1. KAPITEL
„Tahlia, du siehst göttlich aus.“ Crispin Blythe, Eigentümer der Contemporary Art Gallery Blythe in Bayswater, begrüßte Tahlia Reynolds überschwänglich. „Diese Steinchen da an deinem Hals müssen ein kleines Vermögen wert sein.“
„Ein großes Vermögen, um genau zu sein“, erwiderte Tahlia trocken und befühlte automatisch das Collier. „Die Steinchen, wie du es nennst, sind lupenreine Kashmiri-Saphire.“
„Ein Geschenk von Daddy?Reynolds Gems muss es ja bestens gehen.“ Crispins Lächeln wirkte mit einem Mal etwas gequält. „Schön zu wissen, dass diese schreckliche Rezession immerhin an ein paar Firmen vorübergeht.“
Bei dem bitteren Ton in Crispins Stimme runzelte Tahlia leicht die Stirn. Sie hatte Gerüchte gehört, dass die Galerie unter dem Konjunkturrückgang litt. Einen Moment war sie versucht, Crispin zu gestehen, dass es um den Juwelierbetrieb ihres Vaters alles andere als rosig stand. Doch es würde schon früh genug bekannt werden, sollte die Firma nicht mehr zu retten sein. An diesem Punkt waren sie zum Glück noch nicht angelangt. Möglich, dass sie unrealistisch war, aber Tahlia hoffte immer noch, den Betrieb irgendwie zu retten. Ihre Eltern hatten sämtliche Rücklagen verwandt, um den Betrieb am Laufen zu halten. Sie selbst hatte in den letzten drei Monate unentgeltlich gearbeitet und den Sportwagen, ein Geschenk ihres Vater zum einundzwanzigsten Geburtstag vor drei Jahren, verkauft und gegen einen altersschwachen Mini ausgetauscht.
Sogar einige ihrer Schmuckstücke hatte Tahlia versetzt und ihre Designerkleider verkauft. Das Kleid, das sie heute Abend trug, hatte sie von einer Freundin geliehen, die eine Boutique besaß. Auch das Collier mit den Saphiren und Diamanten gehörte nicht ihr, war allerdings eines der wertvollsten Stücke von Reynolds Gems. Ihr Vater hatte sie gebeten, es heute Abend zu tragen, in der Hoffnung, mit dem auffallenden Schmuckstück vielleicht Interesse zu wecken und neue Geschäftskontakte zu knüpfen. Tahlia hatte schreckliche Angst, es zu verlieren. Ständig fasste sie sich an den Hals, um zu fühlen, ob es noch da war.
Sie folgte Crispin in die Galerie, nahm dankend ein Glas Champagner an und nickte grüßend den Gästen zu, die sie kannte. Bis ihr Blick abrupt an einem Mann am anderen Ende des Raums haften blieb.
„Wer ist das?“, fragte sie leise, während ihr Herz plötzlich hart gegen ihre Rippen schlug.
„Du meinst wahrscheinlich den griechischen Gott in dem Armani-Anzug? Thanos Savakis, Milliardär und Eigentümer von Savakis Enterprises. Vor zwei Jahren hat er die gesamte Blue Sky-Kette aufgekauft. Ihm gehören außerdem unzählige Fünf-Sterne-Hotels weltweit. Vorsicht, Darling, man sieht dir dein Interesse förmlich an“, stichelte Crispin gutmütig. „Aber sei gewarnt! Savakis eilt ein eindeutiger Ruf voraus. Seine Affären sind zwar diskret, aber nicht mehr zu zählen und vor allem sehr kurzlebig. ‚Bindung‘ ist ein Wort, das in seinem Vokabular nicht vorkommt. Es sei denn, es geht um die Verpflichtung, sein beneidenswert großes Vermögen“, Crispin seufzte theatralisch, „noch zu vergrößern.“
„Arbeitswütige Schürzenjäger sind nicht mein Typ.“ Tahlia riss den Blick von dem Mann los und nippte an ihrem Champagner. Doch wie von allein wanderten ihre Blicke wieder zu ihm zurück. Sie war froh, dass er seine Aufmerksamkeit einer zierlichen Blondine schenkte, die an seinem Arm hing. So konnte sie ihn in Ruhe mustern.
Groß, schlank und mit breiten Schultern war er eine wirklich impo