: Barbara Hannay
: Tränen der Trauer - Tränen des Glücks Bianca Bd. 1678
: Cora Verlag
: 9783862953578
: Bianca
: 1
: CHF 1.40
:
: Gegenwartsliteratur (ab 1945)
: German
: 160
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB

Verzweifl ng, Trauer, Schmerz ... Nells große Liebe zu Jacob stand bisher unter keinem guten Stern. Zwanzig Jahre liegt ihre Trennung zurück, und sie haben sich nie wiedergesehen, da bringt ausgerechnet ein Unglück sie erneut zusammen. Gemeinsam wollen sie für das Baby ihrer tragisch früh verstorbenen Tochter sorgen. Fragend begegnen sich ihre Blicke über dem Bettchen des kleinen Sam, und plötzlich weint Nell Tränen des Glücks: vor Freude über das Kind und voller Hoffnung auf eine zweite Chance für ihre Liebe. Hat das Schicksal doch noch ein Happy End für sie vorgesehen?



<p>Die Kreativität war immer schon ein Teil von Barbara Hannays Leben: Als Kind erzählte sie ihren jüngeren Schwestern Geschichten und dachte sich Filmhandlungen aus, als Teenager verfasste sie Gedichte und Kurzgeschichten. Auch für ihre vier Kinder schrieb sie und ermutigte sie stets dazu, ihren kreativen Neigungen nachzugehen. Doch erst als sich die beruflichen Träume ihre Kinder erfüllt hatten, dachte Barbara Hannay ernsthaft darüber nach, ihre eigenen künstlerischen Ambitionen zu verfolgen. Zu diesem Zeitpunkt unterrichtete sie eine elfte Klasse in zeitgenössischer Literatur und entdeckte dabei eher zufällig das Genre Liebesgeschichten. Romances begeisterten sie - sie las sie leidenschaftlich gern, und wenig später begann sie mit ihrem ersten Manuskript. Um hauptberuflich als Autorin zu arbeiten, brach sie sogar ihr weiterführendes Studium an der University of Queensland ab. Der bevorzugte Schauplatz für ihre Romances ist das australische Outback. Wie schön diese Landschaft ist, hat sie bei verschiedenen Campingurlauben und Kanutouren erlebt. Barbaras Ehemann, der früher Journalist und Herausgeber einer Zeitschrift war, hat sie immer sehr unterstützt. Inzwischen wohnen sie auf Magnetic Island, einer paradiesischen Insel, die zum Great Barrier Reef gehört und ein geschütztes Landschaftsdenkmal ist. Für Barbara ist es einer der schönsten, unberührtesten Plätze der Welt und zudem nur 20 Minuten mit der Fähre vom lebhaften Townsville entfernt.</p>

1. KAPITEL

Der Gottesdienst war vorüber.

Nell wusste, dass sie aufstehen und hinausgehen musste, aber sie war sich nicht sicher, ob ihre Beine sie tragen würden. Sie hatte sich noch nie so leer gefühlt und wusste nicht, wie sie mit diesem Verlust fertig werden sollte.

Heute war es viel schlimmer als an jenem schrecklichen Tag vor zwanzig Jahren, als man ihr Tegan weggenommen hatte. Damals war sie im Krankenhaus gewesen und hatte unter dem Einfluss von Medikamenten gestanden, sodass sie gar nicht richtig begriffen hatte, was geschah. Doch in dieser Woche hatte ein Autounfall ihr die Tochter endgültig entrissen. Es gab nichts, was Nells Schmerz lindern könnte.

Ihr blieben nur die wenigen Erinnerungen an Tegan. Das neugeborene Baby hatte in ihren Armen gelegen, und die kräftigen Beinchen hatten das Tuch weggestoßen. Schon im Bauch hatte die Kleine kräftig nach ihr getreten. Nell erinnerte sich an das Gesichtchen mit den dunklen Augen, den weichen Flaum dunklen Haars und den winzigen roten Mund. Und an den unverwechselbaren, einzigartigen Babygeruch.

Die Erinnerungen quälten Nell bereits genug. Glücklicherweise blieb ihr das Mitgefühl der Leute erspart, das sich ganz auf Jean und Bill Browne konzentrierte. Sie hatten Tegan adoptiert. Nell wusste, dass sie zu ihnen gehen und mit ihnen sprechen musste, sobald sie ihre Fassung wiedergewonnen hatte.

„Nell?“

Steif drehte Nell sich um. Jean näherte sich der Kirchenbank, in der Nell saß. Ihre Hände spielten nervös mit einem nassen Taschentuch, und ihre Augen wirkten wie erloschen.

„Jean.“ Nell stand mühsam auf. „Es tut mir leid, dass ich noch nicht mit Ihnen gesprochen habe.“

Die beiden Frauen – Adoptivmutter und leibliche Mutter – standen einander gegenüber und sahen sich an. Jean Browne wirkte erschöpft. Ihre hellen Augen waren blutunterlaufen, und das kurze, graue Haar hing schlaff und kraftlos herab.

„Bitte …“ Die Frauen waren sich bereits am Tag nach dem Unfall begegnet, aber jetzt fand keine von beiden die richtigen Worte.

Nell nahm Zuflucht zu den Regeln der Höflichkeit. „Ich möchte Ihnen mein aufrichtiges Beileid aussprechen.“

Jeans Augen schwammen in Tränen. „Für Sie muss es auch schwer sein.“

„Ja.“ Nell versuchte, den pochenden Kopfschmerz zu ignorieren, nahm ihre Handtasche und schob sich unsicher durch die schmale Bankreihe. „Ich bin Ihnen und Bill sehr dankbar. Sie haben Tegan ein glückliches Zuhause gegeben und – die Liebe, die sie brauchte.“

Jean nickte und schenkte Nell ein trauriges Lächeln, das allerdings gleich wieder erlosch. „Sie waren mir neulich eine große Hilfe. Ich hatte gehofft, wir könnten uns mal unterhalten. Über das Baby.“

Nell presste ihre bebenden Finger vor den Mund. Während der Trauerrede war sie fast zusammengebrochen, als der Pfarrer Tegans Sohn erwähnte, der erst vor wenigen Wochen geboren worden war.

„Ich habe Sam heute bei der Babysitterin gelassen“, sagte Jean. „Aber ich weiß, dass Sie ihn gerne sehen würden. Mr. Tucker ist übrigens ebenfalls hier.“

„Mr. Tucker?“ Nell zuckte zusammen.

„Tegans Vater.“

Hätte Nell sich nicht an der Lehne der Kirchenbank in ihrem Rücken festklammern können, wäre sie wahrscheinlich ohnmächtig geworden.

Jacob Tucker ist hier?

Hatte er an der Trauerfeier teilgenommen?

Ein erstickendes Gefühl der Panik erfasste sie, als Jean einen raschen Blick das Kirchenschiff hinaufwarf. Abrupt fuhr Nell herum. Im hinteren Teil der Kirche, in der