: Jeffery Deaver
: Opferlämmer Ein Lincoln-Rhyme-Thriller
: Blanvalet
: 9783641063078
: Die Lincoln-Rhyme-Reihe
: 1
: CHF 7.80
:
: Spannung
: German
: 576
: DRM
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Ihr neunter Fall treibt das Ermittlerduo Lincoln Rhyme und Amelia Sachs bis an seine Grenzen - und weit darüber hinaus.
New York wird von einer beispiellosen Anschlagserie in Atem gehalten. Der Attentäter tötet mit einer Waffe, die ebenso unsichtbar wie allgegenwärtig ist: Elektrizität. Angesichts immer neuer Opfer machen sich der gelähmte Ermittler Lincoln Rhyme und seine Assistentin Amelia Sachs auf die Jagd nach einem Täter, der kaum mehr als ein Phantom zu sein scheint. Doch Lincoln Rhyme weiß, dass ihr Gegner allzu real ist - ein gnadenloser Killer, dem das Spiel mit der Angst seiner Opfer große Freude bereitet ...

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Der talentierte Mörder (Bd. 12)
Der Komponist (Bd. 13)
Der Todbringer (Bd. 14)

Alle Bände sind unabhängig voneinander lesbar.

Jeffery Deaver gilt als einer der weltweit besten Autoren intelligenter psychologischer Thriller. Seit seinem ersten großen Erfolg als Schriftsteller hat Jeffery Deaver sich aus seinem Beruf als Rechtsanwalt zurückgezogen und lebt nun abwechselnd in Virginia und Kalifornien. Seine Bücher, die in 25 Sprachen übersetzt werden und in 150 Ländern erscheinen, haben ihm zahlreiche renommierte Auszeichnungen eingebracht. Nach der weltweit erfolgreichen Kinoverfilmung begeisterte auch die TV-Serie um das faszinierende Ermittler- und Liebespaar Lincoln Rhyme und Amelia Sachs die Zuschauer. Neben Lincoln Rhyme hat Deaver mit Colter Shaw einen weiteren außergewöhnlichen Serienhelden geschaffen.

... Eins


Im Kontrollzentrum des ausgedehnten Gebäudekomplexes der Algonquin Consolidated Power and Light am East River in Queens, New York, saß der Leiter der Frühschicht mit einem Becher Kaffee vor seinem Monitor und betrachtete stirnrunzelnd zwei blinkende rote Worte.

KRITISCHE STÖRUNG


Darunter wurde der exakte Zeitpunkt der Fehlermeldung angezeigt: 11:20:20:003.

Der Mann ließ den Pappbecher sinken – blau und weiß, mit ungelenken Abbildungen antiker griechischer Athleten – und setzte sich in seinem knarrenden Drehstuhl auf.

Die Mitarbeiter der Leitstelle saßen jeweils an eigenen Computerplätzen. Der große Raum war hell erleuchtet und wurde von einem riesigen Flachbildschirm dominiert, auf dem der Stromfluss des als Northeastern Interconnection bekannten Verbunds dargestellt wurde. Er versorgte New York, Pennsylvania, New Jersey und Connecticut. Architektur und Dekor des Kontrollzentrums waren ziemlich modern – für 1960.

Der Leiter hob den Blick zu der Tafel, auf der sich die Stromzufuhr der diversen im Land verstreuten Kraftwerke ablesen ließ: Dampfturbinen, Kernreaktoren und der hydroelektrische Damm bei den Niagarafällen. An einer winzigen Stelle dieses Leitungsgewirrs lief irgendetwas schief. Ein roter Kreis blinkte.

»Was ist da los?«, fragte der grauhaarige Leiter mit dem straffen Bauch unter dem kurzärmeligen weißen Hemd. Er hatte dreißig Jahre Erfahrung in der Strombranche und war in erster Linie neugierig. Es wurden zwar immer wieder mal Störungen angezeigt, aber wirklich kritische Zwischenfälle waren sehr selten.

»Angeblich eine vollständige Trennung«, antwortete ein junger Techniker. »MH-Zwölf.«

Das Umspannwerk 12 der Algonquin Consolidated – »MH« stand für Manhattan – war dunkel, unbemannt und schmutzig. Es lag in Harlem und war eine große Schaltanlage, die die eintreffenden 138 Kilovolt mit Hilfe von Transformatoren auf ein Zehntel reduzierte, aufteilte und weiterschickte.

Auf dem großen Bildschirm kam unter der nüchternen Störungsmeldung und der Zeitangabe eine weitere rot leuchtende Zeile hinzu.

MH-12 OFFLINE


Der Leiter tippte etwas in seinen Computer ein und musste an die Zeiten denken, als seine Arbeit noch mit Funkgeräten, Telefonen und ummantelten Schaltern erledigt wurde, umgeben von dem Geruch nach Öl, Messing und heißem Bakelit. Er las die komplizierten Textmeldungen, die über den Monitor scrollten. »Die Trenner wurden ausgelöst?«, sagte er leise wie zu sich selbst. »Warum? Die Last ist normal.«

Eine neue Meldung erschien.

MH-12 OFFLINE. UL AN BETROFFENES VERSORGUNGSGEBIET VON MH-17, MH-10, MH-13, NJ-18


»Die automatische Umleitung greift«, rief jemand unnötigerweise.

In den Vororten und auf dem Land ist das Elektrizitätsnetz offen sichtbar – von den hohen blanken Überlandleitungen zu den kleineren Strommasten und den Versorgungsleitungen, die zu den einzelnen Häusern verlaufen. Wenn eine Leitung ausfällt, lässt das Problem sich ohne große Schwierigkeiten finden und beheben. In vielen größeren Städten hingegen, so auch in New York, fließt der Strom unterirdisch durch isolierte Kabel. Da die Isolierung im Laufe der Zeit porös wird, kommt es zu Grundwasserschäden, die Kurzschlüsse und Stromausfälle bewirken. Aus diesem Grund sichern die Versorgungsunternehmen das Netz doppelt oder sogar dreifach ab. Als das Umspannwerk MH-12 ausfiel, deckte der Computer den Strombedarf automatisch durch die Kapazitätsumleitung von anderen Orten.

»Keine Aussetzer, kein Spannungsabfall«, rief ein anderer Techniker.

Der Strom im Netz lässt sich mit Wasser vergleichen, das über ein großes Rohr in ein Haus gelangt und dort aus zahlreichen offenen Hähnen fließt. Wi