: Christopher Hitchens
: The Hitch Geständnisse eines Unbeugsamen
: Blessing
: 9783641069698
: 1
: CHF 10.80
:
: Biographien, Autobiographien
: German
: 672
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
The Hitch: das bewegte Leben eines der einflussreichsten und streitbarsten Denker
Ikonen von ihrem Sockel zu stürzen ist ein Anliegen, das Christopher Hitchens mit der Nonchalance eines Salonlöwen und der Unerbittlichkeit eines Rottweilers verfolgt - wie seine Biografien über Mutter Teresa, Henry Kissinger und Bill Clinton beweisen. Jetzt hinterfragt der Bestsellerautor, Journalist, Bonvivant und Provokateur seinen eigenen, fast schon ikonenhaften Status als 'wahrscheinlich klügster Kopf seiner Generation' (DIE WELT).

In seiner Autobiografie tritt 'The Hitch' selbst ungeschminkt vor den Spiegel. Wie ein britischer Trotzkist, in der ersten Reihe der Vietnamkriegsgegner, nach dem 11. September die amerikanische Staatsbürgerschaft annimmt und bis heute zu den prominentesten und umstrittensten Befürwortern des Irakkriegs zählt. Wie der zum christlichen Glauben erzogene Sohn einer freigeistigen Mutter, die bis zu ihrem Selbstmord ihre jüdische Herkunft geheim hielt, seine atheistischen Ansichten zum Weltbestseller macht. Wie ein auf Kuba kaffeepflückender junger Linksintellektueller gegen das Establishment anstürmt und sich beim Cocktail mit Margaret Thatcher wiederfindet. 'The Hitch' ist die Roadmap für ein Leben, das nichts, wirklich nichts ausgelassen hat.

Christopher Hitchens, geboren 1949 im englischen Portsmouth, war als Buchautor und Auslandskorrespondent, Essayist, Literaturkritiker und Dozent tätig. Er schrieb regelmäßig u.a. für dieNew York Times,Slate, Vanity Fair und dasWall Street Journal. 2007 erschien sein Buch 'Der Herr ist kein Hirte' im Blessing Verlag, 2011 sein Essay 'Der Feind'. Am 15. Dezember 2011 erlag Christopher Hitchens einer langen Krankheit.

Chris oder Christopher?(S. 142-143)

Vielleicht sollte ich hier anmerken, dass Christopher Hitchens und ich, zur Zeit da er noch ein bescheidener Chris gewesen war, Genossen in derselben Linksaußengruppe waren. Doch während er zu höheren Dingenüberging und im Laufe dieses Prozesses als naturalisierter Bürger von Babylon ein gewisses Maß an politischer Reife erlangte, blieb ich in derselben alten politischen Spur hängen, der prototypische Fall einer gehemmten Entwicklung.


Terry Eagleton beim Versuch, komisch zu sein und sich selbst treffsicher darzustellen, in: Reason, Faith, and Revolution: Reflections on the God Debate

Es war ein bisschen mehr an meiner Abneigung gegen die Beschneidung oder anderweitige Amputation meines Namens dran, als es vielleicht den Anschein macht. Die Abkürzung»Chris« wäre mir selbst dann zu kumpelhaft und pseudofreundlich erschienen, wenn sie mit einem anderen Nachnamen einhergegangen wäre. Chris Price, einer meiner alten Genossen und ein Labour-Abgeordneter, zog sie für sich sogar vor. Aber sein Nachname beginnt ja auch mit einem»P«, meiner hingegen mit einem»H«, folglich wäre bei der Tendenz, den Hauchlaut zu verschlucken, aus»Chris Hitchens«– an sich schon eintönig– unweigerlich ein»Chris’itchens« geworden.

Doch alleästhetischenÜberlegungen einmal beiseite– ich wusste, dass das mehr war, als Yvonne verkraften konnte. (Was sie wollte, war, mich das Team des Balliol College in der Quizshow University Challenge vertreten zu sehen, in welcher Funktion ich denn auch tatsächlich meinen allerersten Fernsehauftritt haben sollte. Ich erinnere mich sogar noch an den Namen des Spielführers, der im Namen Gottes das theologische St David’s University College von North Wales vertrat [die heutige University of Wales Lampeter], das uns schon in der ersten Runde schlug und den selbstgefälligen Balliol-Mythos von der»mühelosenÜberlegenheit« zunichte machte.

Er hieß Jim Melican.) Meine Mutter hatte ihren Erstgeborenen nicht großgezogen, um sich dann anhören zu müssen, dass man ihn wie einen Taxifahrer oder Straßenarbeiter anredete. Doch für die Leute aus der Labour- und sozialistischen Bewegung, die sich dieser Sohn zu seinen Brüdern und Schwester erkoren hatte, zählte es zur gebotenen Herzlichkeit und Brüderlichkeit– war es Grundbestandteil der Akzeptanz des anderen!–, die informelle Version des Vornamens zu verwenden, ohne erst um Erlaubnis zu fragen oder irgendein Trara darum zu machen. Konnte ich Yvonne sagen, dass viele meiner teuersten Mitstreiter nun Namen wie»Harry« oder»Norm« trugen? Ich wüsste nicht, wie das ihren Schock hätte dämpfen sollen. Als mich einmal jemand in ihrer Gegenwart»Chris« nannte, schluckte sie etwas, aber als ich dann ein Lieblingswort der Bewegung– den Schlüsselbegriff concern– mit der Betonung auf der ersten Silbe aussprach, erbebte sie. Ich schwöre ehrlich und wahrhaftig, es war mir nicht bewusst gewesen, dass ich das tat.