JOHANNES PREISER- KAPELLER (S. 37-38)
Sive vincitur Hungaria…
Das Osmanische Reich, das Königreich Ungarn und ihre Nachbarn in der Zeit des Matthias Corvinus im Machtvergleich nach dem Urteil fünf griechischer Quellen
Die Politik des Königs Matthias Corvinus gegenüber dem Osmanischen Reich ist bis heute Gegenstand verschiedener Interpretationen. Alexandru Simon schreibt in einem Beitragüber den Gebrauch des Topos der„Pforten der Christenheit“ durch Matthias Corvinus und Stephan den Großen:“The Crusader Policy was one of the main heritages that Mathias Corvinus, son of the late John Hunyadi, had to work with during his reign (…). More focused on his Bohemian claim and the conflict with the German Empire, Mathias never underestimated or forgot the political capital represented by the fight against the Ottomans, the menace at his borders.”
Des propagandistischen und materiellen Nutzens, der sich für Matthias Corvinus seit seinem Thronantritt (mit der Anerkennung durch Papst Pius II.) durch diese“Crusader Policy” ergab, war sich der König also stets bewusst1. Gleichzeitig investierte er aber, wie auch Simon feststellt, wesentlich mehr Energie in die Verfolgung seiner Pläne in Böhmen und in den habsburgischen Landen.
Die 1480er Jahre etwa, als am Hof des Corvinen, auch unter dem Eindruck der Möglichkeiten, die die Flucht des Cem Sultan nach Westen eröffneten, zeitweilig großangelegte Kreuzzugspläne, die einen Angriff auf die Osmanen von Ost und West mit 200.000 Mann vorsahen, gewälzt wurden, waren auch die Jahre der intensivsten Kriegsführung gegen Friedrich III. und sahen den Abschluss eines Waffenstillstandes mit Sultan Bayezid II.2 Diente die Kreuzzugs- und Türkenkriegsrhetorik also nur zur Verschleierung der tatsächlichen politischen Absichten, so wie auch König Karl VIII. von Frankreich 1494 seinen Feldzug zur Eroberung Neapels damit begründete, von dort zur Rückeroberung des Heiligen Landes aufbrechen zu wollen?
Ein Teil der Forschung hat behauptet, die West-Politik des Corvinus hätte die Schaffung eines starken Donaumonarchie als Bollwerk gegen die Osmanen zum Ziel gehabt, da die Ressourcen Ungarns alleine für eine erfolgreiche Türkenabwehr zu gering waren4. Jörg Hoensch meinte dagegen„dieses Motiv mag am Rande zwar eine Rolle gespielt haben, rechtfertigte aber nicht die immensen Summen“, die diese Feldzüge verschlangen und auch eine erfolgversprechendere Offensive gegen die Osmanen ermöglicht hätten, hält aber ebenso fest, dass eine defensive Ausrichtung gegenüber den Osmanen ansonsten aufgrund der Machtverhältnisse durchaus politisch klug war. Für Kenneth Setton hingegen führt eine klare Linie von den Versäumnissen des Corvinus in der Osmanenabwehr zur Schlacht von Mohács 15266. |