: Martin Greschat
: Philipp Melanchthon Theologe, Pädagoge und Humanist
: Gütersloher Verlagshaus
: 9783641074500
: 1
: CHF 12.50
:
: Allgemeines, Lexika
: German
: 111
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Grenzen überwinden - das Leben des Reformators und Universalgelehrten
- Die Biographie zum 450. Todestag Melanchthons am 19. April 2010

Martin Greschat, geb. 1934, Dr. theol., ist Professor em. für Evangelische Kirchengeschichte und Kirchliche Zeitgeschichte an der Justus-Liebig-Universität Gießen. Er ist Autor und Herausgeber von Büchern und Aufsätzen zu Themen der Kirchen- und Theologiegeschichte vom 16. Jahrhundert bis zur Gegenwart.
7. Schmalkaldischer Krieg und Interim (S. 106-107)

Bedrohliche Entwicklungen

Auf dem Reichstag in Speyer sollte 1544 weiterüber die Religionsfrage verhandelt werden. Das Treffen wurde dann auf das folgende Jahr in Worms verlegt, und Melanchthon erhielt den Auftrag, noch einmal die kursächsische Position darzulegen. Das geschah in dem später als„Wittenberger Reformation“ bezeichneten Gutachten.164 Fünf Gesichtspunkte stellte Melanchthon heraus: Zuerst und vor allem müsse die reine Lehre klar und deutlich verkündet werden.

Dazu gehörte die richtige Verwaltung der Sakramente sowie die Anerkennung und Würdigung des Predigtamtes. An vierter Stelle nannte er die Kirchenzucht, die geistliche Gerichte wahrzunehmen hätten. Schließlich unterstrich Melanchthon einmal mehr die Notwendigkeit der offiziellen Fürsorge für Schulen und Universitäten sowie die Verantwortung der Obrigkeiten für die Kirche insgesamt. Das Dokument fand die Zustimmung der Theologen und Politiker. Allerdings vermisste nicht nur Bucer die in der gegenwärtigen Situation geforderte Schärfe gegenüber den Altgläubigen.

Am 13. Dezember 1545 wurde das Konzil in Trient in Südtirol, im südlichsten Zipfel des Deutschen Reiches eröffnet. Es handelte sich nun eindeutig um eine Kirchenversammlung der Anhänger des Papstes. Von den Protestanten war niemand erschienen. Nach anfänglichen Schwierigkeiten dogmatisierte das Konzil in rascher Folge viele der umstrittenen Fragen der Lehre im römisch-katholischen Sinn: zunächst das Verhältnis von Bibel und kirchlicher Tradition, im Juni das Verständnis der Erbsünde.

Im Januar 1547 erfolgte die Festlegung der Rechtfertigungslehre, Anfang März die Entscheidungüber die Sakramente, sieben an der Zahl. Am 11. März verlegte der Papst das Konzil in den Kirchenstaat, nach Bologna. Die politische Zielsetzung dieses Vorgehens lag auf der Hand: Karl V. sollten gegenüber den Protestanten die Hände gebunden sein.Über religiöse und theologische Fragen hatte nicht der Kaiser zu entscheiden, sondern allein der Papst.

Insofern hing die Forderung Karls V. an die Protestanten in der Luft, sich dem Konzil zu unterwerfen. Auch Melanchthon begründete 1546 ausführlich,„Warum die Stände, die sich der Augsburgischen Konfession angeschlossen haben, an ihrer Lehre festhalten und das Trienter Konzil weder besuchen noch anerkennen können“. Er erläuterte die religiösen, theologischen und kirchenpolitischen Ursachen der Reformation und erklärte im Blick auf die Gegenwart:„Wir haben keine Freude an Uneinigkeit. Wir wissen auch, welche Gefahren und andere Lasten wir tragen. Gleichwohl können wir nicht zugeben, dass die göttliche Lehre, die für die Kirche so nötig ist, vertilgt werden soll. Auch wollen wir uns und unsere Nachkommen nicht an Unschuldigen schuldig machen.“

Ein weiteres Religionsgespräch fand 1546 in Regensburg statt. Nur wenige Protestanten kamen. Kaum jemand akzeptierte jetzt noch Bucers Auffassung, dass man den Altgläubigen das Feld nicht freiwilligüberlassen dürfe. Echte Gespräche fanden auch nicht mehr statt. Dass der Kaiser nur noch zum Schein verhandelte, war allen Einsichtigen klar; ebenso, dass ein Krieg Karls V. gegen den Schmalkaldischen Bund bevorstand. Doch gleichzeitig feierte man Feste und königliche Hochzeiten.
Inhaltsverzeichnis2
Einführung4
1. Herkunft und Bildungsgang7
Das Umfeld7
Heidelberg7
Tübingen7
2. Die ersten Wittenberger Jahre12
Die Ankunft12
Zwischen Erasmus und Luther12
Die —Loci communes 12
Wittenberger Unruhen12
Veränderter Horizont12
Eine Urlaubsreise12
3. Trennungen24
Das Problem der Willensfreiheit24
Der Bauernkrieg24
Streit über das Abendmahl24
4. Der Pädagoge32
Der akademische Lehrer32
Schulgründungen32
Visitationen32
Der —Unterricht der Visitatoren 32
5. Verantwortung vor Kaiser und Reich41
Der Reichstag von Speyer41
Bündnis und Bekenntnis41
Der Augsburger Reichstag41
Augsburger Bekenntnis und Apologie41
Nachwirkungen41
6. Einigungsbestrebungen52
Europäische Kontakte52
Die Wittenberger Konkordie52
Der Lehrmeister52
Religionsgespräche52
7. Schmalkaldischer Krieg und Interim63
Bedrohliche Entwicklungen63
Der Krieg63
Das Interim63
Weiterungen63
8. Die letzten Jahre72
Innerprotestantischer Streit über die reine Lehre72
Bemühungen um die Lehreinheit72
Kampf gegen den erneuerten Katholizismus72
Das Ende72
9. Das Vermächtnis81
Anmerkungen86
Abkürzungen96
Quellen und Darstellungen97
Personenregister107
Copyright111