: Tilmann Müller, Beate Paterok
: Schlaftraining Ein Therapiemanual zur Behandlung von Schlafstörungen
: Hogrefe Verlag GmbH& Co. KG
: 9783840922916
: 2
: CHF 30.00
:
: Psychologie
: German
: 227
: Wasserzeichen/DRM
: PC/MAC/eReader/Tablet
: PDF
Chonische Insomnien gehören zu den häufigsten Störungen im Erwachsenenalter. Die geringe und unregelmäßige Schlafdauer führt tagsüber zu Leistungseinbußen und einer eingeschränkten Lebensqualität bei den Betroffenen. Das Manual beschreibt detailliert und praxisorientiert ein Gruppenprogramm zur Behandlung chronischer Schlafstörungen mit Hilfe der Schlafrestriktionstechnik. Der erste Teil des Manuals vermittelt grundlegendes Wissen über das Erscheinungsbild, die Entstehung und Aufrechterhaltung von Schlafstörungen. Verschiedene Behandlungsansätze werden erläutert und das Prinzip der Schlafrestriktion wird ausführlich vorgestellt. Im zweiten Teil wird das therapeutische Vorgehen in den sechs 90-minütigen Sitzungen des Schlaftrainings übersichtlich beschreiben. Materialien zu den Themen »Schlafedukation«, »Schlafhygiene« und Umgang mit Hypnotika sowie die Durchführung des Programms stehen auch auf einer CD-ROM zur Verfügung. Die zweite Auflage berücksichtigt u.a. neue Erkenntnisse in den Bereichen der Pathogenese chronischer Schlafstörungen und medikamentösen Therapie. Zahlreiche Praxiserfahrungen sind in die Überarbeitung des Manuals mit eingeflossen, sodass das Programm nun ein stärkeres individuelles Eingehen auf die Bedürfnisse des Patienten erlaubt.
"Kapitel 7 Patientenauswahl: Untersuchungsmethoden, Indikationen und Kontraindikationen(S. 68-69)

Eine effektive Therapie der Insomnie setzt eine umfassende Evaluation der Störung voraus. Wie in Kapitel 2 und 3 dargestellt, liegen den meisten Schlafstörungen multifaktorielle auslösende und aufrechterhaltende Faktoren zugrunde. Eine sorgfältige Differenzialdiagnostik lässt sich nur unter folgenden Voraussetzungen durchführen: fachliche, schlafspezifische Kompetenzen des Therapeuten, ein ausführliches Anamnesegespräch, ggf. insomniespezifische Fragebögen, zweiwöchige Verlaufsmessung mithilfe der Schlafprotokolle (vgl. S. 98), wenn notwendig: Verweis an ein Schlafzentrum/ Schlafmediziner zwecks Durchführung einer Polygrafie und/oder Polysomnografie (vgl. Kap. 2.2).

7.1 Kompetenzen des Therapeuten

Das folgende Schlaftraining kann von Therapeuten durchgeführt werden, dieüber eine fundierte verhaltenstherapeutische Grundausbildung verfügen. Es ist so konzipiert, dass es sowohl von Nichtspezialisten der Schlafmedizin als auch von bereits erfahrenen Somnologen angewendet werden kann. Während bei Letzteren ein differenzialdiagnostisches Vorwissen vorausgesetzt werden kann, muss der Nichtspezialist sich dieses Wissen anhand entsprechender Literatur erarbeiten.

Für den Nichtspezialisten empfiehlt sich zudem die Verwendung von Checklisten und Schlaffragebögen, um eine vollständige und valide Anamnese durchzuführen (vgl. S. 77). Sie verhindern, dass verdeckte Symptome nicht erfragt werden und strukturieren zugleich das Gespräch. Da viele Schlafstörungsarten in Verbindung mit psychiatrischen/organischen Grunderkrankungen stehen, stellen Kenntnisse dieser Erkrankungen und ggf. konsiliarische Voruntersuchungen eine Selbstverständlichkeit dar. Im Einzelfall ist eine apparative Diagnostik in einem Schlaflabor notwendig.

7.2 Anamnesegespräch

Das Anamnesegespräch bzw. eine ausführliche schlafspezifische Exploration des Patienten stellt die wichtigste Informationsquelle dar. In ihm sollte sowohl vertikal der bisherige Störungsverlauf als auch horizontal das gegenwärtige Symptombild und Bedingungsgefüge erfasst werden. Eine solche symptombezogene Exploration ist zeitaufwendig und füllt in der Regel ohne Weiteres eine Sitzung, insbesondere, wenn zusätzliche Hausaufgaben wie Fragebögen oder Schlafprotokolle hinzugezogen werden. Als isolierter Baustein kann das Thema„Schlaf und Schlafstörung“ problemlos in eine laufende Psychotherapie z. B. einer depressiven Erkrankung eingefügt werden.

