: Beate M. Weingardt
: Ein Mann - kein Wort Warum Männer nicht gerne über Gefühle reden und Frauen sich nicht damit abfinden
: SCM R.Brockhaus im SCM-Verlag
: 9783417219500
: 1
: CHF 3.50
:
: Partnerschaft, Sexualität
: German
: 180
: kein Kopierschutz/DRM
: PC/MAC/eReader/Tablet
: PDF/ePUB
Männer, so klagen viele Frauen, verfallen zumeist in tiefes und beharrliches Schweigen, wenn sie Empfindungen der Angst, des Verletztseins, der Demütigung und Enttäuschung spüren. Oder wenn es um emotionale Bedürfnisse wie Nähe, Verständnis, Unterstützung, Anerkennung geht. Ganz zu schweigen von 'weichen' Gefühlen wie Scham, Unsicherheit, Trauer oder Ratlosigkeit. Dieses Schweigen hat nachvollziehbare Gründe - aber es ist auch gefährlich. Denn es unterhöhlt im Lauf der Zeit selbst die liebevollste Beziehung, selbst die belastbarste Freundschaft - ja, auch eine langjährige Partnerschaft. Vertrauen braucht Offenheit - besonders wenn es um unser Innerstes und Persönlichstes geht, nämlich unsere Gefühle. Wer alles mit sich selbst ausmacht, überfordert sich selbst - was auch den Körper in Mitleidenschaft zieht. Frauen haben deshalb recht, wenn sie sich mit dem Schweigen der Männer nicht abfinden wollen - und müssen gleichwohl auch ihr eigenes Gesprächsverhalten, ihren eigenen Umgang mit Emotionen kritisch hinterfragen. Denn nur so kann Verständigung, Liebe und Nähe gelingen - die wir alle brauchen, um glücklich zu sein. Stand: 1. Auflage 2008

Dr. Beate Maria Weingardt, geb. 1960, hat Psychologie und Ev. Theologie studiert und 1999 über den 'Prozess des Vergebens in Theorie und Empirie' promoviert. Beate Weingardt ist mit vielen Themen in der Erwachsenenbildung tätig.

2. Wesentliche Unterschiede zwischen Männern und Frauen – gibt es die überhaupt?

»Kein Airbag – wir sterben wie Männer«

AUTOAUFKLEBER, GESEHEN AM 5. MÄRZ 2008
AUF DER AUTOBAHN HEILBRONN-NÜRNBERG

Schaut man sich die einschlägige und inzwischen fast uferlose Literatur zu diesem Thema an, so stellt man fest, dass es im Grunde zwei Positionen gibt. Die einen betonen die Unterschiede zwischen Männern und Frauen sehr stark3, die anderen schwächen die vermeintlichen Unterschiede eher ab. Nimmt man die jeweiligen Argumente jedoch genauer unter die Lupe, so stellt man fest: Es kommt ganz offensichtlich auf die Sichtweise an!

Ein Beispiel: Stellen Sie sich vor, ein Forscher und eine Forscherin vergleichen einen nackten Mann und eine nackte Frau, die vor ihnen stehen. Der Forscher sagt: »Mann und Frau sind im Wesentlichen gleich. Beide haben einen Kopf, zwei Arme, zwei Hände, zwei Beine, zwei Füße, einen Rumpf und einen Bauchnabel. Beide haben Haare, Gelenke, Augen, Ohren, Nase, Mund. Okay, unterhalb des Bauchnabels sind sie etwas unterschiedlich, und auch der Oberkörper hat leicht unterschiedliche Ausmaße. Aber das sind alles Kleinigkeiten, verglichen mit der enorm hohen Menge an Übereinstimmungen und Gemeinsamkeiten!«

Die Forscherin entgegnet: »Aber ich bitte Sie: Alles ist anders, nicht nur der Oberkörper und die Partie unterhalb des Bauchnabels! Sehen Sie denn nicht: Kopf, Arme, Hände, Beine, Füße und der Rumpf – dies alles ist bei der Frau etwas anders geformt als beim Mann. Und natürlich haben beide Augen, Ohren, Nase und Mund – aber Sie werden doch zugeben, dass ein Männergesicht eindeutig anders aussieht als das Gesicht einer Frau, selbst ohne Bart! Außerdem: Sehen Sie denn nicht die höchst unterschiedliche Hüft-Becken-Partie?! Deutlich gerundet bei der Frau, hingegen eher in gerader Linie verlaufend beim Mann …! Wenn man sich die beiden Silhouetten anschaut, so ist doch völlig unverkennbar, dass eine Frau nicht mit einem Mann zu verwechseln ist! Im Übrigen wird dieser Unterschied auch schon in der Bibel betont: Da heißt es, dass Gott den Mann aus Ackerboden ›formte‹, aber die Frau ›baute‹ – aus seiner Rippe!«4

So weit die unterschiedlichen Sichtweisen der beiden Forscher.

Wer von beiden hat recht? Natürlich beide – es kommt lediglich darauf an, worauf man sein Hauptaugenmerk richtet und vor allem: welchesGewicht man den wahrgenommenen Unterschieden gibt.

Zahlreiche Wissenschaftler, die sich mit Geschlechtsunterschieden beschäftigen, neigen heute dazu, die durchaus beobachtbaren Unterschiede als »wenig ins Gewicht fallend« zu betrachten, weil sie die Menge derGemeinsamkeiten zwischen den Geschlechtern als weitaus größer und gewichtiger ansehen. Frauen sind, so sagen sie, zwar körperlich etwas schwächer als Männer und dadurch nicht ganz so ausdauernd, sie verfügen jedoch über die gleiche Intelligenz und sind zu den gleichen geistigen Leistungen wie Männer in der Lage. Zwar gibt es leichte Unterschiede in einzelnen Teilleistungen des Gehirns – Männer haben beispielsweise ein besseres räumliches Vorstellungsvermögen als Frauen –, aber diese Unterschiede fallen angesichts der Menge anÄhnlichkeiten kaum oder gar nicht ins Gewicht. Dagegen stellt eine Wissenschaftlerin, die sich mit der »Psychologie der Geschlechtsunterschiede« über Jahre hinweg beschäftigt hat, klipp und klar fest: »(Es) zeigt sich …, dass es irrig und gefährlich ist, die Geschlechtsunterschiede nur deshalb für bedeutungslos zu halten oder gar zu ignorieren, weil sie im Mittel geringfügig sind. Tatsächlich kommen bei der Konfrontation der Geschlechter

Cover1
Einführung7
1. »Caveman« oder: Die Steinzeit lebt!11
2. Wesentliche Unterschiede zwischen Männern und Frauen – gibt es die überhaupt?14
3. Von Natur aus anders – reden Männer und Frauen wirklich unterschiedlich?21
4. Männer und Gefühle33
5. »Doch wie’s da drin aussieht …« – Gefühlskontrolle als Notwendigkeit38
6. Das Vorbild der Eltern51
7. Unsere gefühlsarme Gesellschaft64
8. Sprache und Körpersprache74
9. Gesprächserfahrungen von Frauen mit Männern80
10. Gesprächserfahrungen von Männern mit Frauen87
11. Partnerschaften heute – ein anspruchsvolles Unternehmen99
12. Verschiedenheit anerkennen, Verbundenheit einüben108
13. Auch positive Gefühle und Gedanken ausdrücken114
14. Gut miteinander leben heißt gut miteinander kommunizieren129
15. Sich entgegenkommen, um sich wirklich zu begegnen153
16. Partnerschaft und Glaube159
Literaturliste170