2. KAPITEL
Die Person, der Regan gegenüberstand, war nicht der attraktive, begehrenswerte Weltmann, auf den sie gehofft hatte, sondern ein schmächtiger, glatzköpfiger älterer Herr.
Obwohl sie nur eins achtundsechzig maß, überragte Regan ihn in ihren hochhackigen Sandaletten. Sein maßgeschneiderter schwarzer Anzug verbarg weder seinen schmächtigen Körperbau noch die dünnen Beine. Scheinbar als Ausgleich für die spiegelnde Glatze verfügte der Mann über buschige Augenbrauen, die seinem Gesicht einen erstaunten Ausdruck verliehen.
Außerdem war er mindestens sechzig Jahre alt!
Im ersten Augenblick dachte Regan an Flucht, beherrschte sich aber und schluckte mühsam, als der alte Mann den Kopf zur Seite neigte.
„Bonsoir, Mam’selle.“
Regan verkniff sich ein entsetztes Lachen. Sie fragte sich, ob er wirklich Franzose war oder nur glaubte, der Akzent würde ihm zu größerem Erfolg bei Frauen verhelfen.
Es war ihr nie in den Sinn gekommen, dass der Fremde sich als alter Mann entpuppen könnte. Cleo hatte damit angegeben, dass es sich bei diesen Verabredungen, die ihr ehrgeiziger Exfreund arrangierte, immer um äußerst angenehme, alleinstehende Herren handelte, die von ihren Geschäften einfach zu sehr in Anspruch genommen wurden, um eine feste Beziehung zu unterhalten. Daher bevorzugten sie die unkomplizierte Möglichkeit, sich mit einer Dame aus Dereks „Freundeskreis“ zu verabreden. Diese Frauen ließen sich hin und wieder gern einladen, auch in letzter Minute, und zogen sich zurück, wenn ihre Gesellschaft nicht mehr erwünscht war.
Sie, Regan, hätte sich denken können, dass „äußerst angenehm“ für Cleo ein weiter Begriff war. Offenbar beurteilte sie die Männer vor allem nach deren Bankkonto.
Der alte Mann wartete noch immer geduldig darauf, dass Regan seinen Gruß erwiderte. Ihr Anblick schien ihn ein wenig zu erstaunen, und sie schöpfte kurz Hoffnung. Doch ein Blick auf die Nummer an der Tür verriet ihr, dass sie sich nicht geirrt hatte.
„Guten Abend“, sagte sie schließlich und rang sich ein Lächeln ab. Ihr wurde bewusst, dass sie nicht einmal seinen Namen kannte.
Um Zeit zu gewinnen, suchte sie in ihrer Handtasche nach der Visitenkarte, die man ihr erst vor einer Stunde in die Hand gedrückt hatte.
„Ich habe mich leider ein wenig verspätet, aber … Derek schickt mich“, erklärte sie und hielt dem Mann die Karte entgegen, auf deren Rückseite die Adresse stand.
Er nahm sie und runzelte die Stirn, während er erst die Karte und dann Regan betrachtete.
„Aber Sie werden nicht erwartet“, sagte er misstrauisch. Er ließ den Blick über ihre schlanke Figur schweifen und schüttelte scheinbar enttäuscht den Kopf. „Sie sind nicht Mam’selle Cleo …“
Seltsamerweise ärgerte sie sich über seine Ablehnung. Statt die Gelegenheit zu nutzen, sich taktvoll aus der Affäre zu ziehen, hob sie zornig den Kopf und bereitete sich darauf vor, ihren verletzten Stolz wiederherzustellen.
Diesmal würde sie sich nicht einfach dem vernichtenden Urteil eines Mannes über ihren Wert als Frau beugen! Nach seinem Tod hatte sie erfahren müssen, dass Michael sie um viel mehr als nur Geld betrogen hatte. Sie würde sich nie wieder von einem Mann einreden lassen, dass sie eine Versagerin sei!
Plötzlich verspürte Regan den Wunsch, diesen unsympathischen alten Kerl um den Finger zu wickeln.
Na schön, sie sah nicht aus wie die große, gertenschla