: Anselm Grün
: Was die Liebe nährt Beziehung und Spiritualität
: Kreuz
: 9783783181210
: 1
: CHF 7.00
:
: Lebensführung, Persönliche Entwicklung
: German
: 180
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Ist die Liebe heute am Ende? Falscher Alarm, sagt Anselm Grün. Aber Beziehung ist ein Weg, der auch Gefährdung kennt. Liebe kann in den siebten Himmel führen. Aber wenn sie auf dem Boden des Alltags gelebt wird, dann braucht sie Nahrung und Pflege. Anselm Grün, der viele Menschen begleitet, weiß um diese Gefährdung des Glücks. Und er weiß: Spiritualität zeigt einen Weg, mit unserer Sehnsucht nach tiefer Kommunikation, nach Vertrauen und Offenheit und zugleich mit den Erfahrungen der Enttäuschung und Verletzung umzugehen. Sie ist eine Kraft, mit der wir gelassen und vertrauensvoll unsere Beziehungen leben und gemeinsam wachsen können. Mit zahlreichen Ritualen und Übungen.

Anselm Grün OSB, Dr. theol., geboren 1945, trat mit 19 Jahren in den Benediktinerorden ein. Seither lebt und arbeitet er in der großen Benediktinerabtei Münsterschwarzach. Anselm Grün wirkt als geistlicher Begleiter und erteilt Kurse in Meditation, Fasten, Kontemplation und tiefenpsychologischer Auslegung von Träumen. Er ist der weltweit populärste christliche Autor unserer Tage. Seine Bücher zur Spiritualität und Lebenskunst, zu den Themen Glück, innere Balance und positives Lebensgefühlerreichen seit Jahrzehnten eine breite Leserschaft. Pater Anselms Texte machen auf wunderbar einfühlsame Weisespirituelle Themen, Meditation, Kontemplation und Fastenverständlich. Das Positive in den einfachen Dingen wahrzunehmen und spürbar zu machen, das ist benediktinische Lebensweisheit. Anselm Grüns Botschaft: Der Mensch ist geboren glücklich zu sein. Es gibt Quellen der Kraft, die in jedem stecken.

Ist die Liebe am Ende?


Die zwei Gesichter der Individualisierung


Was gefährdet Beziehungen? Manche Psychologen meinen, die Beziehungsunfähigkeit sei das größte Leiden heutiger Menschen. Es gibt soziologische Erklärungen, warum der heutige Mensch so oft unter Beziehungslosigkeit leidet und wieso die Liebesfähigkeit bedroht ist. Eine davon besagt: Wir leben in einer Zeit der Individualisierung. Die Individualisierung hat ihre guten Seiten. Sie bringt mit sich, dass jeder sein einmaliges Leben ohne Behinderung durch starke Einflussnahme der Gesellschaft verwirklichen kann. Aber solche Freiheit hat auch Schattenseiten. Die Energie des Einzelnen konzentriert sich auf die Entfaltung des eigenen Lebens. Der andere wird in erster Linie als einer gesehen, der mir nützt oder schadet. Im positiven Fall ist er jemand, der mir helfen kann, mein eigenes Potenzial zu entwickeln. Er wird instrumentalisiert, das heißt: nur zur eigenen Selbstverwirklichung benutzt. Auf der anderen Seite bleibt der Mensch ein soziales Wesen. Er sehnt sich nach Beziehung. Aber die Individualisierung hat ihn weggeführt von den Menschen. Der Weg zu einer Beziehung ist also weiter als früher. Wenn in früheren Zeiten das Dorf eine Gemeinschaft bildete, fühlte man sich geborgen. Sicher war eine solche Gemeinschaft oft auch einengend. Heute ist nicht nur die Einengung weggefallen, sondern mit ihr auch die Geborgenheit. Zugleich entdecken wir heute eine zunehmende Sehnsucht nach Zugehörigkeit. Zu jemand, zu etwas zu gehören, ist auch im Zeitalter des Individualismus ein unausrottbares Bedürfnis. Für junge Menschen ist es lebensentscheidend, dass sie sich einer Gruppe zugehörig fühlen. Dabei machen sie sich oft wieder abhängig. Es ist nicht selten dann keine Zugehörigkeit im Sinne einer reifen Beziehung, sondern oft genug ein Aufgeben der eigenen Identität zugunsten der Gruppenzugehörigkeit. Diese Sehnsucht nach Zugehörigkeit steht manchmal auch zu Beginn einer Freundschaft zwischen Jungen und Mädchen. Dann wird der andere dazu gebraucht, um der eigenen Einsamkeit zu entkommen. Aber in einem Klima des Brauchens und des Habens kann keine wirklich tiefe Beziehung wachsen.

Das Paradox der vielen Möglichkeiten


Der Soziologe Sven Hillenkamp spricht in einem Essay zugespitzt vom»Ende der Liebe«. Seine Beobachtung: Unsere Gesellschaft bietet ihren Mitgliedern scheinbar unbegrenzte Möglichkeiten, einander zu begegnen. Die Freiheit, Beziehungen einzugehen, ist gegenwärtig so groß wie nie. Und trotzdem ist die Fähigkeit zur Liebe damit nicht gewachsen, sondern so gefährdet wie nie. Erstaunlich genug: Gab es früher festgefahrene kulturelle oder unüberwindliche gesellschaftliche Unterschiede und Grenzen, so spielen sie heute keine entscheidende Rolle mehr. Frauen sind anders als in früheren Zeiten durch ihre Berufstätigkeit in die Gesellschaft integriert. Mobilität, räumlich und sozial, ist heute selbstverständlich. Auch die Technik ist mit im Spiel. Die computergestützte Partnervermittlungüber das Internet ist gebräuchlich. Ja, sie ist so verbreitet, dass sie zu einer gewinnträchtigen Industrie geworden ist. Alle gesellschaftlichen Schichten werden davon erreicht, einfache Leute ebenso wie Akademiker. Eine größtmögliche und zielgerichtete Auswahl von Sex- und Lebenspartnern wird durch Vorauswahl erleichtert bzw. ermöglicht. Millionen Suchende lassen sich in Datenbanken– wie in Katalogen– registrieren. Die unverbindlichen Möglichkeiten, Beziehungen zu einer schier unendlichen Zahl von»Wunschpartnern« aufzunehmen, scheinen unbegrenzt.

Doch ist das kein sicherer Weg zum Liebesglück. Und es steigt gleichzeitig auch die Zahl der Trennungen. Immer mehr Partner trennen sich immer schneller. Und die ständige Suche ist bei vielen zu einem ausgesprochenen Suchtverhalten geworden. Die Sehnsucht nach dem»idealen Partner« verführt sie zur Sucht. Sie müssen es immer neu»probieren«. Und oft suchen sie auch noch weiter, wenn sie schon einen Partner gefunden haben. Sie werden diesen»idealen« Partner aber nie finden.»Sie sind auf einer endlosen Suche na