: Torsten Heim, Thomas Weinkauf, Frank Schneider
: Toto& Harry Was Sie schon immer über die Polizei wissen wollten, aber nicht zu fragen wagten
: Rowohlt Verlag Gmbh
: 9783644438316
: & Harry
: 1
: CHF 10.00
:
: Gesellschaft
: German
: 208
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Skurriles, Amüsantes, Wissenswertes Der etwas andere Blick hinter die Kulissen des Polizeialltags: von den gefährlichsten Einsätzen, den dümmsten Kriminellen, den kuriosesten Unfällen, den kreativsten Ausreden, den dreistesten Bestechungsversuchen, den rührendsten Momenten und vielen anderen Superlativen aus ihrem langen Berufsleben erzählen Toto& Harry, Deutschlands beliebteste Polizisten. Gleichzeitig geben sie Einblicke in die merkwürdige Welt der Polizei-Abkürzungen und antworten auf die am häufigsten gestellten Fragen: Welche Ausrüstung tragen sie am Gürtel? Und sind Polizisten eigentlich immer im Dienst?

Polizeihauptkommissar Torsten Heim, Jahrgang 1963, geht seit 1992 zusammen mit Polizeioberkommissar Thomas Weinkauf in den Straßen Bochums auf Streife. Durch ihre Fernsehsendung «Toto& Harry - die Zwei vom Revier» sind sie zu Deutschlands bekanntesten Polizisten geworden. Außerdem engagieren sie sich als Botschafter für das Kinderhospiz Mitteldeutschland.

Kuriose Rotlichtgeschichten


Stripper im Bordell

Diesen ungewöhnlichen Einsatz bekamen wir im Frühdienst. An diesem Morgen war ich aber nicht wie üblich mit Harry unterwegs, sondern mit einer jungen Kollegin. Der Kollege, der sich über Funk meldete, war amüsiert. Das hörte man am Klang seiner Stimme: «Da soll sich ein Exhibitionist im Puff aufhalten. Die haben ernsthaft angerufen und sich über einen Flitzer beschwert. Offenbar haben die Damen etwas dagegen, wenn nicht nur sie nackt sind. Fahrt mal gucken, wird bestimmt interessant.»

Wir brauchten nur drei Minuten bis zum «Eierberg», dem Bochumer Bordellviertel. Die junge Kollegin war schon ganz aufgeregt: «Da hatte ich bisher noch keinen Einsatz. Als Frau komme ich da ja nicht hin, mal schauen, was da so los ist.»

Wir hatten gerade den Motor ausgeschaltet, da kam auch schon Chantalle angelaufen. Sie arbeitete schon seit vielen Jahren in einem der Häuser, saß immer am linken Fenster. Sie klopfte an die Seitenscheibe. «Der Bekloppte tut nichts, der ist jetzt in Haus vier. Die machen sich einen Spaß aus der Show, die der Typ abzieht.» Die Kollegin und ich stiegen aus und gingen zum Eingang von Nummer vier. Direkt hinter der Tür standen drei leichte Damen und kicherten. Alle waren überschminkt und hatten verschiedenfarbige Bikini-Oberteile an. Dazu trugen sie Slips oder Hotpants aus Jeansstoff. Ich fragte ebenfalls grinsend: «Na, was gibt’s zu lachen? Wo ist denn der ungewöhnliche Flitzer vom Puff?»

Die Mädels zeigten den Gang runter. «Hinten links, bei der Chefin. Die lässt den so richtig tanzen. Aber offensichtlich will er das auch, der hat Spaß ohne Ende.»

Wir gingen zum Zimmer der «Chefin», die ich schon lange kannte. Erika führte ihr Haus konsequent. Illegale Frauen hatten bei ihr keine Chance, auch Frauen, die ihre Kunden beklauten, flogen sofort wieder raus. Ich klopfte an die Tür. Von drinnen hörten wir eine Männerstimme: «Kommt ruhig rein, ihr süßen Mäuse, Papa ist gerade so richtig in Fahrt.»

Meine Kollegin lachte und öffnete die Tür. In dem Zimmer saß Chefin Erika auf einem Stuhl. Sie war eine echte Ruhrgebiets-Olle, wie man bei uns zu sagen pflegt. Und das ist eher ein Kompliment als ein Schimpfwort. Neben ihr stand ein etwas älterer, aber noch immer kräftig gebauter Bodybuildertyp. Er war splitterfasernackt, nur auf dem Kopf trug er eine blaue Strickmütze. Es sah völlig verrückt aus.

Ich lachte, sah Erika an und fragte: «Bewirbt der sich gerade bei dir? Ich dachte, hier arbeiten nur Frauen.»

Die Chefin von Nummer vier lachte zurück: «Nee, der hat am Fenster vor Isabell gestrippt, mitten auf der Straße. Da habe ich ihn reingeholt, bevor es Stress mit anderen Freiern gibt. Der ist aber ein ganz Lieber, der tut nichts.» Ich hatte das Gefühl, den Typen zu kennen. Und dann wusste ich auch, woher: aus dem Fernsehen. Der Nackte war nämlich ein stadtbekannter Flitzer aus Bielefeld, der auch schon bei einem Bundesligaspiel nackt über den Rasen gelaufen war. Ähnliche Aktionen machte er öfters. Uns erzählte er: «Ich wollte doch, dass es der Dame ebenfalls gefällt. Und da ich sie fast nackt sehen und begutachten konnte, sollte sie dies ebenfalls tun können.»

Dann zog er sich an und verschwand Richtung Bahnhof. Die Kollegin schrieb später in den Einsatzbericht: «Eine Belästigung der Damen war nicht gegeben, nackte Männer zu sehen ist im Bordell ja was Alltägliches.»

Österreicher lässt sich beklauen

Damals hatten wir auf der Wache einen Kollegen, der konnte ganz viele Dialekte sprechen. Wenn man nicht hinsah, glaubte man, da spräche ein Fremder.