[Zwei Testamente– eine Bibel](S. 37-38)
[Zum Verhältnis zwischen Altem und Neuem Testament]
Aus dem Religionsunterricht ist den meisten noch in der Erinnerung, dass die Bibel aus zwei großen Teilen besteht, dem Alten und dem Neuen Testament. Das Alte Testament ist der jüdische Teil der Bibel aus der Zeit vor Jesus Christus und das Neue Testament umfasst die Berichteüber sein Leben und Wirken wie auch die Briefe der Apostel und die Off enbarung des Johannes.
Diese Aufteilung in der christlichen Bibel ist gültig, aber sie birgt auch Missverständnisse: Das Alte Testament in der christlichen Bibel hatte gegenüber dem Neuen Testament zurückzustehen, es galt lange Zeit nur als Vorgängerschrift des wesentlich wichtigeren Neuen Testaments. Für katastrophale Missachtung sorgte in Deutschland die nationalsozialistische Zeit, in der das Alte Testament als‚Judenbuch‘ diff amiert wurde. Seit 1945 hat durch die katastrophale Erfahrung des Holocausts ein Umdenken eingesetzt. Von den Kirchen wurden die Begriff e‚Altes Testament‘ und‚Neues Testament‘ nicht einfach aufgegeben und abgeschafft,sondern durch die Begriff e‚Erstes Testament‘ und‚Zweites Testament‘ erweitert. Oft wird das Alte Testament auch‚jüdische Bibel‘ genannt.
Diese Begriff svielfalt zeigt auch dem unbedarften Leser, dass das Zusammensein der beiden Testamente in der christlichen Bibel nicht ohne Spannungen ist. Keine der Schriften des Alten Testaments ist ursprünglich dafür geschrieben worden, Teil der christlichen Bibel zu sein. Trotzdem hält das Christentum daran fest, dass im Alten Testament wichtige Glaubensaussagen gemacht werden, die auf Gottes Liebe zu allen Menschen sowie auf Jesus Christus verweisen und auch für Christen ihre Geltung haben. Das Alte Testament bleibt ein vollständiges Zeugnis des lebendigen Bundes Gottes mit seinem Volk. Es benötigt keine Ergänzung durch ein Neues Testament. Eher ist das Neue Testament auf das Alte Testament angewiesen als umgekehrt.
Das Wort‚Testament‘ wirkt ebenfalls missverständlich. Testament meint nicht einen schriftlichen Nachlass oder Erbverfügung, sondern es handelt sich um die lateinischeÜbersetzung des griechischen Wortes für‚Bund‘, das wiederum den hebräischen Begriff‚Heiliger Bund mit Gott‘ ersetzt. Die serÜbersetzungsweg weist wiederum auf die Septuaginta hin, die griechischeÜbersetzung der hebräischen Bibel, die von der Kirche als Teil der christlichen Bibelübernommen wurde. Der Bundesschluss Israels mit Gott am Berg Sinai hat für den Bundesbegriff Pate gestanden (Ex 24). |