1. KAPITEL
Bevor sie ihren Plan in die Tat umsetzte, wollte Maizie ihrer Tochter noch eine letzte Chance geben.
Sie wusste genau, wie beschäftigt Nikki in ihrer eigenen Kinderarztpraxis und mit den ehrenamtlichen Einsätzen im Krankenhaus war. Also hatte sie das Lieblingsessen ihrer Tochter gekocht und sich damit auf den Weg zu ihrem Haus gemacht.
Aber offensichtlich war Nikki mal wieder beruflich aufgehalten worden. Maizie wartete fast eine Stunde, bis ihre Tochter endlich mit ihrem Auto in die Einfahrt bog.
Nikki war überrascht, ihre Mutter mit einer blauen Auflaufform zu Füßen vor ihrer Haustür anzutreffen. Sie kurbelte die Fensterscheibe herunter, und prompt blies der Wind ihr das blonde Haar ins Gesicht. Sie fischte eine feucht gewordene Strähne aus dem Mund. „Waren wir heute verabredet?“, rief sie Maizie zu, stellte den Motor ab und stieg aus dem Wagen.
Maizie bückte sich und hob die Form auf. „Nein, das ist ein Spontanbesuch“, rief sie fröhlich.
Nikki sah Maizie prüfend an. Ihre zusammengekniffenen Augen hatten das gleiche Blau wie die ihrer Mutter. Schon seit Nikkis Studienabschluss war Maizie nicht mehr unangemeldet bei ihr aufgetaucht. Dieser Überraschungsbesuch hatte bestimmt nichts Gutes zu bedeuten. „Tut mir leid, dass ich so spät komme“, entschuldigte sie sich. „Wartest du schon lange hier?“
„Nein, nicht besonders“, log Maizie.
Nikki warf einen Blick auf die Schmorpfanne.Vorsicht vor Müttern mit Geschenken!
Sie schloss die Haustür auf, und Maizie begab sich schnurstracks in die Küche. Für Nikkis Geschmack wirkte sie ein kleines bisschen zu gut gelaunt. Dann kam ihr plötzlich ein Gedanke.
„Hast du gestern etwa wieder mit Tante Cecilia und Tante Theresa gepokert?“, fragte sie, während sie die Tür hinter sich ins Schloss fallen ließ.
„Wir spielen doch jede Woche“, antwortete Maizie unschuldig.
Nikki wusste, dass das Pokerspiel der drei Frauen nur ein Vorwand für den Austausch von Klatsch und Informationen war. „Du brauchst mir nichts vorzumachen, Mom. Ich weiß genau, was ihr in Wirklichkeit tut.“
Maizie stellte den Bräter auf den Tisch und legte sich mit einer dramatischen Geste die Hand auf die Brust. „Großer Gott, ist das wahr? Ich möchte wirklich nicht schuld sein, wenn diese armen Männer verhaftet werden.“
„Männer?“, fragte Nikki. Rasch holte sie zwei Teller aus dem Schrank. „Was für Männer?“ Anschließend nahm sie Besteck aus einer Schublade und warf ihrer Mutter über die Schulter einen fragenden Blick zu. „Wovon um alles in der Welt redest du?“
Maizie hob den Deckel von der Pfanne. „Die Männer, die mit uns Strippoker spielen natürlich“, antwortete sie trocken. „Wovon