: Luc Nicon
: Befreit von alten Mustern Tipi - eine Körperreise zum Ursprung unserer Emotionen und Ängste
: Junfermann Verlag
: 9783873878426
: 1
: CHF 22.70
:
: Angewandte Psychologie
: German
: 176
: kein Kopierschutz/DRM
: PC/MAC/eReader/Tablet
: PDF/ePUB
Unser Körper vergisst nichts. Wo auch immer Angst, Panikattacken, Depression oder emotionale Überreaktionen ihren Ursprung haben mögen - unser Körper besitzt ein Gedächtnis für die ursächlichen Empfindungen, die mit ihnen im Zusammenhang stehen. T.I.P.I. ist eine Methode, über diese Körperempfindungen bis zum Ursprung unserer Angst oder Depression zu gehen und sie aufzulösen. Der Begriff kommt aus dem Französischen und steht für 'Technique d'identification sensorielle des peurs inconscientes' (Technik zur Identifizierung unbewusster Ängste auf der Grundlage unserer Körperempfindungen). Die genannten Probleme sind Folgen von Angsterlebnissen, die weit zurückliegen, teils sogar noch vor unserer Geburt. Deren Ursprung gilt es zu identifizieren, um die von der Angst hervorgerufenen spezifischen Verhaltensweisen zu deaktivieren. Sucht ein Mensch den Ursprung der Angst über seine Körperempfindungen und nicht über seinen Intellekt, kann er die Angst in der Regel sehr rasch auflösen. Mithilfe seiner Sinne vermag er so bis zu den ältesten Spuren seiner Angst zurückzugehen.

Luc Nicon ist Experte für Pädagogik und Verhaltens-Kommunikation. 2003 erschien in Frankreich sein erstes Buch 'Comprendre ses emotions'. Momentan bildet er schwerpunktmäßig Therapeuten aus und erforscht die Ursachen unbewusster Ängste.

1. Die Grundlagen


Ohne den vollständigen Inhalt des Buches „Seine Emotionen besser verstehen lernen“ wiederholen zu wollen, erscheint es mir dennoch wichtig, dessen grundlegende Erkenntnisse einleitend zu erklären. So wird besser verständlich, wie ich die Ergebnisse der Untersuchung gewann. Die spezifische Vorgehensweise, um die es in diesem Buch geht, bezeichnete ich mit „Tipi“, dem Akronym aus den französischen Wörtern „Technique d’Identification sensorielle des Peurs Inconscientes“. Übersetzt bedeutet dies „Technik zur Identifizierung unbewusster Ängste mit allen Sinnen – auf Körperebene“. Es geht in der Tat darum, Ängste als Schlüssel unserer emotionalen Schwierigkeiten zu erkennen. Und dabei zu verstehen, dass sie am stärksten diejenigen unserer Reflexe konditionieren, mit denen wir reagieren, wenn Unbehagen und Schmerzen das erträgliche Maß übersteigen. Diese Reflexe umfassen vermeidende Verhaltensweisen und Flucht, das Erleben innerer Blockaden oder Hemmungen, Aggressivität und – dies eher unerwartet – auch Machtausübung1.

Angst entsteht in einem Menschen dann, wenn er zuvor eine erste unangenehme Erfahrung gemacht hat. Bei Tipi geht es darum, diese Erfahrung auf dem Weg über ihre konkreten Auswirkungen im Alltagsleben wiederzufinden, um die von ihr hervorgerufenen spezifischen Verhaltensweisen deaktivieren zu können. Noch kennen wir nicht mit absoluter Sicherheit den biologischen Mechanismus zu dem von uns erforschten Phänomen. Jedoch zeigen die Resultate der Untersuchungen: Wenn ein Mensch eine emotionale Situation wiedererlebt, die auf der Konfrontation mit einer ursprünglichen Angst beruht, wird diese Angst vollkommen aufgelöst. Voraussetzung dabei ist, dass dieses „Wiedererleben“ keine intellektuelle Projektion darstellt, sondern als emotionale und körperbezogene Realität erlebt wird. Oder anders ausgedrückt: Es ist notwendig, dass die Person den Ursprung der Angst über die eigenen Körperempfindungen sucht und erlebt und nicht über ihren Intellekt. Und genau an dieser Stelle ergeben sich häufig die größten Schwierigkeiten: Wir sind es so viel mehr gewohnt nachzudenken, als nachzuempfinden. Dabei sind es unsere Sinne, die es jedem von uns erlauben, bis zu den ältesten Spuren unserer Ängste zurückzugehen. Zu jenen Ängsten, die in unserem Leben die entscheidende Rolle spielen. Kurz und gut: Es ist möglich, auf diese Art und Weise mit den vielfältigen Erlebnissen in Kontakt zu kommen, die beispielsweise während unserer Geburt stattfanden, ja selbst mit Erfahrungen aus der Zeit im Mutterleib.

