: Angehörige von Menschen im Wachkoma im pädagogischen Blickfeld
: Diplomica Verlag GmbH
: 9783842816763
: 1
: CHF 31.20
:
: Sozialpädagogik, Soziale Arbeit
: German
: 148
: kein Kopierschutz/DRM
: PC/MAC/eReader/Tablet
: PDF/ePUB
"Wachkoma - eine Diagnose, die viele Fragen offen lässt. Wie soll das Leben nun weitergehen? Wie wird es mir gehen und wer wird mir helfen? Solche Gedanken drängen sich in den Alltag der Angehörigen, welche hinter dem betroffenen Menschen im Wachkoma stehen und bedeutend weniger Beachtung des Umfeldes erfahren als die wachkomatöse Person selbst. Allerdings sind sie diejenigen, die die Situation adäquat zu bewältigen haben - in jeder Hinsicht. Der Schwerpunkt des Buches liegt in der Frage, wie Angehörige von Menschen im Wachkoma ihr Umfeld nach dem schicksalhaften Ereignis erleben und welche Hilfe und Unterstützung ihnen zur Verfügung steht. Die Autorin, welche selbst jahrelang in der Pflege tätig war, hat versucht, umfassend die Gefühle und Gedanken der Angehörigen in dieser Situation zu beschreiben. In der qualitativen Studie hat eine angehörige Person erzählt:""Bei der Betreuung für die Angehörigen muss sich unbedingt was ändern. (...) Niemand ist sich bewusst was das für Auswirkungen mit sich bringen kann. Man hätte Lust die Brücke hinunter zu hüpfen. (...) Ärzte und Pflegepersonal müssen sich schon bewusst sein, dass da Menschen in Extremsituationen sind."""
Textprobe: Kapitel 2.1, Historischer Rückblick : Bereits in der Antike wurde vom Koma gesprochen, was soviel wie 'tiefer Schlaf' bedeutet. Im Mittelalter wurde Koma als Symptom unterschiedlicher Krankheiten und Lebensereignisse verstanden wie Trunksucht, verdorbene Körpersäfte, fieberhafte Zustände, unterschiedlichste Gewalteinwirkungen durch kriegerische Handlungen, Raubüberfälle, Schläge auf den Kopf und vieles mehr. Erst Ende des vorigen Jahrhunderts wurde ein Mensch mit diesem Syndrom als etwas Eigenes erkannt und in einer wissenschaftlichen Arbeit als solches Krankheitsbild beschrieben. Der erste Fall eines traumatischen apallischen Syndroms wurde nachweislich 1899 von Rosenblath erwähnt, auch wenn dies noch nicht als abgrenzbares Syndrom, sondern vielmehr als ein bemerkenswerter Fall von Hirnerschütterung erkannt wurde. Die Bezeichnung 'apallisch' wurde erst 1940 von Kretschmer in den deutschen Sprachraum eingeführt. Das apallische Syndrom oder Wachkoma entsteht dann, wenn durch akutere Krankheitsherde die entsprechenden Rindenfelder gleichzeitig außer Funktion gesetzt werden. Kretschmer spricht von einer Blockierung der Großhirnleistung. Vom Koma unterscheidet es sich durch das Fehlen der Bewusstseinstrübung (Wach- Schlafsteuerung). Der Begriff 'apallisch' bedeutet im engeren Sinne einen kompletten Ausfall der Hirnrinde, was bei weitem nicht in allen Fällen zutrifft. Deswegen ist der Begriff nicht sehr genau und somit wird er in der aktuellen Literatur nicht mehr angewandt. Gerstenbrand führte den Begriff 'apallisches Syndrom' nach Kretschmer weiter. Er hat versucht den Rückbildungsverlauf des Wachkomas in Phasen anhand eines Schemas darzustellen. Die Phasen wurden beschrieben (s. Kapitel 2.4) und in drei Bereiche Affektivität, Bewusstsein und Motorik getrennt eingeteilt. Gerstenbrand hat herausgefunden, dass sogar bei schwersten Fällen des apallischen Syndroms eine Rückbildungsmöglichkeit besteht, auch wenn es lange und mit viel Mühe und Mut verbunden ist. Im angloamerikanischen Raum wurde die Definition 'Persistent Vegetative State', kurz 'PVS' von den Neurologen Jennett und Plum 1972 eingeführt. Diese Bezeichnung sollte angewandt werden, wenn der Zustand länger als einen Monat anhält. Giacino und Zasler beschrieben 1995 das Wachkoma als 'minimally conscious state'. Diese Bezeichnung wird 2003 durch die Definition der Brain Injury Association of America international übernommen.
