: Dieter Spazier, Torsten Passie, Wielant Machleidt
: Wielant Machleidt, Torsten Passie, Dieter Spazier
: PsychiaterSein Karl Peter Kisker - Auswahl seiner Schriften
: Psychiatrie-Verlag
: 9783884147719
: 1
: CHF 20.50
:
: Allgemeines
: German
: 380
: Wasserzeichen/DRM
: PC/MAC/eReader/Tablet
: PDF
Prof. Karl Peter Kisker (1926 - 1997) studierte Medizin und Psychologie und übernahm von 1966 bis 1991 den Lehrstuhl für Psychiatrie an der Medizinischen Hochschule Hannover. Er war einer der wichtigsten Praktiker und zugleich Theoretiker der deutschen Psychiatrie, er prägte die Psychiatriereform der 70er und 80er Jahre ganz entscheidend mit. In seinem psychiatrischen Denken und Handeln seiner Zeit weit voraus, beherrschte er den Spagat zwischen praktischer Psychiatrie in der Institution und unmittelbarem, individuellem Begleiten des psychisch kranken Menschen. Seine Schriften vermitteln, was im Spannungsfeld von gesellschaftlich-politischen Zwängen und einem humanistischen Menschenbild Psychiatersein bedeutet. Mit dieser Veröffentlichung wird eine besondere Persönlichkeit gewürdigt.
»Die Zukunft wird einen gewandelten Typ des Psychiaters sehen und brauchen: weniger geheimnisumwittert, weniger selbstherrlich und mit ihren Patienten vermittelnd.« (1971)
Das Buch bietet ein Gegengewicht zu einer Medizin, die sich allzu sehr über Biologie und Technik definiert und den Menschen dabei aus den Augen verliert.
K. P. Kisker hinterlässt ein umfangreiches Werk, darunter »Dialogik der Verrücktheit«, »Mit den Augen eines Psychiaters« und zusammen mit v. Baeyer und Heinz Häfner »Psychiatrie der Verfolgten«, er zählte zu den Herausgebern des neunbändigen Standardwerkes »Psychiatrie der Gegenwart«.
DIVERSES DIE ZUKUNFT GEHÖRT DEM GARTEN(S. 298-299)

GESPRÄCH MIT PROFESSOR KISKER VOR SEINER EMERITIERUNG

Heller Wahn: Wann haben Sie sich eigentlich in Ihrem Leben entschieden, Psychiater zu werden?
Kisker: Ich habe eigentlich sehr früh gewusst, was ich werden wollte. Dass ich Psychiater werden wollte, ist mir so mit 17/18 Jahren klar geworden, als ich zum ersten Mal, und das war damals noch verboten, es war Kriegszeit, ein Buch von Freud in die Hände bekam, und seither habe ich dann viel Freud gelesen. Als ich aus dem Krieg zurückkam, habe ich in Heidelberg begonnen, Medizin zu studieren.

Nach einigen Semestern begann ich zusätzlich, Psychologie zu studieren, brachte beide Studien Anfang der 50er-Jahre zum Abschluss und bin dann in der Heidelberger Psychiatrischen Klinik fachlich groß geworden. Das war zunächst eine sehr strikte und traditionelle Klinik, die allerdings dann unter ihrem neuen Chef, Prof. von Baeyer, sich sehr geöffnet hat für erste Ansätze sozialtherapeutischer Behandlungen, besonders auch für psychotherapeutische Behandlungen bei schweren seelischen Leiden. Das hat mich sehr geprägt, und mit diesen Ideen bin ich damals– 1966– nach Hannover gekommen.

Heller Wahn: Was hat Sie an der Psychiatrie so fasziniert?
Kisker: An der Psychiatrie hat mich fasziniert und fasziniert mich auch weiterhin, dass in dieser Arbeit der leidende Mensch als Ganzes in den Blick kommt, dass Körper und Seele hier nicht voneinander trennbar sind, und dass immer das gesamte Lebensfeld, in dem der Patient lebt und vielleicht auch leidet, mitgesehen werden muss. Heller Wahn: Versuchen Sie bitte einmal in groben Zügen zu bilanzieren, was aus Ihrer Sicht geschehen ist in der Zeit Ihrer Tätigkeit an der MHH.

