: Muriel Jensen
: Verheißung in blauen Augen Bianca Bd. 1722
: Cora Verlag
: 9783862952922
: Bianca
: 1
: CHF 2.30
:
: Gegenwartsliteratur (ab 1945)
: German
: 144
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB

Ein falscher Schritt - und Janet landet im Hafenbecken. Panisch rudert sie mit den Armen, schnappt im eiskalten Wasser nach Luft und glaubt schon, ihre letzte Stunde sei gekommen ... Doch plötzlich spürt sie, wie zwei starke Arme sie umfangen und nach oben ziehen. Erleichtert blickt sie zu ihrem Retter auf - es ist Brian! Der attraktive, faszinierende Brian, mit dem sie noch eben am Pier so erbittert gestritten hat, während er sie mit seinen stahlblauen Augen kühl musterte. Aber jetzt sieht er Janet auf eine Weise an, dass ihr auf einmal ganz heiß wird ...



<p>So lange Muriel Jensen zurückdenken kann, wollte sie nie etwas andere als Autorin sein. Sie wuchs in einer Industriestadt im Südosten von Massachusetts auf und hat die Menschen dort als sehr liebevoll und aufmerksam empfunden. Noch heute verwendet sie in ihren Romances Charaktere, die sie an Bekannte von damals erinnern. Als sie zehn Jahre alt war, zog ihre Familie nach Los Angeles. Mit 17 Jahren, direkt nach der High School, nahm sie ihren ersten Job bei einer Telefongesellschaft an. Als der Drang zu schreiben in ihr wuchs, wurde sie Sekretärin bei der Los Angeles Times und besuchte abends Schreibseminare. Ihren zukünftigen Ehemann Ron traf sie dort an einem Kopierer (von denen es damals im ganzen Gebäude nur zwei gab!). 1968 heirateten sie und Ron. Während der ersten Ehejahre arbeitete Ron als Redakteur bri mehreren kleinen Zeitungen, denen stets eins gemeinsam war: Sie waren immer unterbesetzt. Muriel half ihm manchmal und fand schnell heraus, dass das definitiv nicht der richtige Job für sie war. Die Herausgeber hatten überhaupt kein Verständnis für ihre Neigung, in den Artikeln etwas hinzuzudichten. Also beschloss sie: wenn schreiben, dann Romane. 1973 zogen sie und ihr Mann nach Oregon und adoptierten drei Kinder. Plötzlich musste Muriel ganz neue Prioritäten setzen, aber trotzdem konnte sie den Wunsch, endlich Bücher zu schreiben, nicht länger ignorieren. Zeit dafür fand sie abends. 1983 hieß es, der kanadische Verlag Harlequin habe in New York ein Büro aufgemacht und suche nach Manuskripten von amerikanischen Autorinnen für amerikanische Leserinnen. Damals leitete Muriel eine Buchhandlung und hatte, wenn keine Kundinnen im Laden waren, an einem Roman geschrieben. Sie überarbeitete ihn und schickte ihn Harlequin zu. Mittlerweile sind ihre Kinder erwachsen, die Schar der Enkelkinder wird ständig größer, und zur Familie gehören außerdem vier Katzen und ein Labrador Retriever namens Amber. Vor ungefähr zehn Jahren beschloss Ron, an der Universität Kunst zu studieren. Er baute den Keller ihres Hauses zu einem Atelier um. Inzwischen verkauft er seine Werke regelmäßig an zwei Galerien. Muriel und Ron leben in einem alten viktorianischen Haus, das auf einem Hügel liegt, von dem man einen herrlichen Blick auf den Columbia River hat. Es vergeht kein Tag, an dem Muriel nicht von dort aus Lastkähne, Boote der Küstenwache, Yachten und Fischerboote beobachtet und über die Menschen an Bord nachdenkt - eine ständige Quelle der Inspiration.</p>

1. KAPITEL

„Doch, auf dich hört er bestimmt!“, bettelte Killian. „Du musst ihn unbedingt überreden, Campbells Trauzeuge zu sein.“

Janet Grant Abbott saß gegenüber von ihrem Bruder Killian am Frühstückstisch auf der Veranda der Familienvilla. Eine warme Augustbrise wehte und zupfte an der Tischdecke. Ihre beiden anderen Brüder Sawyer und Campbell leisteten ihnen Gesellschaft, während bis auf Janet alle weiblichen Mitglieder der Familie noch schliefen. Bis in die frühen Morgenstunden hatten die Abbotts gefeiert, dass sie Janet endlich wiedergefunden hatten: Ganze fünfundzwanzig Jahre lang war sie verschollen gewesen. Jetzt wollten sie so viel Zeit wie möglich miteinander verbringen.

