: Lindsay Armstrong
: Ich lege dir meine Welt zu Füßen Julia Bd. 1865
: Cora Verlag
: 9783862954056
: Julia
: 1
: CHF 1.40
:
: Gegenwartsliteratur (ab 1945)
: German
: 160
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB

Ein Autounfall hat seine Verlobte Holly das Leben gekostet und den mächtigen Rinderbaron Finn McLeod schwer verletzt. Jetzt kehrt Finns Kraft allmählich zurück: Die junge Physiotherapeutin Sienna vollbringt mit sanften Berührungen ihrer zarten Hände wahre Wunder! Und auch Finns geschundenes Herz kann Sienna heilen. Sie schenkt ihm Zuversicht, Hoffnung und Liebe, die er viel zu lange nicht mehr gespürt hat. Als er Sienna auf seine Ranch einlädt, scheint ein neues Glück zum Greifen nah - wenn nicht Hollys Schatten ihre zärtliche Romanze verdunkeln würde ...



<p>Lindsay Armstrong wurde in Südafrika geboren, und bis heute fasziniert sie der Kontinent sehr. Schon als kleines Mädchen wusste sie, was sie später machen wollte: Sie war entschlossen, Schriftstellerin zu werden, viel zu reisen und als Wildhüterin zu arbeiten. Letzteres ist ihr zwar nicht gelungen, aber noch immer ist sie von der Tierwelt Afrikas begeistert. Ihrem Vorsatz, viel zu reisen, ist sie treu geblieben - zunächst arbeitete sie in einem Reisebüro, später für eine Fluggesellschaft. Ihren Mann, der ursprünglich aus Neuseeland stammt, lernte Lindsay Armstrong kennen, als er auf dem Weg von Westafrika zurück nach Hause einen Zwischenstopp in Johannesburg machte. Zwar flog er zurück nach Neuseeland, kehrte aber ein paar Wochen später in die südafrikanische Hauptstadt zurück. Ein halbes Jahr später waren sie verheiratet. Drei ihrer fünf Kinder wurden in Südafrika geboren, eins in London und eins in Australien, wohin die Familie auswanderte. Doch erst als ihr jüngstes Kind in die Schule kam, entschloss Lindsay Armstrong, ihre eigene Karriere in Angriff zu nehmen - als Schriftstellerin! Und das ist ihr gelungen. Am glücklichsten ist sie, wenn sie gerade an einem Buch arbeitet, und dabei hat sie entdeckt, dass sie praktisch unter allen Bedingungen schreiben kann. Die Armstrongs führen ein sehr ereignisreiches Leben: Lindsay und ihr Mann haben Rennpferde trainiert, eine Farm bewirtschaftet und sechs Monate auf einem Boot gewohnt, mit dem sie von der afrikanischen Goldküste bis zur Torresstaße zwischen Australien und Neuguinea hin und wieder zurück geschippert sind. Zur Zeit leben sie im australischen Queensland mit herrlichem Blick aufs Meer. Sie haben ihre Farm verkauft und schauen sich nach einem neuen Boot um. Nach wie vor reisen Lindsay und ihr Mann leidenschaftlich gern. In den letzten Jahren waren sie zwei Mal in Südafrika. Den Höhepunkt ihres Besuchs in der Serengeti bildete etwas, das Lindsay eigentlich niemals tun wollte: Sie fuhr in einem Heißluftballon. Als der Ballon abhob, versagten ihr beinahe die Nerven, aber im Nachhinein gibt sie gern zu, dass es ein unvergessliches Erlebnis war, wie sich bei Sonnenaufgang die Serengeti mit ihrer artenreichen Tierwelt zu ihren Füßen ausbreitete. Trotz ihrer Begeisterung für Afrika hat Lindsay Armstrong in Australien eine neue Heimat gefunden, in der sie sich sehr wohl fühlt. Sie liebt dieses weite Land und ist extra nach Sydney gereist, um die Schlussfeier der Olympischen Spiele 2000 zu besuchen. Und ...

1. KAPITEL

Finn beobachtete Sienna Torrance aus den Augenwinkeln. Für heute hatte sie Feierabend und packte ihre Tasche. Sicher würde sie sich gleich von ihm verabschieden und nach Hause gehen.

Er jedoch hatte andere Pläne. Sein Blick ruhte jetzt direkt auf der schlanken jungen Frau mit den langen Beinen und den sanft geschwungenen Hüften.

Sie trugen beide enge Trainingskleidung. Sienna bückte sich geschmeidig nach ihrer Tasche. Dann richtete sie sich wieder auf und warf lässig ihren Pferdeschwanz in den Nacken. Er dagegen war an den Rollstuhl gefesselt.

