: Michael Pesek
: Das Ende eines Kolonialreiches Ostafrika im Ersten Weltkrieg
: Campus Verlag
: 9783593409009
: Eigene und Fremde Welten
: 1
: CHF 38.10
:
: Regional- und Ländergeschichte
: German
: 419
: Wasserzeichen/DRM
: PC/MAC/eReader/Tablet
: PDF
Der Erste Weltkrieg war auch ein Krieg um Kolonien. Ostafrika gehörte zu den am längsten umkämpften Schlachtfeldern. Die Mehrzahl der Kriegsbeteiligten waren, neben den Europäern, Afrikaner und Inder. Ohne die Hunderttausende afrikanischer Arbeiter und Träger hätte der Krieg von keiner Seite geführt werden können. Michael Pesek schildert das Los der afrikanischen Soldaten und das Leben der Zivilbevölkerung, wo Zwangsarbeit und Kriegsverbrechen alsbald Teil des Systems waren.

Michael Pesek, Dr. phil., ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am SFB 640 an der Humboldt- Universität zu Berlin.
Helden(S. 335-336)

Ende 1918 war der Krieg für das Kaiserreich verloren. Doch selbst als in Europa die Waffen schon längst verstummt waren, kämpften Lettow-Vorbeck und seine Soldaten immer noch in Ostafrika. Am 25. November, zwei Wochen nach dem Ende der Kämpfe in Europa, ergaben sich die verbliebenen Offi ziere und Askari den britischen Truppen bei Abercorn. Was dem Waffenstillstand von Abercorn folgte, war eine mehrmonatige Odyssee der deutschen Soldaten und Offi ziere durch die alliierten Kriegsgefangenenlager.

Tabora war die erste Station, ihr folgten die indischen oderägyptischen Kriegsgefangenenlager. Im März 1919 aber fand die Odyssee ein Ende. An der Spitze seiner letzten Offi ziere kehrte der nunmehr zum General beförderte Lettow-Vorbeck nach Berlin zurück. Zehntausende Berliner waren zu diesem verspäteten Triumphzug ans Brandenburger Tor gekommen. Nicht viele Paraden hatten die Berliner, einst so verwöhnt und begeistert von Preußens militärischem Pomp, in diesen Wochen und Monaten zu bestaunen gehabt.

Nach dem verlorenen Krieg und den letzten beiden harten Kriegsjahren war das Verhältnis der Berliner zu den Militärs, gelinde gesagt, gestört. Wenn Uniformen im Stadtbild auftauchten, dann waren es die der revoltierenden Soldaten und Matrosen oder die der gegen sie kämpfenden Freikorpsangehörigen. Der einstige oberste militärische Zeremonienmeister, Kaiser Wilhelm II., war ins Exil in die Niederlande geflohen und die bürgerlichen Regierungsparteien der entstehenden Weimarer Republik scheuten sich, den militärischen Pomp der Kaiserzeit in ihre politische Repräsentationspraxis zuübernehmen.

Bis dahin waren nur wenige Nachrichten, aber umso mehr Gerüchte vom ostafrikanischen Kriegsschauplatz in die Heimat gelangt. Die letzten offi ziellen Berichte des Oberkommandos der Schutztruppen stammten aus dem Jahre 1915. In den folgenden Jahren trafen die Meldungen aus Ostafrika oftüber abenteuerliche und verschlungene Wege in der Heimat ein. Vieles, was man wusste aber stammte aus Nachrichten der alliierten Presse.
Inhalt6
Einleitung8
Der Krieg in der Literatur17
Koloniale Ordnung25
Repräsentationen kolonialer Ordnungen32
Das Schlachtfeld als agonales Theater kolonialer Ordnungen37
Schlachtfelder40
Der Krieg in Ostafrika 1914–191842
1914–191648
1916–191772
1917–1918102
Epilog121
Akteure126
Die Safari ya Bwana Lettow – Afrikaner im europäischen Krieg128
Askari132
Träger155
Ruga-Ruga188
Frauen und Kinder197
(Un)Ordnungen206
Von der kolonialen Ordnung zur Ordnungdes Schlachtfelds208
Der Krieg – ein Testfall für die koloniale Ordnung213
Die Krise der kolonialen Ordnung222
Der schwindende Nimbus des Bwana mkubwa231
Kriegsverbrechen243
Die Verkehrung kolonialer Ordnung – Britische Kriegsgefangene in deutschen Lagern267
Deutsche Kriegsgefangene in alliierten Lagern279
Des Kaiserreichs Jihad in Ostafrika283
Die neue Ordnung296
Der Kampf um die neue Ordnung321
Repräsentationen334
Helden336
Die Geburt des Kolonialpioniers342
Die Rückkehr des kolonialen Helden347
Rituale des kolonialen Kriegshelden356
Afrikanische Perspektiven auf den Krieg365
Schluss383
Abbildungen392
Bibliographie394
Index411