Gerade von Insomniepatienten wird eine solche symptomorientierte Exploration dankbar angenommen, weil sie sich das erste Mal in ihrem Problem ernst genommen fühlen. Der diagnostische Prozess trägt damit maßgeblich auch zum Aufbau einer tragfähigen Therapeut-Patient- Beziehung bei. Am Ende des Anamnesegespräches sollte es möglich sein, ein individuelles Störungsmodell zu erstellen, aus dem hervorgeht, ob die aktuelle Insomniebeschwerdeüberwiegend organisch, psychiatrisch, pharmakologisch oder psychologisch bedingt ist oder im Wesentlichen durch den Verselbstständigungsprozess im Sinne einer primären Insomnie aufrechterhalten wird."
Schlaftraining1
Inhaltsverzeichnis7
Geleitwort zur 1. Auflage10
Vorwort zur 1. Auflage11
Vorwort zur 2. Auflage12
Kapitel 1 Problemkreis Insomnie – Erscheinungsbild und Auffälligkeiten14
1.1 Subjektive und objektive Schlafbeschwerden15
1.2 Tagesbeschwerden16
1.3 Typische Persönlichkeits-, Verhaltens- und kognitive Muster16
1.4 Diagnostisch-therapeutische Vorerfahrungen der Insomnie-patienten17
Kapitel 2 Klassifikation und Diagnostik von Schlafstörungen18
2.1 Übersicht über die Klassifikation nach ICD-10 und ICSD18
2.1.1 Klassifikation nach ICD-1019
2.1.2 Klassifikation nach ICSD19
2.2 Andere Schlaf-Wach-Störungen19
2.2.1 Schlafbezogene Atmungs-störungen – das Schlaf-Apnoe- Syndrom (ICD-10: G47.3)19
2.2.2 Hypersomnien zentralen Ursprungs – Narkolepsie (ICD-10: G47.4)20
2.2.3 Circadiane Schlaf-Wach-Rhyth-musstörungen (ICD-10: F51.2)21
2.2.4 Parasomnien21
2.2.5 Schlafbezogene Bewegungs-störungen – Restless-Legs- Syndrom und Syndrom der periodischen Bewegungen im Schlaf (ICD-10: G25.8)21
2.3 Differenzialdiagnose von Insomnien22
2.3.1 Insomnie als Anpassungsstörung22
2.3.2 Psychophysiologische Insomnie22
2.3.3 Paradoxe Insomnie23
2.3.4 Idiopathische Insomnie23
2.3.5 Insomnie bei psychiatrischen Erkrankungen24
2.3.6 Inadäquate Schlafhygiene24
2.3.7 Kindliche Insomnie24
2.3.8 Drogen-, Alkohol- und Medikamenteninduzierte Insomnie24
2.3.9 Insomnie bei organischen Erkrankungen25
2.4 Wert und Nutzen der apparativen Diagnostik25
2.4.1 Wo finde ich einen Schlaf-mediziner?26
2.4.2 Ambulante Polygrafie bzw. sogenanntes Schlaf-Apnoe- Screening26
2.4.3 Kardiorespiratorische Poly-somnografie26
2.4.4 Weitere apparative Unter-suchungen26
Kapitel 3 Entstehung und Aufrechterhaltung von Primären Insomnien27
3.1 Entwicklung des psychophysiologischen Circulus vitiosus28
3.2 Neurobiologische Befunde bei chronischer Insomnie33
Kapitel 4 Behandlung von Schlafstörungen36
4.1 Medikamentöse Therapie36
4.1.1 Pflanzliche Mittel37
4.1.2 Alkohol37
4.1.3 Benzodiazepine38
4.1.4 Nichtbenzodiazepinhypnotika bzw. Benzodiazepinrezeptor-agonisten40
4.1.5 Antidepressiva42
4.1.6 Neuroleptika43
4.1.7 Antihistaminika43
4.1.8 Chloralhydrat44
4.1.9 L-Tryptophan44
4.1.10 Melatonin45
4.1.11 Neue Entwicklungen45
4.2 Nichtmedikamentöse Ansätze und deren Effektivität46
4.2.1 Basisverfahren: Beratung, Aufklärung (Schlafedukation), Schlafhygiene47
4.2.2 Entspannungsverfahren48
4.2.3 Stimuluskontrolle48
4.2.4 Schlafrestriktion und Schlaf-kompression50
4.2.5 Paradoxe Intention50
4.2.6 Kognitive Techniken50
4.2.7 Multifaktorielle Methoden – Kognitiv-behaviorale Therapieprogramme51
4.2.8 Andere nichtmedikamentöse Therapieverfahren52
4.3 Medikamentöse vs. nicht-medikamentöse Interventionen im Vergleich53
Kapitel 5 Grundlagen der Schlafrestriktion54
5.1 Hintergrund der Methode54
5.2 Durchführung einer Schlafrestriktionstherapie54
5.3 Wirkmechanismus der Schlafrestriktion56
5.4 Ergebnisse der Effektivitätsstudien57
Kapitel 6 Evaluation des Schlaftrainings58