PROLOG
Eines Tages teilte Rhianna Fairfax sich mit einem umwerfenden Mann ein Taxi. Zu dieser Zeit war sie gerade einundzwanzig Jahre alt.
Es geschah während eines für Sydney so typischen Unwetters. Und jene Fahrt sollte Rhianna nie mehr vergessen …
Mitten in der Stadt hatten die beiden sich im strömenden Regen auf einem Gehweg gegenübergestanden. Der Mann hielt einen Schirm in der Hand, während sie in einen dünnen hellgelben Plastikregenmantel gehüllt war. Eigentlich war der Fremde zuerst da gewesen. Als das Taxi, das er herbeigewinkt hatte, aber am Bordstein hielt, kam Rhianna fast gleichzeitig angerannt. Kurz entschlossen wischte sie sich die Tropfen aus dem Gesicht und fragte den Mann über das Tosen des Regens hinweg, ob sie es sich teilen könnten. Eindrucksvoll schilderte sie ihm, wie sie andernfalls fortgeschwemmt werden würde, und erklärte ihm, dass sie es sehr eilig hatte und spät dran war. Und es gelang ihr tatsächlich, ihn zu überzeugen. Der Unbekannte war einverstanden und klappte seinen Schirm zusammen, damit sie einsteigen konnten. Nass, wie sie waren, kletterten sie auf die Rückbank – missmutig beäugt vom Taxifahrer, der Angst um seine Sitze hatte.
„Puh!“ Rhianna schob die Regenhaube zurück, sodass ihre dunkelblaue Baskenmütze zum Vorschein kam, unter der sie ihr langes Haar verborgen hatte. Für gewöhnlich trug sie die Mütze nicht so tief ins Gesicht gezogen, doch ihr war kalt, und außerdem hatte sie nur so die Kapuze ihres Regenmantels überziehen können. „Was für ein Tag!“
Prüfend musterte ihr Begleiter sie. „Sie sind für das Wetter wenigstens richtig angezogen.“
Rhianna zupfte sich die Mütze zurecht und verzog verlegen das Gesicht. „Im Moment liegt mir nur daran, warm und trocken zu bleiben. Also? Wohin fahren Sie?“
Er sagte es ihr. Nachdem sie sich mit dem Fahrer besprochen hatten, entschieden sie, dass der Fremde als Erster abgesetzt werden sollte.
Rhianna lehnte sich zurück, während die Scheibenwischer auf Hochtouren arbeiteten. Das Taxi fädelte sich in den Verkehr auf der regennassen grauen Straße ein. Zum ersten Mal sah Rhianna sich ihren Begleiter genauer an.
Augenblicklich erwachte ihr Interesse. Er war groß und dunkelhaarig und sah unverschämt gut aus. Das dichte dunkle Haar, die tiefblauen Augen und das markante Gesicht – er hatte etwas Raubtierhaftes an sich. Unter dem Jackett des elegant geschnittenen anthrazitfarbenen Anzugs, der völlig durchnässt war, zeichneten sich seine breiten Schultern ab.
Auf Anfang dreißig schätzte sie ihn. Beinahe wirkte er etwas arrogant – ein Mann, der offenbar im Geschäftsleben Macht ausübte. Gleichzeitig sah er so aus, als wäre er auch in anderen Dingen teuflisch gut …
Unwillkürlich dachte Rhianna darüber nach, welche Dinge das sein mochten, und ein Schauer überlief sie. Mit einem Mal wurde ihr bewusst, dass der Fremde sie ebenfalls anblickte. „Verzeihung.“ Sie lächelte entschuldigend. „Aber Sie dürften es gewohnt sein, angesehen zu werden.“
Er lächelte leicht. „Das Gleiche könnte ich zu Ihnen sagen – obwohl man im Moment nicht viel von Ihnen sieht.“ Er ließ den Blick über ihren bauschigen Regenmantel schweifen, der ihr im Sitzen fast bis zu den Füßen reichte.
Rhianna hätte selbst nicht sagen können, warum sie so einen Drang verspürte, mit einem völlig Fremden zu plaudern.
Aber das mochte daran liegen, dass ihr Leben vor einer halben Stunde eine unerwartete positive Wendung genommen hatte. „Sicher sind Sie bei den Damen sehr gefragt?“
Ihr Begleiter lehnte sich zurück. Verstohlen betrachtete Rhianna ihn und schluckte. „Das kann ich im Moment wirklich nicht behaupten. Ich habe den Damen abgeschworen … möglicherweise für sehr lange Zeit.“
„Tatsächlich? Schade!“ Versonnen sah Rhianna ihn an. „Ist das Ihr Ernst?“
Der Unbekannte presste kurz die Lippen zusammen, dann zuckte er die Schultern und antwortete mit einer Gegenfrage: „Und wie steht’s mit Ihnen?“
„Ich?“ Unbehaglich senkte sie den Blick und strich sich den gelben Regenmantel glatt. „Ich habe von den Männern für den Rest meines Lebens genug.“
Er musterte sie. „Wieso das?“
„Das wird Sie kaum interessieren.“ Sie wollte sich nicht aus der Reserve locken lassen. „Worüber sprachen wir vorher?“
Nun blickte er in ihre leuchtenden braunen Augen. „Ich wollte Ihr Kompliment nett erwidern.“
„Tja, ich glaube kaum, dass ich – was Schönheit betrifft – auf einer Punkteskala von eins bis zehn unb