Kisker: Also die erste Etappe war 1965/66 bis 1972, da war zwar die Klinik klein, wir waren nur eine Gruppe von vielleicht 20 Mitarbeitern und suchten so die ersten Ansätze, als wir noch im Landeskrankenhaus Wunstorf gearbeitet haben. Das war eine interessante, experimentelle Situation. Wir haben damals noch nicht sektorisiert gearbeitet, wir haben Patienten aus dem Landeskrankenhaus aufgenommen, bekamen aber zunehmend dann auch Patienten von weiter weg.

Letzten Endes waren das dannüberwiegend ausgewählte Patienten mit psychotischen Erkrankungen, die aus der Mittelschicht oder aus der Oberschicht stammten, und die nicht selten eine höhere Berufsausbildung hatten. Mit denen zu arbeiten war gewiss interessant, aber eben auch einseitig. Wir hatten vor allen Dingen gar keine Möglichkeiten, diese Patienten auch dann weiterzubehandeln, wenn die stationäre Behandlungsphase vorbei war. Wir haben also viel experimentiert, es wurde viel psychotherapeutisch gearbeitet, es wurde viel dynamische Gruppenarbeit gemacht und es bestand eine große Aufbruchstimmung.
GELEITWORT10
EINFÜHRUNG24
K. P. KISKER AUSWAHL SEINER SCHRIFTEN32
ÜBERGREIFENDES32
VORREDE33
DIE VERFREMDUNG DES ABWEGIGEN IN DER NEUZEIT UND IHRE ÄRZTLICHEN EXEKUTOREN35
KOEXISTENZ VON VERNUNFT UND VERRÜCKTHEIT40
PSYCHIATRIE IN DIESER ZEIT46
MÖGLICHES UND UNMÖGLICHES IM PSYCHIATRISCHEN DENKEN UND TUN77
MEDIZIN UND SOZIALWISSENSCHAFT86
DIE UNTERWANDERUNG DER NEUZEITLICHEN MEDIZIN102
WIE SCHAUT DIE GEGENWÄRTIGE PSYCHIATRIE DEN MENSCHEN AN?113
SCHIZOPHRENIE122
GEDANKEN ZUR SCHIZOPHRENEN WANDLUNG ALS EINER MENSCHLICHEN MÖGLICHKEIT123
PSYCHOTHERAPIE ALS INSTRUMENT DER PSYCHOPATHOLOGISCHEN SCHIZOPHRENIE-FORSCHUNG145
DAS ICH IN EINZELHAFT UND DIE VERRÜCKTEN FOLGEN187
SOZIALPSYCHIATRIE192
DIE VERRÜCKTHEIT, DIE ARMUT UND WIR193
FORDERUNGEN DER SOZIALPSYCHIATRIE205
EINE PROGNOSE DER PSYCHIATRISCHEN THERAPEUTIK212
MHH-PSYCHIATRIE: UNGELÖSTES, UNEINLÖSBARES244
VOM VORRANG DES UMGANGES248
MIT DEM UMGANG UMGEHEN253
»TEAM« – ERFAHRUNGEN MIT EINER PROBLEMATISCHEN THERAPEUTISCHEN INTERAKTIONSFIGUR IN DER PSYCHIATRIE260
SOZIOTHERAPIE, FRAGMENTARISCHE ÜBERLEGUNGEN ZU IHRER PRAXIS UND ETHIK279
DIVERSES298
DIE ZUKUNFT GEHÖRT DEM GARTEN299
BEMERKUNGEN ZUM ERLEBEN DES LEIBES BEI VERFOLGTEN304
DAS MEDIZINISCH-PSYCHIATRISCHE GERICHTSGUTACHTEN319
SCHLUSS334
ABGOTT UND GEMEINSCHAFT335
»GOTTÄHNLICHES HERZ«344
ANHANG364
ZUR BIOGRAFIE KARL PETER KISKERS365
QUELLENNACHWEIS368
BIBLIOGRAFIE DER SCHRIFTEN K. P. KISKERS370
KURZBIOGRAFIEN DER HERAUSGEBER377