Eilis wachte während der Nacht auf, stieß die Decke auf den Fußboden und versuchte, lediglich mit dem Laken bedeckt wieder einzuschlafen, aber es war immer noch zu heiß. Sie war schweißgebadet. Das war, hatte man ihr gesagt, wahrscheinlich die letzte heiße Woche; bald würde die Temperatur fallen, und sie würde Decken brauchen, aber einstweilen würde es feucht und drückend bleiben, und die Menschen würden sich langsam und matt durch die Straßen schleppen.
Ihr Zimmer ging nach hinten, und das Badezimmer war auf der anderen Seite des Gangs. Die Dielen knarrten, die Tür war aus ganz dünnem Material, und die Rohre machten so viel Lärm, dass sie hören konnte, wenn die anderen Mieterinnen nachts ins Bad gingen oder am Wochenende spät heimkamen. Es machte ihr nichts aus, aufgeweckt zu werden, solange es draußen noch dunkel war und sie sich wieder in ihrem Bett zusammenrollen konnte im Wissen, dass sie noch Zeit zu dösen hatte. Dann schaffte sie es, alle Gedanken an den bevorstehenden Tag aus ihrem Bewusstsein zu verbannen. Aber wenn sie bei Tageslicht aufwachte, wusste sie, dass ihr nur noch eine oder höchstens zwei Stunden blieben, bis der Wecker klingelte und der Tag begann.
Mrs. Kehoe, der das Haus gehörte, war aus der Stadt Wexford und redete für ihr Leben gern über die Heimat, über Sonntagsausflüge nach Curracloe und Rosslare Strand oder über Hurling-Spiele, die Geschäfte auf der Main Street in Wexford oder über Personen, an die sie sich erinnerte. Eilis hatte anfangs geglaubt, Mrs. Kehoe sei Witwe, hatte nach Mr. Kehoe gefragt und woher er stammte, worauf Mrs. Kehoe ihr mit einem traurigen Lächeln mitgeteilt hatte, er komme aus Kilmore Quay, und dann nichts weiter gesagt hatte. Als Eilis das später Father Flood gegenüber erwähnt hatte, hatte er ihr erklärt, man solle möglichst nicht viel über Mr. Kehoe reden. Er war mit dem ganzen gemeinsamen Geld nach Westen gegangen und hatte seine Frau mit Schulden, dem Haus an der Clinton Street und ohne jedes Einkommen sitzenlassen. Das sei auch der Grund, sagte Father Flood, warum Mrs. Kehoe Zimmer vermietete, außer an Eilis noch an fünf andere Mädchen.
Mrs. Kehoe hatte im Parterre ihr eigenes Wohnzimmer, Schlafzimmer und Bad. Sie hatte ihr eigenes Telefon, nahm aber, wie sie Eilis klipp und klar sagte, unter keinen Umständen Anrufe für die Mieterinnen entgegen. Zwei Mädchen wohnten im Souterrain und vier in den oberen Geschossen; zur gemeinsamen Benutzung stand ihnen eine große Küche im Parterre zur Verfügung, wo ihnen Mrs. Kehoe ihre Abendmahlzeit servierte. Sie durften sich dort, wie Eilis erfuhr, jederzeit Tee oder Kaffee machen, solange sie ihr eigenes Geschirr benutzten und es anschließend selbst spülten, abtrockneten und wegräumten.
Sonntags ließ sich Mrs. Kehoe grundsätzlich nicht blicken, und dann mussten die Mädchen selbst kochen und darauf achten, keine Unordnung zu hinterlassen. Sie erzählte Eilis, dass sie sonntags zur Frühmesse ging, und am Abend kamen dann Freundinnen zu einem altmodischen, ernsthaften Pokerspiel. Sie redete vom Pokerspiel so, bemerkte Eilis in einem Brief nach Haus, als ob es ebenfalls eine sonntägliche Pflicht sei und sie sie nur erfülle, weil sie nun einmal vorgeschrieben sei.
Jeden Abend standen sie vor dem Essen feierlich auf, falteten die Hände, und Mrs. Kehoe sprach das Tischgebet. Sie konnte es nicht leiden, wenn die Mädchen bei Tisch miteinander sprachen oder sich über Dinge unterhielten, von denen sie nichts wusste, und sie missbilligte jede Erwähnung von männlichen Bekanntschaften. Was sie hauptsächlich interessierte, waren Kleider und Schuhe und wo man sie kaufen konnte und zu welchem Preis und zu welcher Zeit des Jahres. Sich ändernde Moden und neue Trends waren ihr tägliches Th