Genau genommen stimmte das so nicht ganz. Sein linkes Bein war bei einem Autounfall schwer verletzt worden. Aber an guten Tagen konnte er schon wieder am Stock gehen. Seine Krankengymnastin Sienna bestand jedoch darauf, dass er nach den Übungsstunden den Rollstuhl benutzte. Obwohl sein Rollstuhl elektrisch war, hatte sie es sich zur Gewohnheit gemacht, ihn zum Haus zurückzuschieben. Dort übergab sie ihn der Obhut seines Krankenpflegers Dave.

Eigentlich brauchte er keinen Pfleger mehr. Aber Dave war gleichzeitig ausgebildeter Masseur und betätigte sich auch als Hausdiener und Fahrer.

„Kommen Sie noch mit herein und trinken Sie etwas“, lud er sie ein, als sie den Rollstuhl in Bewegung setzte. „Oh, nein danke, Finn. Ich muss los“, erwiderte sie mit ihrer faszinierend dunklen, rauchigen Stimme.

„Wohin? Zum nächsten Patienten? Es ist gleich sechs Uhr! Oder zu Ihrem Freund?“

Sienna zögerte. „Nein, aber ich hatte einen langen Tag.“

„Oder wollen Sie privat nichts mit mir zu tun haben?“

Sie verzog das Gesicht. Geschickt lenkte sie den Rollstuhl über die Rampe nach draußen auf den Weg. Dieser führte zwischen sattgrünen Rasenflächen und farbenprächtigen Blumenbeeten entlang. Bienen summten, Vögel zwitscherten, Schmetterlinge flatterten durch die Luft.

Ein schöneres Anwesen als die auf einer Hügelkuppe gelegene Villa Eastwood ließ sich kaum finden. Das Haupthaus war ganz nach alter Queensland-Tradition errichtet. Es verfügte über eine breite, überdachte Veranda, einen Spitzgiebel und Doppeltüren mit Windfang. Es war nicht aus Holz, sondern aus gelbem Sandstein erbaut, hatte ein schilfgrünes Dach und bot eine atemberaubende Aussicht auf den Brisbane River.

„Ich pflege prinzipiell keine Privatkontakte zu Patienten“, antwortete sie vorsichtig. „Bitte nehmen Sie das nicht persönlich. Außerdem bin ich eine berufstätige Frau mit tausend Verpflichtungen.“

„Wenn Sie nicht auf einen Drink und einen Schwatz mit hereinkommen, stelle ich den Rollstuhl auf Automatik und lasse mich geradewegs in den Fluss rollen“, drohte er.

Sie trat energisch auf die Bremse. „Finn“, sagte sie ruhig, nachdem sie einmal tief durchgeatmet hatte, „seien Sie nicht albern. Ich weiß, Sie sind unzufrieden, aber Sie haben bewundernswerte Fortschritte gemacht!“

Und das stimmte. Bei dem tragischen Unfall war seine Verlobte ums Leben gekommen. Es war wirklich bewundernswert, wie hartnäckig Finn McLeod darum kämpfte, seine Beweglichkeit wiederzuerlangen.

Sie hatte selten solche Willenskraft gesehen. Oft genug hatte sie beobachtet, wie seine Knöchel vor Anstrengung weiß hervortraten und wie er die Zähne in die Unterlippe grub, während er verbissen seine Übungen absolvierte.

Ihr war nicht entgangen, dass er trotz allem ein ungeheuer anziehender, tatkräftiger Mann war, selbst wenn er gelegentlich seine Launen hatte. Doch schon aus beruflichen Gründen verbot sie sich jede weitere Überlegung in dieser Richtung. Abgesehen davon, dass sie zurzeit für Annäherungsversuche von Männern ohnehin unempfänglich war.

„Albern?“, wiederholte er. „Ich möchte Ihnen ein Geschäft vorschlagen, Ms. Torrance. Was ist daran albern?“

Sienna blickte stirnrunzelnd auf sein dichtes dunkles Haar herab, das feucht und zerzaust war. „Was könnte es zwischen uns für Geschäfte geben?“

„Um das herauszufinden, müssen Sie mich schon weiterschieben.“

Ärgerlich schnalzte sie mit der Zunge. Sie war es gewöhnt, dreiste Angebote von Männern schlagfertig zurückzuweisen. Finn McLeod war jedoch der Letzte, dem sie einen plumpen Annäherungsversuch zutraute. Aber worum ging es dann?

„Verraten Sie es mir jetzt, dann entscheide ich, ob ich noch etwas mit Ihnen trinke“, sagte sie kühl. Seine Schultern hoben sich, als ob er still in sich hineinlachte.