2. KAPITEL
„Marisa? Mein Gott, du bist es wirklich. Ich kann es kaum glauben!“
Marisa löste ihren Blick von dem Schaufenster, drehte sich um und musterte den großen, attraktiven Mann, der vor ihr stand.
„Alan … was machst du denn hier?“, brachte sie zögernd hervor.
„Das sollte ich dich fragen. Warum sitzt du nicht an derVia Veneto und trinkst Cappuccino?“
Die Frage aller Fragen …
„Na ja, auch das kann mit der Zeit langweilig werden“, entgegnete sie betont locker. „Ich habe angefangen, mich nach einer Tasse englischen Tees zu sehnen.“
„Oh.“ Er sah sie neugierig an. „Und was sagt Lorenzo dazu?“
Der bittere Unterton in seiner Stimme war ihr nicht entgangen. „Alan, ich …“
„Schon gut“, winkte er ab. „Ich weiß. Es tut mir leid.“ Sein Blick ging an ihr vorbei zu dem Schaufenster des Babyausstatters, vor dem sie stand. „Darf man gratulieren?“
„Meine Güte, nein!“, erwiderte sie hastiger als sie vorgehabt hatte. Sie errötete, als sie seine überraschte Miene sah. „Ich … es ist nicht für mich. Eine alte Schulfreundin, Dinah Newman, erwartet ihr erstes Kind, und ich bin auf der Suche nach einem besonderen Geschenk für sie.“
„Tja, da bist du hier goldrichtig“, bemerkte Alan, nachdem er stirnrunzelnd auf die Preisschilder geschaut hatte. „Man muss wohl die Frau eines millionenschweren Bankers sein, um hier einkaufen zu können.“ Er lächelte sie an. „Sie muss eine ziemlich gute Freundin sein.“
„Sagen wir einfach, dass ich ihr einiges zu verdanken habe“, erklärte Marisa.
Ich bin ihr zum Beispiel dankbar dafür, dass sie mich mit Corin Langford bekannt gemacht hat, sodass ich jetzt einen festen Job habe und nicht vollkommen abhängig von Lorenzo Santangeli bin. Und dafür, dass sie nicht zu viele unbequeme Fragen gestellt hat, als ich Hals über Kopf allein nach London zurückgekehrt bin.
„Kannst du deine Einkäufe auch ein andermal erledigen?“, fragte Alan. „Ich würde gern mit dir essen gehen, nachdem wir uns so zufällig über den Weg gelaufen sind.“
Sie konnte ihm kaum erzählen, dass ihre Mittagspause gleich beendet war und sie zurück zur Arbeit musste. Instinktiv hatte sie ihre Hand, an der ihr Ehering fehlte, in die Jackentasche geschoben, damit Alan keine unangenehmen Fragen stellen konnte.
So nett es war, ihn getroffen zu haben, so kompliziert wäre es auch, vor ihm den Schein der glücklich verheirateten Frau zu wahren.
„Es tut mir leid.“ Schnell setzte sie ein entschuldigendes Lächeln auf. „Aber ich habe in fünf Minuten einen Termin.“
„Ich verstehe, du willst deinen Mann nicht warten lassen.“
Sie zögerte. „Nein, Lorenzo ist … im Moment gar nicht in London.“
„Er lässt dich so kurz nach der Hochzeit schon allein?“
Marisa zuckte die Schultern. „Wir sind ja schließlich nicht aneinandergekettet“, versuchte sie zu scherzen.
„Das ist wahr.“ Nach einer kurzen Pause fuhr er fort: „Und? Was treiben Strohwitwen in London? Zählst du die Stunden, bis