: Jules Verne
: Reise um die Erde in 80 Tagen Roman
: S. Fischer Verlag GmbH
: 9783104017945
: Fischer Klassik Plus
: 1
: CHF 4.00
:
: Hauptwerk vor 1945
: German
: 260
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Mit dem Werkbeitrag aus Kindlers Literatur Lexikon. Mit dem Autorenporträt aus dem Metzler Lexikon Weltliteratur. Mit Daten zu Leben und Werk, exklusiv verfasst von der Redaktion der Zeitschrift für Literatur TEXT + KRITIK. Der exzentrische Engländer Phileas Fogg bietet seinen Freunden eine abenteuerliche Wette an: Gelingt es ihm nicht, in 80 Tagen einmal um die Welt zu reisen, verliert er sein gesamtes Vermögen. Selbstverständlich gibt es reguläre Wasser- und Landverbindungen, die eine Reise um die Erde möglich machen. Aber in 80 Tagen? Topp, die Wette gilt! Phileas Fogg setzt all sein Hab und Gut aufs Spiel, um zu beweisen, wie klein die Welt geworden ist. Es beginnt eine kuriose, abenteuerliche und spannende Reise rund um den Globus, die vor dem Traualtar endet.

Jules Verne wurde 1828 in Nantes geboren. Er studierte Jura und schrieb schon während des Studiums Theaterstücke und Erzählungen. Seine Romane, die ab 1863 erschienen, waren von Anfang an Bestseller. Als Begründer der modernen Science-Fiction-Literatur ist Jules Verne zum Klassiker und Begründer neuer Mythen geworden. Er starb 1905 in Amiens.

I
Phileas Fogg und Passepartout finden sich als Herr und Diener


Im Jahre 1872 wurde das Haus Savile Row 7, im Londoner Stadtteil Burlington Gardens, in dem der Komödiendichter, Politiker und Staatsdiener R. B. Sheridan 1816 gestorben war, von Phileas Fogg bewohnt, der ein ganz besonderes und auffälliges Mitglied des Reform-Clubs von London war, obwohl er sich alle Mühe gab, keine Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Auf Sheridan, einen der größten Redner, deren sich England rühmen kann, folgte also als Bewohner dieses Hauses der geheimnisvolle Phileas Fogg, Esq. Von ihm war nicht viel mehr bekannt, als daß er ein vollendeter Gentleman und einer der bestaussehenden Männer der englischen Oberschicht war.

Man sagte, daß er Lord Byron ähnelte, da er dasselbe schöne Gesicht hatte, ohne daß sein Fuß, wie der des Dichters, verkrüppelt war. Aber er war ein Byron mit Schnauzer und Backenbart, ein leidenschaftsloser Byron. Und ein altersloser Mann.

Phileas Fogg war untrüglich ein Engländer, aber er war vielleicht kein Londoner. Man war ihm weder an der Börse noch in einer Bank, noch in einem Kontor der Londoner City je begegnet. Nie hatte an einem Kai und in einem Dock von London ein Schiff angelegt, dessen Reeder Phileas Fogg gewesen wäre. Dieser Gentleman gehörte keinem Aufsichtsrat an. Sein Name war weder in einer Anwaltskanzlei vernommen worden noch bei den Rechtsgelehrten im Temple, im Lincoln’s Inn und im Gray’s Inn. Nie hatte er als Anwalt vor den Schranken der obersten Gerichtshöfe und Berufungsgerichte für Staats-, Straf-, Zivil-, Finanz- und Kirchenrechtsverfahren ein Plädoyer gehalten. Er war weder Industrieller noch Kaufmann, noch Landwirt. Er war weder Mitglied des Königlichen Instituts von Großbritannien noch des Instituts von London, noch der Handwerkskammer, noch des Russell-Instituts, noch des Literarischen Abendländischen Instituts, noch des Rechtsinstituts, noch jenes Instituts der Vereinigten Künste und Wissenschaften, das unmittelbar unter dem Schutz Ihrer Königlichen Majestät steht. Schließlich gehörte er auch keiner der zahlreichen Gesellschaften an, von denen es in der englischen Hauptstadt nur so wimmelt: von der »Gesellschaft der Ziehharmonikafreunde« bis zur »Entomologischen Gesellschaft«, deren satzungsgemäßes Ziel die Ausrottung schädlicher Insekten war.

Phileas Fogg war lediglich Mitglied des Reform-Clubs.

Wer sich darüber wundern sollte, daß ein so geheimnisvoller Gentleman Mitglied dieser ehrenwerten Vereinigung war, dem sei gesagt, daß er auf Empfehlung der Gebrüder Baring aufgenommen worden war, bei deren Bank er ein Konto unterhielt. Aus der Tatsache, daß seine Schecks immer gedeckt waren, weil sich sein Konto stets im Haben befand, bezog er ein gewisses Ansehen.

Zweifellos war dieser Phileas Fogg ein reicher Mann. Aber wie er zu seinem Reichtum gekommen war, das wußten auch die bestinformierten Leute nicht zu sagen, und Mr.Fogg war der letzte, den man danach fragen konnte. Jedenfalls trat er nirgendwo verschwenderisch auf, war aber auch nicht geizig. Denn überall, wo es der Unterstützung für eine gute Sache bedurfte, leistete er sie im stillen und sogar anonym.

Alles in allem wäre »mitteilsam« das Wort, das am wenigsten zu diesem Gentleman paßte. Er sprach so