1. KAPITEL
„Ich will die Scheidung.“
Sobald Jayne die Worte ausgesprochen hatte, beschleunigte sich ihr Puls. Sie schloss die Augen – und wartete. Am anderen Ende der Leitung herrschte tödliches Schweigen.
„Nein.“
Die knappe Antwort klang endgültig. Tariqs dunkle, sanfte Stimme hatte einen kühlen Unterton, der durch die Telefonleitung von Zayed bis nach Neuseeland drang. Jayne überlief ein kalter Schauer. Das Gefühl war ihr nicht unbekannt, und es bedeutete, dass Schwierigkeiten bevorstanden.
Sie umklammerte das tragbare Telefon so fest, dass ihre Finger schmerzten. „Wir leben seit über fünf Jahren getrennt. Ich habe angenommen, dass dir die Aussicht gefällt, endlich frei zu sein.“ Und deinem Vater erst recht, dachte Jayne, verkniff sich die Bemerkung jedoch. Sobald sie über den Emir von Zayed sprachen, kam es zwischen ihr und Tariq jedes Mal zum Streit. Sie hatte jedenfalls keine Lust auf eine sinnlose Auseinandersetzung. Alles, was sie wollte, war die Scheidung.
Aber es schien, als würden die Dinge nicht so laufen wie geplant. Anfangs hatte Jayne bewusst vermieden, direkt mit Tariq Kontakt aufzunehmen. Stattdessen hatte sie den engsten Vertrauten des Emirs angerufen. Sie hatte Hadi al Ebrahim ohne Umschweife erklärt, dass inzwischen fünf Jahre vergangen waren, seit Tariq sie aus seinem Land verbannt hatte. Weil er die Staatsangehörigkeit von Zayed besaß und das Erbe seines Vaters antreten würde, hatten sie damals nach dem dortigen Gesetz geheiratet. Und dieses Gesetz schrieb vor, dass ein Paar fünf Jahre lang getrennt leben musste, ehe es geschieden werden konnte.
Die gesetzliche Frist war nun vorbei, und Jayne wollte den Scheidungsprozess endlich in Gang setzen. Der Vertraute des Emirs war am Telefon überaus höflich gewesen, hatte sich ihre Nummer notiert und versprochen, zurückzurufen.
Doch nichts war geschehen. Stattdessen erhielt sie jetzt einen Anruf ihres Noch-Ehemannes, Scheich Tariq bin Rashid al Zayed.
Und das auch nur, weil er ihren Wunsch nach einer Scheidung zurückweisen wollte. Ohne Begründung. Einfach so. Ein klares, definitives, brutales Nein.
Jayne unterdrückte den Impuls, mit dem Fuß aufzustampfen, und bemühte sich um einen so vernünftigen Ton, als spräche sie mit einem schwierigen Schüler. „Du hast mich seit Jahren nicht mehr gesehen, Tariq. Denkst du nicht, dass es für uns beide Zeit ist, ein neues Leben zu beginnen?“ In der Vergangenheit hatte Jayne mehr Leid erlitten, als sie jemals für möglich gehalten hätte.
„Die Zeit ist noch nicht gekommen.“
Allmählich wurde sie nervös. All ihre schönen Pläne drohten zu scheitern. Sie wollte nächstes Jahr e