: Hermann-Josef Wagner
: Klaus Wiegandt
: Was sind die Energien des 21. Jahrhunderts? Der Wettlauf um die Lagerstätten
: S. Fischer Verlag GmbH
: 9783104010243
: 1
: CHF 9.00
:
: Natur und Gesellschaft: Allgemeines, Nachschlagewerke
: German
: 320
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Was sind die Energien des 21. Jahrhunderts? - Entdecken Sie die Zukunft der Energieversorgung in einer sich wandelnden Welt. Die Energiefrage ist eine der explosivsten Herausforderungen unserer Zeit. Der weltweite Energieverbrauch wird aufgrund des Bevölkerungswachstums weiter dramatisch steigen, während die begrenzten Ressourcen das geopolitische Gefüge neu ordnen. Um eine drohende Klimakatastrophe abzuwenden, ist die Suche nach alternativen Energiequellen unabdingbar. In diesem aufschlussreichen Sachbuch analysiert Energieexperte Hermann-Josef Wagner die komplexen Zusammenhänge der globalen Energiewirtschaft. Er beleuchtet die Rolle konventioneller Energieträger wie Kohle, Erdöl und Erdgas sowie die Potenziale erneuerbarer Energien wie Wind-, Wasser- und Biomasse. Dabei wirft er einen kritischen Blick auf die Energiepolitik von Schlüsselländern wie Deutschland, USA, China, Russland und Indien. Was sind die Energien des 21. Jahrhunderts? bietet wertvolle Einsichten in die Herausforderungen und Chancen der Energiewende. Ein must-read für alle, die verstehen wollen, wie wir unseren Energiehunger in Zukunft nachhaltig stillen können.

Hermann-Josef Wagner ist Professor für Energiesysteme und Energiewirtschaft an der Ruhr-Universität Bochum. Er beschäftigt sich mit technischen und wirtschaftlichen Fragen der heutigen und zukünftigen Energieversorgung gleichermaßen.

2Das Angebot der Natur


Die historisch ältesten vom Menschen genutzten Energieformen sind erneuerbare Energien. Bereits weit vor Christi Geburt wurden sie zum Antrieb von Schiffen, von Windrädern und von Wasserrädern verwendet. Es wurde mechanische Energie erzeugt. Die Wärmeenergie kam entweder direkt von der Sonne oder aber durch Verbrennen von Holz, dessen Wachstum durch die Aufnahme von Sonnenenergie ermöglicht wird. Die zunehmende Zahl der Bevölkerung und ihre Sesshaftigkeit führten bereits im Mittelalter dazu, dass der Energieträger Holz in manchen Teilen Mitteleuropas knapp wurde. Steinkohle war zwar seit dem9. Jahrhundert in England bekannt, und im Aachener Raum ist ihr Abbau seit ungefähr1100 herum bezeugt. Die abgebauten Mengen waren jedoch produktionstechnisch bedingt gering. Gemeinsam mit bahnbrechenden Entwicklungen der Energietechnik, wie beispielsweise der Erfindung der Dampfmaschine1769 oder später des elektrischen Generators, taten sich ganz neue Welten der Mechanisierung in der Produktion, aber auch bei der Mobilität auf. Steinkohle – aber auch Erze – ließen sich nun in großen Mengen abbauen.

 

Die Menschen erfuhren eine allgemeine Steigerung des Lebensstandards. Auf Erdöl wurde man erst später aufmerksam. Es entwickelte sich aufgrund seiner Eigenschaften schnell zum wichtigsten Energieträger für die Versorgung der Menschheit und ist es bis heute geblieben. Erdgas und Kernenergie sind auf der Zeitachse der Energienutzung noch jüngere Energieträger.

 

Holz und Torf spielen heute in der Energieversorgung der Industrieländer keine Rolle mehr. In den armen Entwicklungsländern dagegen ist Holz für die Landbevölkerung nach wie vor ein wichtiger Energieträger, der teilweise auch über Händler kommerziell gehandelt wird. Er dient insbesondere dazu, warme Mahlzeiten zuzubereiten. In den meisten Fällen wird mehr Holz genutzt als nachwächst. Dies führt zu zum Teil katastrophalen Folgen für die Umwelt: Am Rande von Wüstengebieten, beispielsweise der Sahelzone in Afrika, dehnt sich die Wüste aus, weil Sträucher abgeholzt wurden, die das Wachsen der Wüste aufhalten sollten. Auf Madagaskar beispielsweise spült der Monsunregen den Mutterboden von den Hängen, eine Wiederaufforstung ist danach nicht mehr möglich. Eine offizielle Statistik über die Holznutzung gibt es nicht. Aber Schätzungen zufolge werden etwa5 % des weltweiten Energieverbrauchs noch durch Holz gedeckt.

 

Im Folgenden sollen die einzelnen in der Natur vorkommenden Energieformen, ihre Gewinnung und ihre Umwandlung zu technisch brauchbaren Energieträgern kurz beschrieben werden. Ziel der Ausführungen ist es, ein Gespür dafür zu erhalten, mit welchem technischen Aufwand, welchen Umweltauswirkungen und welchen ökonomischen und politischen Randbedingungen ihre Verfügbarkeit sichergestellt werden kann.

2.1Kohle


Kohle kommt in unterschiedlichen Qualitätsformen, je nach Alter der Lagerstätte, vor. Ganz grob können zwei große Gruppen unterschieden werden: Braunkohle und Steinkohle. Die Braunkohle, benannt nach ihrer bräunlichen Farbe, ist die erdgeschichtlich jüngere Kohle, und ihre Lagerstätten sind nur in wenigen Ländern auf der Welt zu finden. Dazu gehört Deutschland mit seinen großen Braunkohlevorkommen im rheinischen Revier zwischen Köln und Aachen, in der Lausitz und in Mitteldeutschland um Bitterfeld. Die Braunkohle liegt je nach Gebiet bis zu150 Meter unter der Erdoberfläche. Da die Braunkohlevorkommen in dichter besiedelten Gebieten liegen, ist mit der Erschließung neuer Tagebaue auch eine Umsiedlung von Menschen verbunden. Die über der Kohle vorhandene Erde, der sogenannte Abraum, muss erst beiseitegeschafft werden, um die Braunkohle dann mit großen Baggern, die bis zu200 Meter lang und150 Meter hoch sind, zu fördern.