1. KAPITEL
Heath Saxon durchschritt die menschenleere Eingangshalle des renommierten Weingutes Saxon’s Folly in Hawkes Bay im Osten der Nordinsel Nordseelands. Dass sich seine Rückkehr als Kellermeistervöllig sang- und klanglos vollziehen würde, hatte er nicht erwartet. Schließlich war er ja sozusagen der verlorene Sohn.
Auch wenn er nicht weit weg lebte – im nächsten Tal – und beinah jeden Donnerstag zu den Familienessen kam, hatte es ihn doch ziemliche Überwindung gekostet, die alte Stellung wieder anzutreten. Früher hatte er hier auf dem elterlichen Gut erlesene Weine entwickelt und zur geschmacklichen Vollendung heranreifen lassen. Er liebte seinen Beruf, den er gern als eine vollendete Mischung aus Wissenschaft und Kunst bezeichnete.
Doch seit der letzten heftigen Auseinandersetzung mit seinem Vater hatte er die Kellerei nicht mehr betreten. Geschäft war eben eine Sache und Familienleben eine andere.
Interessiert betrachtete er die alten Eichenfässer, die noch genauso gut rochen wie früher.
„Heath …“
Beim Klang der Stimme hinter ihm spannte sich jeder Muskel in Heath’ Körper an.Amy. Er wandte sich um und betrachtete sie genau.
Auf ihren zartrosa Lippen erschien für einen Augenblick ein verführerisches Lächeln. Ihre kinnlangen dunkelbraunen Haare hatte sie hinter die Ohren zurückgestrichen. Sie trug kleine goldene Ohrstecker und nur ein leichtes Make-up, sodass die dunklen Schatten unter den Augen nicht auffielen. Ohne den traurigen Blick hätte man sie in ihrem weißen Poloshirt und dem dunkelblauen Rock glatt für ein unbekümmertes Schulmädchen halten können.
Unschuldig.
Oder vielleicht auch nicht, dachte er und seufzte leise. Er hatte eigentlich vorgehabt, Amy aus dem Weg zu gehen. Heute. Diese Woche. Am besten für immer. „Ja, Amy?“
„Taine hat angerufen und sich krankgemeldet. Nur eine Erkältung. Morgen ist er wieder da.“ Taine war einer der Angestellten. „Du sollst ihn anrufen, dann sagt er dir, was heute zu tun ist.“
„Mache ich.“
Amy rührte sich nicht vom Fleck. „Danke …“, sagte sie zögernd.
„Gern!“ In Gedanken malte er sich aus, was er wirklichgern tun würde: Amy küssen. Ihr zärtliche Worte ins Ohr flüstern. Sie überall liebkosen, während sie nackt in seinem Bett lag …
Warum quälte er sich so? Ein Blick in ihre traurigen goldbraunen Augen reichte, um zu wissen, dass nichts davon je wahr werden würde.
„Heath?“
„Ja?“, fragte er zerstreut. „Sorry, ich habe nur überlegt, wo ich Jim finde …“, den anderen Angestellten, „… um ihm Bescheid zu sagen, dass Taine heu