1. KAPITEL
Unten auf dem Couchtisch klingelte Jacks Handy, als er sich gerade langsam und vorsichtig anzog. Barfuß und fluchend lief er mit dem T-Shirt in der Hand die Treppe hinunter. Zu schnell – er stieß mit der Schulter gegen die Wand. Die halb verheilte Wunde an seiner linken Seite schmerzte heftig, als er endlich das Telefon erreichte.
Mit zusammengebissenen Zähnen knüllte er das T-Shirt zusammen und erkannte Terris Stimme am Ende der Leitung.
„Oh, habe ich dich aus dem Bett geholt?“, gurrte sie unschuldig, doch der leicht verächtliche Unterton war nicht zu überhören.
Ja, Terri, ich weiß. Du hältst mich für faul, weil ich um halb acht noch nicht auf den Beinen bin. Terris neuer Ehemann Jay hingegen stand jeden Tag um sechs Uhr auf und ging eine Stunde ins Fitnessstudio. Und zwischen Powerfrühstück und Lunch verdiente er ein paar Millionen Dollar.
„Ich stand unter der Dusche“, erklärte Jack. Seine Verletzung brannte noch immer wie Feuer. Er sollte seine Zeit nicht damit verschwenden, die Meinung seiner Exfrau über ihn zu ändern. Was sie von ihm hielt, war seit der Scheidung ohnehin klar.
Das Einzige, was sie noch miteinander verband, war Ryan, und er war Jack wichtiger als alles andere. Ryan stand für ihn an erster Stelle.
Vorsichtig holte er Luft, ging langsam auf den alten Holzdielen auf und ab und hoffte, dass der Schmerz nachlassen würde. War die Wunde etwa wieder aufgerissen?
Terri wusste, dass er gerade aus dem Krankenhaus gekommen war, aber er hatte die ganze Sache heruntergespielt. Für seine Exfrau galten nicht mehr Polizisten als Helden, sondern Wall-Street-Piraten mit einem fetten Bankkonto.
Vor vierzehn Jahren war das noch anders gewesen. Sie waren zwanzig gewesen, als sie damals geheiratet hatten. Doch seit sie ihn nicht mehr liebte, bekämpfte sie ihn mit allen Mitteln, und das machte ihn nervös.
„Hattet du und Jay euer Meeting?“, fragte er.
„Familienrat“, korrigierte Terri, als sei diese Unterscheidung wichtig.
Typisch Jay Kruger! Jay behandelte seine neue Familie wie eines seiner Unternehmen – einschließlich Tagesordnung und Machtspielchen. Aber Terri wollte diese Dinge nicht sehen.
Schweigend wartete er. Er wollte sie nicht wissen lassen, wie ungeduldig er dem Ergebnis entgegensah.
„Ja …“, sagte sie und zog das Wort in die Länge.
Jack biss die Zähne zusammen. Nur zu gut kannte er dieses Spiel. Mit diesen künstlichen Pausen wollte sie ihn auf die Knie zwingen.
„Komm auf den Punkt, Terri“, entgegnete er grimmig. „Sag mir, wie ihr euch entschieden habt.“
„Ich hasse es, wenn du so aggressiv bist. Ich frage mich, ob ich wirklich die richtige Entscheidung getroffe