1. KAPITEL
Ich bin seine Frau?
Wie konnte sie so etwas nur vergessen haben?
Wie konnte sie jemanden wie ihn vergessen haben?
Belinda musterte den schweigsamen Fremden, der neben ihrem Vater an ihrem Krankenhausbett stand. Er war groß, und nach dem Sitz seines Designeranzuges zu schließen, schien er in letzter Zeit Gewicht verloren zu haben. Die linke Hand hatte er in die Hosentasche gesteckt, mit der rechten umfasste er einen glänzenden schwarzen Gehstock.
Sie wusste nicht einmal, wie er hieß. Wie konnte sie mit einem Mann verheiratet sein, dessen Namen sie nicht kannte? Panik stieg in ihr auf.
Der Blick seiner grün schimmernden Augen ruhte unverwandt auf ihr. Hinter seiner unbewegten Miene war eine schwer zu deutende Regung erkennbar – war es Zorn? Die markanten Züge seines Gesichts deuteten zumindest darauf hin, dass er einen eisernen Willen und wenig Geduld hatte.
Belinda schluckte, um die Angst zu bekämpfen. Würde man wirklich von ihr erwarten, bei diesem Mann zu bleiben, der ein Fremder für sie war? Sie warf ihrem Vater einen Blick zu. Sein Lächeln wirkte angespannt, er war nervös. Plötzlich erschien die Aussicht, ihr Krankenzimmer und das Auckland City Hospital zu verlassen, gar nicht mehr so attraktiv.
„Wenn Sie wirklich mein Ehemann sind, warum waren Sie dann nicht hier in der Klinik, so wie meine Eltern? Ich bin schließlich schon vor zwei Wochen aus dem Koma erwacht.“ Ihr vorwurfsvoller Ton klang selbst in ihren Ohren seltsam schrill.
Ihr Vater und der Fremde wechselten einen kurzen Blick.
„Nun?“ Unter der Bettdecke ballte sie die Hände zu Fäusten.
„Ich bin bei dem Unfall ebenfalls verletzt worden, doch jetzt bin ich so weit genesen, dass ich nach Hause kann – zusammen mit dir.“
Instinktiv spürte sie, dass dies bestenfalls die halbe Wahrheit war. In den vergangenen Wochen war sie von den Ärzten und Schwestern ebenso wie von ihren Eltern mit Samthandschuhen angefasst worden. Sie erhielt medizinische Auskunft über ihren Zustand, aber sonst keine Informationen. Nicht einmal über den Unfall, durch den sie vier Wochen lang im Koma gelegen hatte, wusste sie Näheres.
Nach zahlreichen Tests und Untersuchungen waren die Ärzte zu dem Schluss gekommen, dass ihre Amnesie nicht durch die Kopfverletzung verursacht worden war. Sie hatte gedämpfte Gespräche aufgeschnappt, in denen von „Trauma“ und „hysterischer Amnesie“ die Rede war.
Die Ausdrücke hatten sie erschreckt. War sie etwa verrückt? Und was hatte es zu bedeuten, dass sie sich weder an den Unfall noch an ihre Ehe oder ihren Ehemann erinnern konnte? Gab es etwa einen guten Grund, all das zu vergessen?
Wieder schaute sie den Fremden an. Sein Klinikaufenthalt erklärte, dass der Anzug ihm nicht richtig passte. Sie hatte den Eindr