2. KapitelDas Vorzimmer des Monsieur de Tréville
Monsieur de Troisville, wie seine Familie in der Gascogne noch hieß, oder Monsieur de Tréville, wie er sich selbst in Paris schließlich nannte, hatte wirklich gerade so wie d’Artagnan angefangen, nämlich ohne einen Heller, aber mit jenem Grundstock an Kühnheit, Witz und Verstand, der bewirkt, dass der ärmste gascognische Krautjunker mehr an Hoffnungen zum väterlichen Erbteil erhält, als der reichste Edelmann des Perigord oder Berry in Wirklichkeit empfängt. Sein unverschämter Mut und sein noch viel unverschämteres Glück in einer Zeit, wo die Schläge wie Hagel fielen, hatten ihn auf die Höhe der schwer erklimmbaren Leiter gehoben, die man Hofgunst nennt und von deren Sprossen er immer vier auf einmal erstiegen hatte.
Er war der Freund des Königs, der, wie jedermann weiß, das Andenken seines Vaters Heinrich IV. sehr in Ehren hielt. Der Vater des Monsieur de Tréville hatte ihm in seinen Kriegen gegen die Liga so treu gedient, dass er ihm in Ermangelung von barem Geld – etwas, das dem Béarner sein ganzes Leben lang abging, denn er bezahlte seine Schulden stets mit dem einzigen Ding, das er nicht zu entlehnen brauchte, mit Witz –, dass er ihm in Ermangelung von barem Geld, wie gesagt, nach der Übergabe von Paris die Vollmacht verlieh, einen goldenen Löwen im roten Feld mit dem WahlspruchFidelis et fortis als Wappen zu führen. Das war zwar viel für die Ehre, aber wenig für sein Vermögen. Als der berühmte Gefährte des großen Heinrich starb, hinterließ er also seinem Herrn Sohn als einziges Erbe seinen Degen und seinen Wahlspruch. Dieser doppelten Gabe und dem fleckenlosen Namen, von dem sie begleitet war, hatte Monsieur de Tréville seine Aufnahme unter die Haustruppen des jungen Fürsten zu verdanken, wo er sich seines Schwerts so gut bediente und seiner Devise so treu war, dass Ludwig XIII., einer der besten Fechter seines Königreichs, zu sagen pflegte: Wenn er einen Freund hätte, der sich schlagen wollte, so würde er ihm den Rat geben, zum Sekundanten zuerst ihn selbst und dann Monsieur de Tréville oder vielleicht sogar diesen an erster Stelle zu nehmen.
Ludwig XIII. hegte eine wahre Anhänglichkeit an Tréville, eine königliche Anhänglichkeit, eine selbstsüchtige Anhänglichkeit allerdings, darum aber nicht weniger eine Anhänglichkeit. In dieser unglücklichen Zeit strebte man mit aller Macht danach, sich mit Männern vom Schlag Trévilles zu umgeben. Viele konnten sich den Beinamenfortis geben, der die zweite Hälfte seiner Devise bildete, aber nur wenige Edelleute hatten Anspruch darauf, sichFidelis zu nennen, wie der erste Teil hieß. Tréville gehörte zu Letzteren; er war einer von den seltenen Menschen mit dem gehorchenden Verstand des Hundes,