1. KAPITEL
Cleo war sich fast sicher, dass sie die Frau schon einmal gesehen hatte.
Wann oder wo, wusste sie nicht. Möglicherweise bildete sie sich das auch nur ein. Aber wenn sie die Frau anschaute, empfand sie ein seltsames Gefühl der Vertrautheit, das sich nicht verbannen ließ.
Ungeduldig schüttelte sie den Kopf. Manchmal war sie einfach zu emotional. Jedenfalls starrte die Frausie an, seit sie an der Kasse Schlange stand.Und das tut sie wahrscheinlich, weil sie mich mit jemandem verwechselt, den sie kennt …
Ja, natürlich musste es eine völlig harmlose Erklärung geben. Nur weil Cleo nicht gern angestarrt wurde, bedeutete das noch lange nicht, dass dieses sonderbare Interesse ihr schaden würde. Entschlossen ignorierte sie die Frau, während sie ihre Einkäufe bezahlte.
Und dann zuckte sie zusammen, als die Frau sie ansprach. „Miss Novak, nicht wahr?“, fragte sie und versperrte ihr den Weg. „Oh, ich freue mich so, Sie endlich kennenzulernen. Ihre Freundin hat gesagt, ich würde Sie vielleicht hier finden.“
Cleo runzelte die Stirn.Damit kann nur Norah gemeint sein.
Also war die Frau in meinem Apartment, dachte sie erbost. Wieso hatte ihre Freundin eine Fremde hierher geschickt? In London lauerten so viele Gefahren. Eigentlich müsste man annehmen, Norah wäre vernünftiger.
„Tut mir leid“, antwortete sie wider ihr besseres Wissen. „Sollte ich Sie kennen?“
Die Frau lächelte. Nun wirkte sie älter, als sie, aus einiger Entfernung betrachtet, ausgesehen hatte. Cleo hatte sie auf vierzig geschätzt. Doch sie musste mindestens fünfzig sein. Der kupferrote Bob täuschte, das Gesicht nicht.
Allzu groß war sie nicht. Aber ihr stilvolles Make-up, die elegante, teure Kleidung und ein sichtliches Selbstbewusstsein glichen aus, was ihrer zierlichen Gestalt fehlte.
„Verzeihen Sie“, bat sie mit ausländischem Akzent. Da sie einfach weitersprach, nötigte sie Cleo, ihr aus dem Laden zu folgen. In der kühlen Luft des Herbstabe