen Robinson Kreutznaer. Da die Laute im Englischen aber gewöhnlich einer Veränderung unterworfen sind, nannte man uns Crusoe, und schließlich haben wir diesen Namen, den auch meine Freunde stets benützten, angenommen.

Ich hatte zwei ältere Brüder, von denen einer Oberstleutnant in einem englischen Infanterieregiment in Flandern war, das vom legendären Oberst Lockhart befehligt wurde. Dieser Bruder starb in der Schlacht gegen die Spanier bei Dünkirchen. Was aus meinem anderen Bruder wurde, das erfuhr ich ebensowenig wie meine Eltern später erfuhren, was aus mir geworden war.

Da ich als drittgeborener Sohn der Familie nicht in eine Lehre gegeben wurde, hatte ich genug Muße, mich mit allerlei hochfliegenden Gedanken zu beschäftigen. Mein Vater, der schon sehr in die Jahre gekommen war, hatte mir eine gute häusliche Erziehung und Schulbildung zukommen lassen und wollte, daß ich Jurist werde. Doch ich war nur von dem einen Gedanken besessen, zur See zu fahren, und wegen dieser Neigung widersetzte ich mich derart entschlossen dem Willen, ja den Befehlen meines Vaters und dem Flehen und Zureden meiner Mutter und guter Freunde, daß diesem leidenschaftlichen Drang, der mich geradewegs meinem späteren, elenden Schicksal zuführen sollte, etwas Verhängnisvolles anzuhaften schien.

Mein Vater, ein kluger und würdevoller Mensch, bemühte sich, mich durc