1. KAPITEL
„Ich will.“
Pandora Armstrong sprach mit klarer, fester Stimme, und eine Welle des Glücks durchflutete sie. Verstohlen warf sie einen Blick zu ihrem Bräutigam. Manolis Kyriakos stand unerschütterlich wie ein Fels neben ihr und schaute zum Erzbischof. Ernsthaft. Entschlossen. Einfach großartig!
Er blickte geradeaus. Sein Profil wirkte so perfekt wie das der Statuen in dem Akropolis-Museum, das er mit Pandora vor drei Tagen besichtigt hatte. Die gerade Nase, der ausgeprägte Kiefer, die hohen Wangenknochen, das alles glich den Marmorstatuen, die sie bewundert hatte. Aber es war sein voller Mund, der sie am stärksten faszinierte. Wow, dieser Mund!
Voll, sinnlich und wie gemacht für die reine Sünde.
Manolis blickte kurz zu ihr und merkte, wie sie ihn betrachtet hatte. Seine unergründlich tiefgrünen Augen funkelten besitzergreifend. Und dann verzog sich dieser zum Niederknien erotische Mund zu einem Lächeln.
Verlangen rauschte durch ihren Körper. Pandora zwang sich, den Blick abzuwenden und sich auf den Strauß cremeweißer Rosen zu konzentrieren, den sie in der Hand hielt.
Wie war es möglich, dass sie so unglaublich tiefe Gefühle für ihn empfand? Gut, er war nicht irgendwer. Manolis Kyriakos, der mächtige Reederei-Besitzer, ließ sie vor Erregung zittrig werden.
Hatte er sie verzaubert?
Sie blinzelte und kämpfte gegen das Bedürfnis, sich die Augen zu reiben. Womöglich wachte sie sonst auf und entdeckte, dass sie alles nur geträumt hatte. Wie konnte sie, Pandora, „Fräulein Tugendhaft“, sich so schnell verlieben? Im Vergleich zu ihrem Erlebnis vor drei Jahren waren ihre Gefühle zu Manolis einfach überwältigend, alles bestimmend und …
Nur mit halbem Ohr hörte sie, wie der Erzbischof gerade sagte: „Sie dürfen die Braut jetzt küssen.“
Das Gelübde und der Kuss gehörten nicht zur griechischorthodoxen Zeremonie. Manolis hatte ihretwegen darum gebeten.
Sie war verheiratet!
Verheiratet mit einem großen, geheimnisvollen und über alle Maßen gut aussehenden Mann, dessen rechte Hand ihre nun so fest umschloss, dass ihre Fingernägel bestimmt Abdrücke auf seiner Hand hinterließen. Pandora war so nervös, dass auch ihr Magen allmählich verrücktspielte. Schließlich wurde sie mit einem Mann getraut, der vor drei Monaten noch ein Fremder für sie gewesen war!
„Pandora?“
Als sie den Kopf hob, trafen sich ihre Blicke. Zwischen ihnen knisterte es deutlich. Manolis’ Augen spiegelten heißes Begehren wider. Aber in seinem unwiderstehlichen Blick lag auch eine Frage.
Sie nickte, fast unmerklich.
Sekundenlang drückte er ihre Hand, die andere lag warm und schwer auf Pandoras Hüfte. Er hob die Hand und drehte sanft ihren Kopf zu sich. Dann beugte Manolis sich zu ihr, und dieser fantastische Mund streifte ihre Lippen in einer unnachahmlich warmen und vertrauten Weise.
Pandora vergaß sofort alles um sich herum, den Erzbischof, die Gäste, die dicht gedrängt au