1. KAPITEL
Normalerweise liebte Brooke Lewis die Herausforderungen ihres Berufs als Physiotherapeutin, aber angesichts dieses neuen Patienten empfand sie den Wunsch, zur nächsten Imbissbude zu laufen und sich dort um einen Job zu bewerben. Der abweisende Blick seiner blauen Augen und die reservierte Haltung schienen zu sagen: „Ihr habt mich herbestellt, und da bin ich – aber nur höchst ungern.“
Dr. Jared Granger, genannt „der unnahbare Charmeur aus der Chirurgie“, der Mann, dem ihre schamlosesten Fantasien galten, beehrte sie mit seiner Anwesenheit. Und keinem Menschen auf der Station war eingefallen, sie vorzuwarnen.
Wie oft hatte sie ihn heimlich bewundert, wenn er in seinem makellosen Kittel durch die Korridore des San Antonio Memorial Hospital eilte, die dichten blonden Haare nach der neuesten Mode geschnitten und mit einer Miene, die jeden auf Abstand hielt. Letzteres lag wohl in der Natur der Sache. Jemand, von dessen Können Tag für Tag das Leben anderer Menschen abhing, gab sich nicht unbedingt leutselig.
Doch seit ein Unfall ihn zur Untätigkeit verdammt hatte, war er verändert. Sein helles Haar war zerzaust, seine sonst so sorgfältig rasierten Wangen wiesen einen zunehmend üppigen Bartwuchs auf. Von seinen abgewetzten Jeans hatte er das linke Bein abgeschnitten, und man sah den Gipsverband. Er wirkte insgesamt, als hätte er schon bessere Zeiten gesehen – eher wie ein Nachtschwärmer und nicht wie ein erfolgreicher Herzchirurg.
In den vergangenen Wochen hatten auf der Station für Physiotherapie wilde Geschichten über sein störrisches Verhalten die Runde gemacht. Brooke war es allerdings gelungen, seinem Unmut aus dem Weg zu gehen. Bis jetzt.
Jetzt würde sie diesen Mann sogar berühren müssen, und obwohl ihr das unter anderen Umständen gar nicht unrecht gewesen wäre, hatte sie nun das Gefühl, dass er einiges dagegen haben würde.
Lächelnd wies sie auf den Sessel ihrem gegenüber. „Schön, dass Sie gekommen sind, Dr. Granger. Setzen Sie sich doch.“
Schweigend hüpfte er mit seiner Krücke heran, ließ sich nieder, streckte das Gipsbein ungeschickt zur Seite und platzierte die geschiente Hand auf dem Tisch, als wolle er Brooke zum Armdrücken auffordern. Sie zog den Vorhang der Kabine zu, um ihn vor den neugierigen Blicken von Patienten und Personal im Behandlungssaal abzuschirmen.
Als sie sich ihm wieder zuwandte, sagte er mit einem sarkastischen Lächeln: „Sie sind also mein nächstes Opfer.“
Das Lächeln, so wenig gewinnend es auch sein sollte, ließ ihren Puls schneller schlagen, und Brooke fragte sich, ob sie nicht ein Mittel gegen Herzflattern brauchte. Sie setzte sich und entgegnete: „Ich? Es ist wohl eher umg