: Anja Pfältzer
: Regelflegel Vom entspannten Umgang mit Vorschriften
: Gütersloher Verlagshaus
: 9783641063375
: 1
: CHF 6.80
:
: Geschenkbücher
: German
: 176
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Lustvoll gegen Regeln verstoßen - Rehabilitation einer weit verbreiteten Unart
- Ein humorvoller und entlarvender Blick auf unsere alltäglichen 'Ausfälle'

- Ein witziges Geschenk für die beste Freundin

- Für Frauen zwischen 30 und 99 Jahren - und auch für den ein oder anderen Mann

Dr. Anja Pfältzer, geb. 1964 in Gießen, studierte Psychologie, Wirtschaftspädagogik und Rechtswissenschaft (Magister Artium 1999), anschließend Promotion im Fachbereich Arbeits- und Organisationspsychologie. Seit 1987 ist Anja Pfältzer bei der Lufthansa tätig, zunächst als Stewardess (1987-1989), danach als Einsatzkoordinatorin und seit 1999 als Referentin im Trainingsbereich. Sie lebt in Frankfurt am Main.

"Wir Regelflegel (S. 76-77)

Nun gut, wir alle sind Regelflegel. Na, wer hätte das gedacht, insbesondere von uns Deutschen? Wir haben doch eigentlich eher den Ruf, regeltreu, akkurat, ordnungsliebend, pünktlich und gewissenhaft zu sein. Kurz gesagt: leicht pedantisch. Und jetzt kommt plötzlich zum Vorschein: Wir alle verstoßen gegen Regeln. Das kann doch nicht wahr sein. Ist es aber! Schauen Sie sich doch einmal um, beobachten Sie Ihre Mitmenschen und auch sich selbst kritisch und hemmungslos. Und, was fällt Ihnen auf?

Genau, es gibt keinen einzigen Tag, an dem wir nichtüber Regelverstöße stolpern. Und fangen wir erst einmal an, darauf zu achten, schnellt die Anzahl der regelwidrigen Beobachtungen rasant in die Höhe. Das Beruhigende ist allerdings, dass es alle machen. Und wenn es alle machen, ist es normal. Sie fallen also nicht aus dem Rahmen, sondern verhalten sich vielmehr angepasst und durchschnittlich. Und letztlich ist es ja auch ganz schön, zum Durchschnitt zu gehören, man muss ja nicht immer in allen Bereichen danach streben, etwas Besonderes zu sein.

Typisch deutsch?


Doch zurück zu uns. Wie kommt es bloß, dass wir Deutschen so häufig verstoßen? Zumal der Eindruck von uns doch anscheinend ein ganz anderer ist. Sind wir also anders, als wir wirken, oder wirken wir anders, als wir sind? Oder ist das jetzt dasselbe? Egal, auf jeden Fall ist da irgendetwas verwirrend. Betrachten wir uns doch einmal die Schrebergärtner. Also das müssen ja ganz besonders kluge Menschen sein. Sie habenäußerst komplexe Regelwerke, die es erst einmal zu verstehen gilt, bevor man sie einhalten kann. Oder hätten Sie gewusst, dass es lebende Zäune gibt, und was es bedeutet, seinen Garten»kleingärtnerisch« zu nutzen?

Allerdings hat der Schrebergärtner an sich einen großen Vorteil, er bildet nämlich mit Gleichgesinnten eine Gemeinschaft, und zwar eine Gemeinschaft, in der gegenseitig liebevoll darauf geachtet wird, dass sich bloß jeder an die Regeln hält.Ähnlich verhält es sichübrigens in FKK-Clubs. Auch hier gibt es ganze Regelsammelsurien, auf deren Einhaltung konsequent und nachhaltig Wert gelegt wird. So ist es beispielsweise Pflicht, nackt zu sein.

Man kann sich also nicht nur ausziehen, sondern muss sich ausziehen, allein schon aus Respekt gegenüber den anderen. Ist es kalt, muss man nicht frieren, sondern darf ein T-Shirtüberziehen, aber auch wirklich nur dann. Frauen mit Brüsten ab Körbchengröße D ist es gestattet, beim Sport einen BH zu tragen. Badeanzüge sind strikt verboten, Kopfbedeckungen erlaubt, Sonnenbrillenübrigens auch. Man fühlt sich unabhängig und frei, verhält sich letztlich jedoch genau so angepasst wie alle anderen Nackedeis auch, nämlich verordnet textillos. Allerdings, und das ist der entscheidende Unterschied, frei gewählt. Zumindest ziemlich frei. Denn ordne ich mich nicht unter, bekomme ich Probleme mit meiner Gemeinschaft."