Inhaltsverzeichnis5
TEIL 1: Theoretische Grundlagen9
1 Einleitung9
1.1 Einführung in das Thema9
1.2 Ziele und zentrale Fragen10
1.3 Vorgangsweise11
2 Wachkoma13
2.1 Historischer Rückblick14
2.2 Anatomie und Physiologie15
2.2.1 Großhirn16
2.2.2 Zwischenhirn17
2.2.3 Hirnstamm (Mittelhirn, Brücke und verlängertes Mark)18
2.2.4 Kleinhirn19
2.2.5 Rückenmark20
2.3 Diagnose und Definition21
2.4 Überblick der Remissionsphasen nach F. Gerstenbrand24
2.5 Symptome26
2.6 Ätiologie27
3 Ethische Grundaspekte29
3.1 Menschenbild (Anthropologie)30
3.1.1 Eine allgemeine Überlegung30
3.1.2 Holistisches Menschenbild – ein pädagogischer Abriss31
3.2 Welchen Sinn hat das Leben des Menschen im Wachkoma?33
3.3 Bedeutung der Situation34
3.4 Menschenwürde35
3.4.1 Lebensrecht für Menschen im Wachkoma37
3.4.2 Freie Entscheidung für ein selbstbestimmtes Leben bzw. Sterben39
3.5 Utilitarismus42
3.6 Deontologie44
4 Angehörige46
4.1 Familie46
4.2 Was denken Angehörige?48
4.3 Belastung50
4.3.1 Emotionale Belastung der Familienmitglieder50
4.3.2 Was wird als große Belastung empfunden?51
4.3.3 Grenzen53
4.4 Soziale Veränderung54
4.4.1 Veränderung der Beziehung zum Angehörigen imWachkoma55
4.4.2 Das Gefühl „alleine - sein“56
4.5 Trauer der Angehörigen58
4.5.1 Was bedeutet Trauer?59
4.5.2 Wie äußert sich die Trauer von Angehörigen?59
4.6 Schuldgefühle61
4.7 Verzweiflung und Angst62
4.8 Welche Hilfe brauchen Angehörige?64
4.9 Bewältigung und Hoffnung67
5 Pädagogisch – anthropologische Aspekte70
5.1 Anthropologie als Wissenschaft70
5.1.1 Grundfragen einer Pädagogischen Anthropologie71
5.1.2 Die pädagogische Wirklichkeit72
5.1.3 Wirklichkeit bei Menschen mit schwerer Beeinträchtigung73
5.2 Der Mensch – mit Behinderung75
5.3 Bedeutung der Beziehung und Kommunikation77
6 Bisheriger Forschungsstand81
TEIL 2: Empirische Untersuchung83
7 Methodik83
7.1 Methodologischer Ansatz84
7.2 Problem- und Fragestellung86
7.3 Zielsetzung der vorliegenden Studie87
7.4 Ethische Überlegungen88
8 Die Interviewstudie92
8.1 Das qualitative Interview92
8.2 Das Erhebungsverfahren94
8.3 Auswertung der Daten95
8.4 Die Durchführung der Interviews96
8.5 Ziel und Inhalt des Interviews98
8.6 Vorgangsweise der Interviews98
8.7 Die befragten Angehörigen100
8.8 Interpretation der Interviews101
8.8.1 Das schicksalhafte Ereignis101
8.8.2 Diagnose Wachkoma102
8.8.3 Lebenssinn106
8.8.4 Veränderung der Beziehung zum wachkomatösenAngehörigen107
8.8.5 Angehörige107
8.8.6 Soziale Unterstützung109
8.8.7 Veränderung des Umfeldes des Angehörigen113
8.8.8 Gefühle113
8.8.9 Die größten Probleme und Belastungen insgesamt115
9 Zusammenfassung118
10 Fazit125
11 Empfehlungen128
12 Nachwort129
Abkürzungsverzeichnis131
Literaturverzeichnis132
Glossar146