1. KAPITEL
„Du machst Witze!“
Als ihr Handy klingelte, hatte Kate Manetti kurz mit dem Gedanken gespielt, den Anruf auf die Mailbox weiterzuleiten. Sie saß in ihrem Büro, auf dessen Tür die silbernen Initialen K. Manetti zu lesen waren, und wusste vor lauter Arbeit kaum, wo ihr der Kopf stand.
Als sie jedoch feststellte, dass der Anruf von Nikki Connors kam, einer ihrer beiden ältesten und besten Freundinnen, gönnte sich Kate vor ihrem Gerichtstermin kurz entschlossen eine Pause. Gespräche mit Nikki – oder Jewel Parnell, ihrer anderen besten Freundin – erinnerten sie daran, dass es auch ein Leben außerhalb der renommierten Kanzlei für Familienrecht gab, in der sie den Großteil ihres Lebens zu verbringen schien.
„Fass dich bitte kurz.“ Kate zog einen kleinen Spiegel aus der Schreibtischschublade, um sich zu vergewissern, dass jedes einzelne mitternachtsschwarze Haar ihrer Hochsteckfrisur an Ort und Stelle saß. Das ersparte ihr nämlich den Abstecher zur Damentoilette. „Ich muss in weniger als fünf Minuten los.“
„Kate, ich habe zwar noch keinen Termin, aber du musst unbedingt meine erste Brautjungfer werden. Du und Jewel. Es macht dir doch nichts aus, mit Jewel zu teilen, oder? Ich kann mich nämlich einfach nicht zwischen euch beiden entscheiden.“
„Warte kurz. Wozu brauchst du eine Brautjungfer?“
Kate wusste die logische Antwort darauf, aber irgendwie konnte das nicht stimmen. Sie und ihre zwei Freundinnen waren beruflich eigentlich viel zu eingespannt, um sich mit Männern zu treffen, ganz zu schweigen davon, die Art Beziehung zu führen, die zu Treueschwüren vor dem Altar führte.
„Weil ich demnächst heiraten werde.“
Kate konnte sich nicht darin erinnern, dass sich Nikki je so glücklich angehört hatte, noch nicht einmal dann, als sie das Medizinstudium als eine der Jahrgangsbesten abgeschlossen hatte. „Du heiratest?“, wiederholte sie fassungslos. Die 29-jährige Anwältin kniff die hellblauen Augen zusammen, als sie versuchte, sich mit dem Gedanken anzufreunden. „Wie inBis dass der Tod uns scheidet?“
Nikki gab keine Antwort. Kate hatte den schwerwiegenden Verdacht, dass ihre Freundin einfach zu glücklich war, um zu reden. Wie sich das wohl anfühlt? fragte sie sich. Vor einigen Jahren war sie selbst einmal mit Matthew McBain verlobt gewesen. Aber die Verlobung war geplatzt, als sich herausstellte, dass der große dunkelhaarige und gut aussehende Strafanwalt eher damit beschäftigt war, sich den Hals nach anderen Frauen zu verrenken, als ihr treu zu sein.
Damals hatte sie erkannt, dass sie offensichtlich im Gegensatz zu dem alten Sprichwort lebte, viele Frösche küssen zu müssen, bis sie einen Prinz fand. Sie selbst hatte viele Prinzen geküsst, die sich dann später als Frösche entpuppten. Und Matthew war der größte Frosch von allen gewesen. Nach dieser Erkenntnis hatte sie beschlossen, sich voll und ganz auf ihre Karriere zu konzentri