Es gibt heute eine Vielzahl von anderen therapeutischen Herangehensweisen, die mehr oder weniger in diese Richtung gehen. Was den besonderen Erfolg von Tipi erklären kann, hängt mit dem Zusammentreffen von vier entscheidenden Grundsätzen zusammen, die im Folgenden dargestellt werden.

1.1 Angst


Angst ist definiert als eine Emotion, die bei Gefahr oder Anzeichen von Gefahr auftritt. Auf der ursprünglichsten Ebene offenbart sich Angst in zwei verschiedenen Formen: Bei der passiven Angst fühlen sich Menschen gehemmt, blockiert oder wie gelähmt. Bei der aktiven Form der Angst reagieren sie kopflos in ihren körperlichen Bewegungen und verbalen Ausdrucksweisen. Die spezifischen Reaktionen auf Anzeichen von Angst können sehr unterschiedlich ausfallen. Zu ihnen gehört der Ausdruck von Sorgen und Furcht, physische und psychische Stressreaktionen, Unruhe, Ängstlichkeit bis hin zu regelrechter Panik. Alle diese Reaktionen entstehen durch ein Gefühl der Machtlosigkeit gegenüber der Gefahr und der als bedrohlich erlebten Welt. Der Begriff „Gefahr“ sollte in diesem Zusammenhang in seiner stärksten Bedeutung verstanden werden: als Konfrontation mit dem Tod. Bei einer direkten Auswirkung führt sie zum physischen Tod. Indirekt spürt ein Mensch die Wirkung von Gefahr, wenn er beispielsweise materielle oder soziale Verluste erleidet, die seine Überlebenschancen vermindern.

Für unsere Vorgehensweise ist der Zusammenhang zwischen Angst und Konfrontation mit dem Tod wesentlich. Es handelt sich in der Tat darum, über die Manifestation der Angst die Gefahr herauszufinden, die sie hervorgerufen hat. Wie wir im Weiteren sehen werden, führte uns unsere Forschungsarbeit im Fall von schwerwiegenden Pathologien und bei allen Formen von Phobien in die vorgeburtliche Phase oder zum Erlebnis der Geburt. Dabei wurde stets eine direkte Konfrontation mit dem eigenen Tod als verantwortlich für die aktuellen Leiden identifiziert. Der Fötus im Bauch der Mutter kann beispielsweise durch einen Mangel an Sauerstoff, ungenügende Nährstoffzufuhr, Vergiftungserscheinungen oder eine interne Funktionsstörung mit dem physischen Tod konfrontiert werden. Auch eine äußere Störung kann im Fötus unerträgliche Zwänge oder körperliche Empfindungen hervorrufen. Tatsächlich werden auf dieser ursprünglichen Ebene des Lebens spezifische Ängste erzeugt, die für die Entstehung der hartnäckigsten emotionalen Leiden verantwortlich sind.

Es ist klar, dass die ursprüngliche Angst auslösende Gefahr mit einem traumatischen Erlebnis verknüpft sein kann. Dieses ist gewöhnlich der Schlüssel, der von den Therapeuten bei ihren Patienten gesucht und für die weiterführende Therapie genutzt wird. Die Trauma-Suche ist jedoch im Allgemeinen psychologisch gefärbt und betrachtet das ursprüngliche Erlebnis hauptsächlich auf der Ebene der zwischenmenschlichen Beziehungen. Wenn beispielsweise ein Fötus im Mutterleib mit einem Zwilling zusammen gewesen ist, der nicht überlebte, wird das Trauma (falls es identifiziert wird) in der Regel insbesondere vom Beziehungsaspekt aus analysiert werden. Bei einem Menschen, der im Bauch der Mutter einen solchen Verlust

Cover1
Inhalt8
Vorwort der Übersetzerin10
Zum aktuellen Stand: Update des Autors16
Einleitung18
1. Die Grundlagen20
2. Einige Zahlen zum Einstieg28
3. Emotionale Leiden entstehen größtenteils im Mutterleib30
4. Der Weg der Empfindungen und die wissenschaftlichen Erkenntnisse über pränatale und Geburtsabläufe34
5. Eine Sitzung, die unbewusste Angst auf Körperebene identifiziert50
6. Phobien68
7. Depressionen98
8. Hemmungen106
9. Aggressivität114
10. Panikattacken122
11. Allergien, Hautreaktionen, Essstörungen128
12. Zweifel und Einwände132
13. Perspektiven140
Anhang 1: Zusammenfassung der hauptsächlichen wiedererlebten Ereignisse während der pränatalen Periode144
Anhang 2: Die Entwicklung des Fötus158
Literaturverzeichnis162
Anmerkungen166