1. KAPITEL
Amy Edler hatte augenblicklich drei Problemfälle – alle drei weiblicher Natur –, die ihre ganze Aufmerksamkeit beanspruchten. Andernfalls würde es gleich Tränen geben. Zudem hielt sie das Telefon zwischen Schulter und Ohr geklemmt, die Bäckerei stand voller Kunden, und die Klimaanlage hatte sich ausgerechnet den heißesten Tag des Monats ausgesucht, um den Geist aufzugeben.
Es war Trixis Idee gewesen, den beiden elfjährigen Mädchen zu erlauben, die Schokoladenmuffins zu glasieren, um ihren kleinen Mitbewohnern im Kinderheim eine Freude zu machen.
Leider war die Glasur aus purer Schokolade. Ein großer Fehler.
Amy suchte Trixis Blick, aber ihre Aushilfe plauderte gerade mit dem letzten Kunden und probierte mit ihm gemeinsam, welche Glasur auf den Muffins am besten schmeckte.
Als Amy die hochroten Wangen des größeren der beiden Mädchen bemerkte, das sich vergeblich mit der immer noch flüssigen Schokoladenglasur abmühte, die mittlerweile nicht nur über die Muffins, sondern über den ganzen Tisch gelaufen war, beschloss sie, dass ihr Telefongespräch erst mal warten musste.
„Ich glaube, die Muffins waren noch zu warm. Aber sieh dir nur den Glanz an! Sie sehen köstlich aus.“
Das kleine Mädchen lächelte dankbar, aber ihre Freundin schniefte bekümmert, denn sie hatte sich entschlossen, die Glasur in den Gefrierschrank zu stellen, damit sie schneller hart würde. Jetzt lagen zwei dicke braune Klumpen auf jedem Kuchen.
Amy griff schnell nach dem Teller, stellte ihn für zwanzig Sekunden in die Mikrowelle und strich anschließend die nun weiche Glasur glatt.
Die beiden Mädchen machten „Wow“, und ein breites Lächeln ging über ihre Gesichter.
Amy beugte sich zu ihnen hinunter und flüsterte: „Ich verrate nichts, wenn ihr auch den Mund haltet. Das habt ihr super hingekriegt.“ Sie richtete sich wieder auf. „Also ich bezweifle, dass ich heute in der Lage bin, den Glasurwettbewerb richtig zu beurteilen. Es ist einfach zu heiß – aber wie wäre es damit beim nächsten Mal? War das ein Ja? Prima. So, und jetzt wascht euch die Finger, sonst kriege ich Ärger, weil ich euch so unter die Leute schicke. Ich passe inzwischen auf eure Kuchen auf.“
Während die beiden Mädchen sich kichernd und plappernd die Hände wuschen, dachte Amy: Genauso habe ich es mir vorgestellt. Dass die Bäckerei und die Backstube mit glücklichem Kinderlachen angefüllt sind.
Sie unterdrückte den Seufzer, der aus ihrem tiefsten Innern hochstieg.
Irgendwann.
Sie könnte einem Kind ein liebevolles Zuhause bieten, das wusste sie. Aber zuerst musste sie einen Eignungstest durchlaufen und beweisen, dass sie eine verant