: Sandra Lüpkes
: Ich verlasse dich Ein Ratgeber für den, der geht
: S. Fischer Verlag GmbH
: 9783104000589
: 1
: CHF 10.00
:
: Partnerschaft, Sexualität
: German
: 256
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Jeder hat das Recht, sich zu trennen »Als ich meinem Mann mitgeteilt habe, dass ich ihn verlassen werde, haben wir beide eine Beratungsstelle aufgesucht. Während er mit einem ganzen Stapel Ratgeber versorgt wurde, bekam ich noch nicht einmal ein Blatt Papier in die Hand.« Wer eine Beziehung beendet, wird mit seinen Gefühlen meist ziemlich allein gelassen, alle Aufmerksamkeit wird demjenigen zuteil, der verlassen wurde. Es scheint, als verliere man mit dem Satz »Ich verlasse dich« jedes Recht auf Leiden, Mitleid oder Unterstützung - schließlich hat man es doch so gewollt. Dabei fordert schon die Phase vor dem endgültigen Aus alles von dem, der geht: den Mut zur Entscheidung, das Trennungsgespräch, das Planen des eigenen zukünftigen Lebens - ohne den Partner.

Sandra Lüpkes, geboren 1971 in Göttingen, lebt als erfolgreiche Krimiautorin und Sängerin mit ihren beiden Kindern in Münster. Sie ist in zweiter Ehe verheiratet. Die Gedanken, Zweifel und Hoffnungen, die sie im Vorfeld zum zweiten Jawort beschäftigten, haben sie zu diesem Buch motiviert. Zuvor hat sie mit dem viel beachteten Ratgeber »Ich verlasse dich« die Erfahrungen ihrer Trennung verarbeitet. Mehr Infos unter www.sandraluepkes.de

2.Die Vorbereitung: Stärken Sie sich selbst


Wenn man am Ende ist, geht es los


Christina mag Gerd. Er ist freundlich. Er ist mit sich selbst zufrieden. Es gibt nur selten Streit, und wenn, dann geht es um Belangloses, und einer von beiden lenkt schnell ein.

Christina und Gerd kennen sich schon seit Ewigkeiten. Sie arbeiten im selben Finanzamt einer mittelgroßen Stadt, und das gemeinsame Hobby Volleyball verbindet zusätzlich.

Ach ja, natürlich mag Gerd auch Christina. Er weiß, dass sie das weiß, warum sollte er es ihr also andauernd sagen? Es liegt doch alles so passend auf der Hand: derselbe Job, dasselbe Hobby, ähnliches Temperament.

Sie heiraten, kurz nachdem Christina ihren Beamtenstatus erlangt hat. Als das Haus, in dem sie schon seit einigen Jahren zur Miete wohnen, zum Verkauf steht, gibt es auch nicht viel zu diskutieren. Bei zwei Beamtengehältern ist es steuerlich sogar von Vorteil, wenn man Eigentum erwirbt. Und das Haus ist schön groß, liegt in einer freundlichen Siedlung am Stadtrand und hat einen Garten, in dem sich eine Kinderschaukel ganz gut machen würde.

Ab hier läuft es dann anders als geplant. Obwohl – regelrecht geplant haben Gerd und Christina bislang nichts, alles hat irgendwie immer gepasst, sich ergeben oder erschien vernünftig. Und Kinder wären eben jetzt an der Zeit gewesen. Doch nichts passiert.

Sex ist bei den beiden noch nie der treibende Faktor gewesen, natürlich tun sie es und finden es auch schön, vertraut und liebevoll miteinander zu sein. Doch richtig zur Sprache gebracht wird die Sache erst, als es darum geht, Nachwuchs zu zeugen. Obwohl es laut Auskunft der Mediziner rein körperlich schon längst hätte fruchten sollen, wird Christina nicht schwanger und der Garten stattdessen mit Gemüsebeeten ausgestattet.

Beide entscheiden sich – wie immer einvernehmlich – gegen Hormontherapien, künstliche Befruchtungen und den ganzen Zirkus. Was nicht sein soll, soll nicht sein. Und hält ihr Leben nicht genügend Möglichkeiten bereit, auch kinderlos glücklich zu sein? Gerd macht seinen Trainerschein und geht zweimal die Woche zur Sporthalle, am Sonntag fährt er auf Turniere.

Christina beschließt, ein Studium zu beginnen. Die gesicherte Arbeit auf dem Finanzamt macht ihr zwar Spaß, doch irgendwie spürt sie, dass noch etwas anderes auf sie wartet. Jetzt, wo sie mit dem Kinderwunsch abgeschlossen hat, stehen ihr mit einem Mal Türen offen, die sie vielleicht sonst gar nicht wahrgenommen hätte.

Der Studienort liegt200 Kilometer von ihrer Heimatstadt entfernt. Zu weit, um zu pendeln. Sie nimmt sich eine kleine Wohnung, richtet sie eher spartanisch ein, denn sie will hier ja nur eine Übergangszeit verbringen, und schließt sich einer Volleyballmannschaft der Uni an. Die Treffen nach dem Training, wenn alle Spielerinnen sich in einer netten Kneipe treffen und quatschen, hat sie zu Hause nie so genossen wie hier. Denn sie ist nie allein dort gewesen. Immer sind Gerd und sie als Paar aufgetreten. Und dann entdeckt sie plötzlich: Wenn er nicht mehr als Zuschauer ihre Schmetterbälle und Aufschläge beobachtet, spielt sie auf einmal um Längen besser. Christina wird zur Topspielerin der Mannschaft. Wer hätte das gedacht? Sie selbst am wenigsten. Die Wochenenden, an denen sie zu Gerd fährt, werden seltener, die abendlichen Anrufe kürzer. Sie trennt sich von ihren hüftlangen Haaren – eigentlich hat sie das schon immer gewollt. In den Semesterferien sagt sie den Urlaub mit Gerd, der ohnehin nur halbherzig geplant war, ab. Stattdessen fährt sie mit einer kleinen Frauengruppe nach Teneriffa – ins Beachvolleyball-Camp.

Gerd beschwert sich nicht. Auch er geht in seinen Aufgaben auf und freut sich,