Als ältester Sohn leitete Killian Abbott das Familienunternehmen Abbott Mills. Der Großkonzern vereinte mehrere Firmen unter einem Dach, die sich von der Herstellung bis zum Verkauf um Mode kümmerten.

Verwirrt sah Janet nun von einem Bruder zum anderen. „Wieso muss Brian eigentlich erst dazu überredet werden, den Trauzeugen für China und dich zu spielen? Schließlich ist er doch unser Bruder, oder? Gewissermaßen jedenfalls.“

„Kommt drauf an, wie man’s sieht“, sagte Campbell. „Streng genommen ist er der Halbbruder von den beiden hier.“ Er deutete auf Killian und Sawyer. „Mit dir und mir ist er nicht blutsverwandt.“

Es war deutlich zu sehen, dass die Abbott-Geschwister unterschiedliche Eltern hatten: Killian und Sawyer waren blond und blauäugig wie ihre Mutter Susannah. Campbell und Janet dagegen hatten das dunkle Haar und die braunen Augen ihrer französischen Mutter Chloe geerbt. Charakterlich gab es wiederum stärkere Ähnlichkeiten – zum Beispiel waren alle vier unheimlich dickköpfig.

„Ja, gut, das stimmt“, räumte Janet ein. „Aber ich dachte, unsere Familie sieht das nicht so eng. Und Bruder hin oder her: Ihr seid alle gut mit ihm befreundet, oder? Da ist es doch …“

„Ist es eben nicht“, unterbrach Campbell sie. Der jüngste Abbott-Sohn verwaltete das Familienanwesen und kümmerte sich um die vielen, zum Teil sehr alten Apfelbäume. Er konnte ziemlich jähzornig sein, andererseits aber auch sehr charmant. „Ich habe ihn nämlich schon gefragt, und da kam er mit irgendwelchen Ausreden. Er meinte, dass er im Moment in seinem Laden so viel zu tun hätte. Ich glaube aber nicht, dass das der wahre Grund ist.“

Sawyer schob seinen leeren Teller zur Seite. „Wir wollten ihm so oft klarmachen, dass er für uns voll zur Familie gehört … Vielleicht will er sich nicht aufdrängen.“ Sawyer leitete die Wohltätigkeitsstiftung Abbott Mills Foundation, die zum Familienunternehmen gehörte. Außerdem mochte er die Gefahr und jede Art von Herausforderung. Früher hatte er regelmäßig mit Stunt-Auftritten Geld für die Stiftung gesammelt. Mit seinen fünfunddreißig Jahren war er vier Jahre älter als sein Halbbruder Campbell und zwei Jahre jünger als Killian.

Janet hatte ihre Brüder praktisch erst vor fünf Wochen kennengelernt und liebte sie bereits heiß und innig. Selbst ihnen zuliebe wollte sie Brian Girard jedoch um nichts bitten müssen. Sie fand ihn zwar faszinierend und attraktiv. Allerdings schien er sich nicht sonderlich für sie zu interessieren. Wenn sie ihn jetzt zu etwas überreden wollte, würde das sicher nur peinlich werden.

Bisher waren sie sich ein paarmal bei Familienfeiern über den Weg gelaufen, und dabei war sie immer höflich zu ihm gewesen. Dagegen hatte er ihr gegenüber von Anfang an eine gewisse Gereiztheit an den Tag gelegt.

„Mom könnte mal mit ihm reden“, schlug sie deshalb vor und blickte in die Runde. „Sie versteht sich bestens mit Brian.“

„Stimmt, aber aus unseren Meinungsverschiedenheiten hält sie sich grundsätzlich raus“, erwiderte Killian lächelnd. „Außerdem ist er nicht ihr leiblicher Sohn – sonst könnte sie ihn zumindest ein wenig unter Druck setzen. Also sind wir auf deine Überredungskünste angewiesen, Janby.“

Janby. Klar, dass er sie so nannte. Den Namen hatten sich die Abbotts kurzerhand ausgedacht, als niemand mehr wusste, wie man sie eigentlich anreden sollte: Ihre Adoptiveltern hatten sie Janet getauft, ihre leiblichen Eltern Abby. Gleich nach ihrer Ankunft auf dem Familienanwesen Shepherd’s Knoll vor fünf Wochen hatte sie sich einer DNA-Analyse unterzogen. Der Test hatte es zweifelsfrei ergeben: Sie war tatsächlich Abigail Abbott, die als vierzehn Monate altes Baby aus ihrem Kinderzimmer gekidnappt worden war. Der Name „Janby“ löste das Problem auf elegante Weise, und Janet gefiel er.

„Brian unterhält sich immer gern mit dir“, bemerkte Sawyer.

„Eben nicht“, gab sie zurück. „Auf euch wirkt das vielleicht so, weil ihr uns dabei nur seht und nicht hört. Normalerweise streiten wir u