1. KAPITEL
„Ich danke Ihnen für Ihre Zeit, Hoheit.“
Die Reporterin machte mehr oder weniger einen Hofknicks. Etwas, das Karim zutiefst verabscheute. Aber er blieb höflich.
„Keine Ursache. Es war nett, Sie kennenzulernen.“ Sein Lächeln war ebenso gekünstelt wie das der Journalistin, die nach diesem Abend zweifelsohne mit ein paar großartigen Zitaten in ihrem Bericht aufwarten konnte.
Es war die Art Party, auf die die Regenbogenpresse sich stürzte – Finanzgrößen, Politiker, Schauspieler, einige Popstars und andere bekannte Persönlichkeiten.
Karim wusste schon jetzt, worauf das Hauptaugenmerk bei ihm liegen würde. Dass nämlich Seine Königliche Hoheit Prinz Karim al-Hassan die ganze letzte Woche ausgiebig gefeiert hatte, auf jedem Empfang zu sehen gewesen war und sich ausgedehnte Lunchzeiten gegönnt hatte, die noch vor dem Mittag anfingen und selten vor drei Uhr nachmittags endeten.
Vor fünf Jahren hätten sie damit noch recht gehabt. Da hatte er mit den angesagtesten Größen des Showbusiness’ gefeiert, hatte keine Gelegenheit ungenutzt gelassen, um sich zu amüsieren. Doch mittlerweile war das vorbei, wenn es ihm auch durchaus gefiel, dass die Leute ihn weiterhin für einen harmlosen und charmanten Partylöwen hielten.
Was die Zeitungen nämlich nicht erwähnten, war die Tatsache, dass sein Glas immer nur Mineralwasser enthielt, dass er ein fehlloses und fotografisches Gedächtnis hatte und sich daher bei geschäftlichen Treffen keine Notizen zu machen brauchte und dass er nach jedem Lunchtreffen oder jeder Party, die er verließ, komplizierte Auflistungen und Berichte erstellte.
Seit sein Vater ihn mit der Aufgabe betraut hatte, den Tourismus in Harrat Salma voranzutreiben und Investoren zu finden, war er eher Geschäftsmann als Playboy. Karim hatte sich in den letzten Jahren die entsprechenden Informationen eingeholt, sich mit den richtigen Leuten getroffen, die notwendigen Kontakte hergestellt, seine Geschäftspläne ausgearbeitet. Jetzt musste er nur noch das Beste daraus machen. Er hatte sich mit vielen Leuten getroffen, die mit ihren Investitionen Arbeitsplätze schaffen, die Infrastruktur verbessern und die Nutzung neuer Energiequellen ermöglichen würden. Alles zum Wohle von Harrat Salma.
Selbst jetzt, während er ungezwungen mit einer Gruppe von Leuten plauderte, beschäftigte er sich in Gedanken schon mit dem nächsten Geschäftsplan.
Bis auf einmal ein seltsames Gefühl ihn veranlasste, sich umzudrehen.
Die Frau am anderen Ende des Raumes zog sofort seine Aufmerksamkeit auf sich, obwohl sie es ganz offensichtlich eher darauf anlegte, unbemerkt zu bleiben. Das braune Haar trug sie zu einem Knoten gebunden im Nacken, das schwarze Kleid war elegant, aber sehr schlicht. Sie trug flache schwarze Schuhe statt hochhackiger Sandaletten, zudem keinen Schmuck