: Axel Hauser-Ditz, Markus Hertwig, Ludger Pries, Luitpold Rampeltshammer
: Transnationale Mitbestimmung? Zur Praxis Europäischer Betriebsräte in der Automobilindustrie
: Campus Verlag
: 9783593409528
: Arbeit - Interessen - Partizipation
: 1
: CHF 38.10
:
: Arbeits-, Wirtschafts- und Industriesoziologie
: German
: 428
: Wasserzeichen/DRM
: PC/MAC/eReader/Tablet
: PDF
Welche Rolle können Arbeitnehmervertretungen bei der Restrukturierung internationaler Konzerne spielen? Am Beispiel von Automobilherstellern wie VW, GM oder Toyota beleuchtet der Band die Arbeit und die Struktur Europäischer Betriebsräte und verdeutlicht die Spannbreite ihrer Gestaltungsmöglichkeiten.

Ludger Pries ist Professor für Soziologie an der Universität Bochum, Axel Hauser-Ditz und Markus Hertwig sind dort wissenschaftliche Mitarbeiter, Luitpold Rampeltshammer arbeitet an der Universität des Saarlandes.
9 Toyota Motor Europe (TME) (S. 261-262)

9.1 Die Toyota Motor Corporation (TMC) und Toyota Motor Europe (TME)

Die Toyota Motor Corporation (TMC) ist heute der weltweit führende Automobilhersteller– und das gleich in mehrfacher Hinsicht: Mitüber neun Millionen Fahrzeugen (2008) hat Toyota die höchsten Absatzzahlen aller Automobilproduzenten aufzuweisen.143 Zugleich war TMC mit 168 Milliarden Euro (Gechäftsjahr 2008)144 das umsatzstärkste Automobilunternehmen. Das Unternehmen setzte zudem im Laufe des letzten Jahrzehnts Maßstäbe sowohl für die Produktqualität wie auch für die Profitabilität.

Der Erfolg des Unternehmens wird gemeinhin seinem hochentwickelten Produktionssystem (TPS) zugeschrieben (Womack u.a. 1992), das für die ganze Branche zum Referenzmodell geworden ist. Dieses Produktionssystem ist eingebettet in eine Unternehmenskultur, die auf langfristige Organisationszugehörigkeit, hohe Investitionen in betriebsspezifische Kenntnisse der Mitarbeiter und die Harmonisierung der betrieblichen Sozialbeziehungen setzt. Insgesamt beschäftigt die Toyota-Gruppe weltweit rund 320.000 Mitarbeiter in mehr als 500 Unternehmen.

Das eigentliche Kernunternehmen mit zwölf Fertigungsstätten und dem Entwicklungszentrum in Toyota City hat jedoch nur etwa 70.000 Beschäftigte. Die Mehrzahl der Mitarbeiter gehört zu einer der zahlreichen Tochtergesellschaften im In- und Ausland. Allein außerhalb Japans gibt es derzeit 51 Fertigungsunternehmen, die entweder vollständig oder mehrheitlich durch TMC beherrscht werden. Hinzukommen Vertriebs-, Entwicklungs- und Logistikunternehmen.

Zwar hat der Konzern auch Aktivitäten außerhalb des Fahrzeuggeschäfts entwickelt. So ist Toyotaüber die zum Konzern gehörende Toyota Industries Corporation beispielsweise auch Weltmarktführer in der Herstellung von Gabelstaplern und von Beginn an Produzent von Textilmaschinen. Die Fahrzeugsparte, in der die Marken Toyota, Lexus, Daihatsu und Hino vertreten sind, macht aber mehr als neunzig Prozent des Gesamtumsatzes aus.

Die weltweite Automobilkrise hat das erfolgsverwöhnte Unternehmen härter getroffen als die Mehrzahl seiner Mitbewerber. Wegen der stark sinkenden Verkaufszahlen musste TMC für das Geschäftsjahr 2009 erstmals in seiner Unternehmensgeschichte einen Verlust in Milliardenhöhe verbuchen. Allein im Europageschäft wurde ein Minus vonüber 900 Millionen Euro ausgewiesen (TME 2009). Dies stellt die gesamte Strategie des Unternehmens vor eine ernsthafte Herausforderung, da erstmals drastische Einschnitte bei der Produktions- und Personalkapazität unausweichlich erscheinen.

9.1.1 Geschichte und Merkmale der Toyota Motor Corporation


Die Geschichte der Toyota Motor Corporation reicht bis in das Jahr 1933 zurück, als Unternehmensgründer Kiichiro Toyoda innerhalb des väterlichen Webstuhlunternehmens, der Toyoda Automatic Loom Works Ltd. einen Automobilbereich aufbaute. 1935 wurde der erste PKW-Prototyp vorgestellt, 1937 erfolgte dann die Gründung eines eigenständigen Unternehmens, der Toyota Motor Company, Ltd..148 Im Zweiten Weltkrieg produzierte Toyota LKW. Die Wiederaufnahme der zivilen Produktion erfolgte 1947.
Inhalt6
Vorwort8
1 Einleitung10
2 Stand der Forschung16
2.1 Forschung zu Europäischen Betriebsräten16
2.2 Forschung zu transnationalen Organisationen27
3 Theoretisch-methodischer Rahmen36
3.1 Typologie von Unternehmen und EBRs40
3.2 Erklärungsfaktoren für EBR-Typus und -Wirksamkeit44
3.3 Methodik der empirischen Untersuchung64
Fallstudien in Automobilkonzernen82
4 Daimler84
4.1 Das Unternehmen Daimler AG84
4.2 Der Daimler-EBR94
4.3 Zwischenfazit115
5 Volkswagen118
5.1 Der Volkswagen-Konzern118
5.2 Der Europäische Volkswagen-Konzernbetriebsrat132
5.3 Zwischenfazit158
6 PSA Peugeot Citroën164
6.1 Der PSA-Konzern164
6.2 Das PSA Comité de Groupe Européen173
6.3 Zwischenfazit202
7 Renault206
7.1 Der Renault-Konzern206
7.2 Der Renault-EBR216
7.3 Zwischenfazit230
8 Honda234
8.1 Die Honda Motor Co. Ltd. und Honda Europa234
8.2 Die Honda European Communication and Consultation Group (HECCG)246
8.3 Zwischenfazit257
9 Toyota Motor Europe (TME)262
9.1 Die Toyota Motor Corporation (TMC) und Toyota Motor Europe (TME)262
9.2 Toyota European Forum (TEF)278
9.3 Zwischenfazit298
10 Ford of Europe302
10.1 Das Unternehmen Ford of Europe302
10.2 Der Europäische Ford-Betriebsrat (EFB)317
10.3 Zwischenfazit338
11 General Motors342
11.1 Das Unternehmen General Motors (GM)342
11.2 Der Europäische Betriebsrat bei GM352
11.3 Zwischenfazit374
12 Zusammenfassung und Ausblick – Eurobetriebsräte als transnationale europäische Institution?378
12.1 Organisationsmuster und Typen von EBRs381
12.2 Der organisational fit zwischen EBR und Unternehmen384
12.3 Institutionelle und Stammland-Effekte390
12.4 Entwicklungsverläufe und einschneidende Ereignisse394
12.5 Akteursstrategien und die Bedeutung vonPersönlichkeiten398
12.6 Regulierungswirksamkeit und Output401
Literatur406
Quellen422
Tabellen423
Abbildungen424
Abkürzungsverzeichnis425
Anhang426